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Der Erdbeerpfluecker

Der Erdbeerpfluecker

Titel: Der Erdbeerpfluecker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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meiner Mutter fuhr. Er kannte unsere Mühle, hatte sie auf Spaziergängen oft bewundert. Er hatte sogar schon Bücher von meiner Mutter gelesen. Das alles vertraute er mir mit seiner ruhigen, tiefen Stimme an, und jedes Mal, wenn er mich berührte, stockte mir der Atem.
    Ich erzählte ihm von meiner Mutter und meinem Vater. Von meiner Groߟmutter, Tilo und Merle. Ich erzählte ihm sogar von Angie und meinem kleinen Bruder. Und ich dachte: Wie kann er sich für jemanden interessieren, der so unscheinbar ist wie ich?
    Er nahm meine Hand und küsste jede einzelne Fingerspitze. Mir wurde heiߟ und kalt, und ich vergrub die andere Hand in seinem Haar.
    »Pscht«, sagte er an meinem Ohr, wie ein Vater, der sein Kind beruhigt. »Lass uns Zeit. Wir haben ein ganzes Leben vor uns.«
    Ein ganzes Leben. Ja. Das war alles, was ich wollte.
     
    Viele Freundschaften zwischen Mädchen gingen kaputt, sobald ein Kerl auftauchte. Merle hatte das nie verstanden. Vor allem hätte sie nie für möglich gehalten, dass es bei Caro, Jette und ihr jemals so sein könnte. Und jetzt benahm Jette sich wie eine liebeskranke Gans.
    Merle hatte ein paarmal versucht, mit ihr darüber zu sprechen, aber Jette hatte überhaupt nicht begriffen, worum es ging. »Mein Gott, Merle«, hatte sie gesagt, »gönn mir doch, dass ich glücklich bin.«
    Da hatte es Merle gereicht. »Sag mal, hast du sie noch alle?«, hatte sie Jette angebrüllt. »Glaubst du wirklich, ich gönn dir das nicht?« Sie hatte mit einer einzigen Armbewegung die Obstschale vom Tisch gefegt und befriedigt registriert, dass sie in tausend Scherben zersprang, während die Ąpfel in alle Richtungen kullerten. »Dann bist du die blödeste Zicke, die mir je über den Weg gelaufen ist!«
    Sie hatte die Wohnung verlassen und war ziellos durch die Straߟen geirrt. Bis sie sich auf einmal vor Claudios Laden wiedergefunden hatte. Unschlüssig war sie stehen geblieben, doch da hatte Claudio sie schon entdeckt.
    Zerknirscht war er zu ihr herausgekommen, hatte sie umarmt, geküsst, geweint, ihr ewige Treue geschworen und sie mit sich in den Laden gezogen. Dort musste Merle sich hinsetzen, er zündete die Kerzen an und servierte ihr ein Versöhnungsessen.
    »Und jetzt sag, meine Kleine: Was ist los? Was bedrückt dich, eh?«
    Merle hatte keine Lust, mit Claudio darüber zu reden. Sie tat es trotzdem. Weil sie sich von ihrer Enttäuschung und Wut befreien musste.
    Claudio verdrehte schwärmerisch die Augen. »Aber wenn sie ihn doch liebt, Merle! Wie kannst du da verlangen, dass sie vernünftig ist?« Ja. Wie konnte sie das verlangen? Sie war ja selbst unvernünftig. Wie oft hatte sie sich geschworen, diesen Mistkerl von Claudio zu verlassen. Wie oft hatte sie es versucht. Und immer war sie zu ihm zurückgekehrt.
    Sie sah die Freude in seinen Augen, erinnerte sich an ihren letzten Streit und spürte, wie sie ihn trotz und wegen all seiner Widersprüchlichkeit liebte. Und auf einmal fiel es ihr nicht mehr schwer, an Jette zu denken, ohne dass gleich die Empörung in ihr hochkam.
    »Bleibst du heute Abend?«, fragte Claudio.
    Merle nickte. Sie würde sich die grässliche grüne Schürze umbinden und wieder für Claudio arbeiten. Sie würde bleiben, so lange er wollte. Und obwohl es falsch war, war es irgendwie auch richtig.
     
    Es war gefährlich, so weit zu gehen. Er hatte ihr seine Identität verraten. Ein Vertrauensbeweis, doch das wusste sie nicht. Wenn sie darüber sprach, konnte alles passieren. Der Kommissar war nicht dumm.
    Er konnte Jette aber auch nicht bitten, Stillschweigen zu bewahren, wie er das bei Caro getan hatte. Falls Caro trotzdem das eine oder andere ausgeplaudert hatte, würde Jette sofort eine Verbindung erkennen.
    Irgendwann würde er ihr alles gestehen müssen. Spätestens dann, wenn es wieder an der Zeit war, einen neuen Namen anzunehmen.
    Bonnie and Clyde. Würde sie zu ihm halten?
    Er hatte sich in seinem Zimmer eingeschlossen und die Schachtel mit seinen Erinnerungsstücken hervorgeholt. Vorsichtig hob er den Deckel ab.
    Die einzelnen Haarsträhnen hatte er mit einem dünnen Goldband zusammengebunden. Er lieߟ sie eine nach der anderen durch die Finger gleiten. Dann steckte er sie in eine Plastiktüte.
    Danach schaute er sich ein letztes Mal die Halsketten an. Es war Zufall gewesen, dass sie alle Halsketten getragen hatten. Ein hilfreicher Zufall, denn er hatte die Polizei auf eine falsche Fährte gelenkt.
    Er war kein Fetischist. Er hatte sich nur Erinnerungen

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