Der Erdbeerpfluecker
kam?
Hirngespinste. Sie ging in den Garten hinaus. Sie musste etwas tun. Körperlich arbeiten. Damit sie nicht durchdrehte.
Als sie dann draußen stand und sich umsah, wusste sie nicht, wo sie anfangen sollte. Unentschlossen lief sie ein Stück in Richtung Schafweide, dann zog sie sich wieder ins Haus zurück.
Frau Bergerhausen hatte ihr einen perfekten Haushalt hinterlassen, als sie in die Ferien ging, aber davon war nicht viel übrig geblieben. Alles wirkte irgendwie stumpf. Weniger klar. Weniger leuchtend. Sogar draußen. Aber vielleicht bildete sie sich das auch nur ein.
Sie räumte das herumstehende Frühstücksgeschirr in die Spülmaschine und schaltete sie ein. Wischte den Tisch ab. Legte die Zeitung in den Zeitungskorb. Stopfte die schmutzige Tischdecke in den Wäschekorb. Füllte die Waschmaschine und stellte das Programm ein. Nach einiger Zeit ging ihr die Arbeit von der Hand, ohne dass sie darüber nachdachte.
Als das Telefon klingelte, war sie gerade im Keller. Sie hastete die Treppe hinauf und meldete sich atemlos. Bert Melzig.
»Mein Besuch hat auf Jette und Merle keinen großen Eindruck gemacht. Ich habe ihnen noch einmal ins Gewissen geredet und ihnen meine Karte dagelassen. Mehr konnte ich leider nicht ausrichten.«
»Sie haben getan, was Sie konnten. Danke.« Imke erzählte ihm, was sie von dem Schlosser erfahren hatte. Die Angst sprudelte ihr nur so von den Lippen. Aber warum belästigte sie ihn damit? Er konnte ihr nicht helfen.
Er hörte zu. Das konnte er wunderbar, zuhören. Es war, als würde er einem seine große Hand auf den Kopf legen und alles wäre wieder gut.
Dabei war gar nichts gut. Nichts würde je wieder sein wie zuvor. Denn nichts konnte Caro und die anderen ermordeten Mädchen wieder lebendig machen.
Endlich verließ sie das Haus einmal allein. Er wartete, bis sie weit genug entfernt war, dann stieg er aus dem Wagen, schloss ab und folgte ihr. Es könnte leicht zur Besessenheit werden, in jeder freien Minute die Mädchen zu beobachten.
Gestern hatte es ihm einfach Spaß gemacht. Inzwischen war es mehr. Er wollte Jette richtig kennen lernen. Und dann würde er überlegen, wie er weiter vorgehen sollte. Jede Entscheidung brauchte ihre Zeit und er wartete geduldig ab, bis es so weit war.
Ihr Gang war leicht und federnd. Ihr Haar wippte bei jedem Schritt. Wie ein Model, dachte er. Genauso bewegte sie sich. Er stellte sich ihren Duft vor. Ob sie Parfüm benutzte?
Anscheinend wollte sie einen Einkaufsbummel machen, denn sie blieb vor den Schaufenstern stehen und betrachtete die Auslagen. Das machte die Verfolgung schwierig. Er kam sich vor wie einer dieser Detektive in amerikanischen Filmen. Nur dass er viel zu ungeschickt war.
In der Altstadt betrat Jette einen Buchladen. Georg blieb draußen stehen und tat so, als sei er in den Anblick der Bücher im Schaufenster vertieft. Reiselektüre, so viel bekam er mit. Es war Ferienzeit und auch Bücher hatten ihre Saison.
Wenn er den Blick hob, konnte er Jette im Laden sehen. Höchstens drei Meter von ihm entfernt, nahm sie Bücher in die Hand und stellte sie wieder weg. Dann las sie sich fest.
Er sah sich unbehaglich um. Unmöglich, die ganze Zeit hier stehen zu bleiben. Auf und ab zu laufen war auch keine Lösung. Er durfte nichts tun, womit er die Aufmerksamkeit der Leute auf sich zöge. Er betrat die Buchhandlung.
Jette hielt sich in der Abteilung für Tierbücher auf. Sie hielt einen Ratgeber für Katzenbesitzer in der Hand. Georg dachte an das unvermutete Zusammentreffen mit ihren Katzen in der Nacht und erinnerte sich an die plötzliche Panik, die ihn erfasst hatte.
Es gefiel ihm nicht, dass er anfing, sich für dieses Mädchen zu interessieren. Gleichzeitig genoss er es zu spüren, wie sie langsam von seinen Gedanken und Gefühlen Besitz ergriff.
Wie ein schleichendes Gift, dachte er. Wenn er jetzt nicht machte, dass er davonkam, wäre es zu spät.
Wahrscheinlich hatten sie das Telefon wieder leise gestellt. Oder sie waren unterwegs. Imke wählte beide Handynummern. »Der von Ihnen gewünschte Teilnehmer ist zurzeit leider nicht zu erreichen.« Warum schalteten sie ihre Handys ständig aus? Imke seufzte. Wie oft hatte sie Jette und Merle schon darum gebeten, sich einen Anrufbeantworter zuzulegen.
»Wozu brauchen wir einen Anrufbeantworter, Mama?«
Wozu! »Na, um erreichbar zu sein.«
»Um Hinz und Kunz zurückzurufen, meinst du wohl. Dazu fehlt uns die Knete.«
»Als wäre Geld ein
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