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Der Erdsee Zyklus Bd. 1 - Der Magier der Erdsee

Der Erdsee Zyklus Bd. 1 - Der Magier der Erdsee

Titel: Der Erdsee Zyklus Bd. 1 - Der Magier der Erdsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula K. LeGuin
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umspringenden Wind herumschlug, oder zwei Boote stießen zusammen, obwohl sie die ganze Bucht für sich hatten; es kam auch vor, daß die drei Jungen in einem Boot ein unerwartetes Bad nahmen, wenn eine unbeabsichtigte Riesenwelle über ihnen zusammenschlug. Die Ausflüge über Land mit dem Meister der Kräuterkunde verliefen ruhiger; von ihm lernten sie die Eigenschaften und Eigenheiten aller wachsenden Dinge. Meister Hand lehrte sie Kunststücke und Gaukeleien und die einfacheren Arten der Verwandlung.
    Ged war sehr gelehrig, und innerhalb eines Monats übertraf er manche Burschen, die schon ein Jahr lang auf Rok waren. Die Illusionstricks fielen ihm besonders leicht, manchmal schien es, als sei er mit diesem Wissen geboren und müsse nur wieder daran erinnert werden. Meister Hand war ein sanfter, heiterer alter Herr, dem seine spielerische Kunst endlose Freude bereitete, und Ged verlor bald alle Scheu vor ihm. Er fragte ihn nach dieser oder jener Formel, und der Meister lächelte und zeigte ihm jedesmal, was er wissen wollte. Eines Tages jedoch, als sie sich im Hof der Illusionen befanden, sagte Ged, getrieben von dem heimlichen Wunsch, Jasper endlich auszustechen: »Wissen Sie, alle diese Kunststücke sind sich ähnlich. Wenn man eines kann, dann kann man die anderen auch. Aber sobald man mit dem Kunststück aufhört, verschwindet die Illusion. Wenn ich jetzt aus diesem Steinchen einen Brillanten mache« – was er bewerkstelligte mit einem Wort und einer kurzen Bewegung seines Handgelenkes –, »was muß ich tun, damit dieser Brillant ein Brillant bleibt? Wie hält man eine Verwandlung fest, damit sie andauert?«
    Meister Hand schaute auf den Brillanten, der in Geds Hand glitzerte wie das schönste Schmuckstück aus einem Drachenschatz. Er murmelte das Wort »Tolk«, und kein Juwel, sondern ein einfacher, rauher grauer Stein lag wieder da. Er nahm ihn und legte ihn auf seine geöffnete Hand. »Das ist ein Stein, Tolk in der Ursprache«, sagte er und schaute Ged gütig an. »Es ist ein kleines Stückchen Fels, aus dem Rok besteht, ein bißchen von dem Land, auf dem die Menschen wohnen. Das ist sein Wesen, er ist ein ganz kleiner Teil der Welt. Durch den Illusionstrick kannst du verursachen, daß er wie ein Brillant aussieht – oder wie eine Blume, eine Mücke, ein Auge oder eine Flamme.« Während er die Namen sprach, flackerte der Stein von einer Gestalt zur anderen und wurde dann wieder Stein. »Aber all das ist nur Schein. Die Illusion spielt mit den Sinnen des Beschauers; er sieht, hört und fühlt, wie sich das Ding geändert hat. Aber das Ding selbst bleibt sich gleich. Um diesen Stein in ein Juwel zu verwandeln, mein Junge, dazu mußt du seinen wahren Namen ändern. Und das bedeutet – selbst bei einem so winzigkleinen Teil der Welt –, daß die Welt geändert wird. Man kann es tun. O ja, es ist möglich. Das ist die Kunst des Meisters der Verwandlungen, und du wirst es auch lernen, wenn du soweit bist. Aber du darfst nichts endgültig verwandeln, ob Stein oder nur ein Sandkorn, bevor du weißt, welche Folgen, gute und schlechte, diese Verwandlung nach sich zieht. Siehst du, die Welt ist im Gleichgewicht, im Equilibrium. Die Macht eines Zauberers, der verwandeln und gebieten kann, könnte das Gleichgewicht dieser Welt stören. Diese Kunst ist sehr gefährlich. Weisheit muß sie begleiten, und nur der Not kann sie dienen. Wenn du eine Kerze anzündest, mußt du mit dem Schatten rechnen …«
    Er schaute wieder auf den Stein. »Weißt du, ein Stein ist auch ganz gut«, sagte er, weniger ernsthaft. »Wenn die Inseln der Erdsee aus Diamanten wären, wahrlich, wir Menschen würden ein hartes Leben führen! Junge, hab deinen Spaß an den Illusionen, und laß Stein Stein sein.« Er lächelte, aber Ged war nicht zufrieden, als er wegging. Wenn man versucht, einem Zauberer seine Geheimnisse zu entlocken, bekommt man immer nur vom Gleichgewicht, von der Gefahr und von den dunklen Mächten zu hören, bei Ogion war es ja nicht anders gewesen. Ganz bestimmt war er ein Zauberer, der die kindischen Illusionstricks hinter sich hatte und zur wahren Kunst des Verwandelns und Gebietens gelangt war, mächtig genug, das zu tun, was ihm gefiel, und die Welt trotzdem nicht aus dem Gleichgewicht zu bringen, und er konnte ja mit seinem eigenen Licht die Dunkelheit vertreiben.
    Im Gang stieß er auf Jasper, der viel freundlicher tat, seit sich Geds Leistungen in der Schule herumgesprochen hatten, in Wirklichkeit aber nur

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