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Der Erdbeerpfluecker

Der Erdbeerpfluecker

Titel: Der Erdbeerpfluecker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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mit einem tadelnden Blick.
    »Caro hatte die sonderbare Vorstellung, dass sie sich seine Liebe an dem Tag verdient hätte, an dem sie seinen richtigen Namen erraten würde.«
    »Rumpelstilzchen.« Tilo überging Imkes Zurechtweisung. Er lebte von Geschichten wie dieser.
    »Die Verbindung hat Caro auch hergestellt«, sagte Jette. »Sie hat zwar dabei gegrinst, aber in Wirklichkeit hat sie geglaubt, dass alles gut ausgehen würde. Wie im Märchen eben.«
    »Märchen sind grausam«, sagte Tilo. »Hat sie das vergessen?«
    Ein unbehagliches Schweigen entstand. Imke ging in die Küche, um für jeden einen Espresso zuzubereiten. Jette begleitete sie.
    »Wo gibt€™s denn so was.« Imke klapperte wütend mit den Tassen. »Eine Liebe, die man sich verdienen muss.«
    »Eine spezielle Seite der Liebe«, sagte Jette.
    Imke verstand die Andeutung. »Das ist doch krank.« Sie schüttelte den Kopf und startete die Espressomaschine.
    »Dieses 
Du
 in den Gedichten«, sagte Jette, als sie alle wieder um den Tisch saߟen, »hat ziemlich finstere Seiten. Ich frage mich, was Caro an ihm so fasziniert hat.«
    »Wir werden es erfahren, wenn wir ihn gefunden haben«, sagte Merle.
    »Es ist nicht eure Aufgabe, die Arbeit der Polizei zu erledigen. Und es ist viel zu gefährlich.« Imke sah Tilo Hilfe suchend an. »Lebensgefährlich.«
    »Habt ihr euch mal überlegt, dass dieser Mann Caros Mörder sein kann?«, fragte Tilo.
    »Dann erst recht«, sagte Jette. »Wir werden ihn finden.« Imke wusste, wie halsstarrig ihre Tochter war. Sie wusste, dass es sinnlos war, ihr etwas ausreden zu wollen. Das war ihr schon früher nicht gelungen. Aber vielleicht gab es noch einen anderen Weg. »Ich möchte euch gern ein Geschenk machen«, sagte sie. »Drei Wochen Urlaub an einem Ort eurer Wahl. Was haltet ihr davon?«
    Jette legte ihr die Hand auf den Arm. »Noch vor kurzem wären wir vor Freude an die Decke gesprungen, Mama. Aber jetzt ist kein guter Zeitpunkt für einen Urlaub. Wir sind das Caro schuldig.«
    »Wär wunderbar gewesen.« Merle lächelte Imke an. In ihren Augen schimmerten Tränen. »Aber ohne Caro würd€™s nicht funktionieren.«
    »Ich weiߟ«, seufzte Imke, als sie kurz nach Mitternacht wieder mit Tilo allein war. »Nichts funktioniert ohne Caro. Und das wird noch lange so bleiben.«
    Tilo küsste sie und streichelte sacht ihren Nacken. Sie schob seine Hand weg. »Nicht jetzt, Tilo«, sagte sie. »Sei nicht böse, aber ich muss Caros Gedichte studieren. Auch ich bin ihr etwas schuldig.«
     

Kapitel 12
    Der Mörder hatte die ersten drei seiner Opfer vergewaltigt, aber er hatte jedes Mal ein Kondom benutzt. Und keinerlei Spuren hinterlassen. Caro war nicht vergewaltigt worden. Allerdings hatte sie kurz vor ihrem Tod Geschlechtsverkehr gehabt.
    Sie hatten am ersten Tatort ein dunkles Haar gefunden, das sich in einer abgeschnittenen Haarsträhne der Toten verfangen hatte. Es konnte jedoch ebenso gut von einem anderen als dem Mörder stammen. Die übrigen Tatorte waren unbeschriebene Seiten gewesen.
    Morde in der Provinz waren Morde in der Provinz. Die Spuren wurden oftmals achtlos zertrampelt. Von denen, die das Opfer fanden, von den Kollegen, die vor der Spurensicherung am Tatort eintrafen, von Presseleuten, die, gerade in kleineren Orten, eine Story schon von weitem witterten.
    Kein eindeutiges Material. Nichts, worauf man aufbauen könnte.
    Bert hatte unzählige Gespräche geführt. Nur an diesen geheimnisvollen Freund von Caro war er noch nicht herangekommen. Niemand hatte ihn gesehen, nicht einmal Jette und Merle. Obwohl er in ihrer Wohnung übernachtet hatte. Wie war das möglich? Dass ein Mensch in das Leben eines anderen Menschen trat und keine Spuren hinterlieߟ auߟer ein paar Tagebucheintragungen und einer Hand voll Gedichte?
    Die Diskette mit den Gedichten war neben dem Tagebuch Berts gröߟte Hoffnung gewesen. Nur hatte er in den Texten nichts entdecken können.
    Er hatte Ausdrucke an Kollegen und Kolleginnen verteilt, in der Hoffnung, einer von ihnen hätte vielleicht ein Gespür fürs Lyrische. Pech gehabt. Er hatte bei dieser Gelegenheit lediglich erfahren, dass er der Einzige war, der überhaupt Bücher las.
    Die Kollegen in Norddeutschland traten ebenfalls auf der Stelle. Und die Presse dort verspritzte ebenso heftig Gift wie die Presse hier. Das Sommerloch, dachte Bert. Die Zeitungsleute sind froh, dass sie nicht wieder die Geschichten von Nessie hervorkramen müssen.
    Inzwischen war eine Sonderkommission

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