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Der Erl�ser

Titel: Der Erl�ser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesb�
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ständig zufriert.«
    »Und auf Halvorsen ist er nicht mit der Pistole losgegangen, sondern mit einem Messer?«
    »Von da, wo ich stand, sah es so aus. Er hat Halvorsen von hinten angesprungen und mehrmals auf ihn eingestochen.«
    »Wie oft?«
    »Vier oder fünf Mal. Ich weiß nicht, ich «
    »Und dann?«
    »Dann bin ich die Kellertreppe runter und habe von unten die Notrufnummer gewählt.«
    »Und der Täter ist Ihnen nicht hinterhergelaufen?«
    »Ich weiß nicht, die Haustür war ja abgeschlossen.«
    »Aber er hätte doch die Scheibe einschlagen können. Ich meine, er hatte doch gerade erst einen Polizisten niedergestochen.«
    »Ja, da haben Sie recht. Ich weiß nicht.«
    Toril Li starrte auf das Protokoll. »Neben Halvorsen wurde Erbrochenes gefunden. Wir nehmen an, dass das vom Täter stammt. Können Sie das bestätigen?«
    Jon schüttelte den Kopf. »Ich bin auf der Kellertreppe geblieben, bis Sie gekommen sind. Vielleicht hätte ich helfen sollen, aber ich ...« »Ja?«
    »Ich hatte solche Angst.«
    »Sie haben schon das Richtige gemacht.« Wieder dieser Gesichtsausdruck, der ihre Worte Lügen strafte.
    »Was sagen die Ärzte? … Wird er ?«
    »Er wird wohl im Koma bleiben, bis sich sein Zustand möglicherweise bessert. Aber sie wissen noch nicht, ob sein Leben zu retten ist. Lassen Sie uns weitermachen.«
    »Das Ganze ist wie ein immer wiederkehrender Albtraum«, flüsterte Jon. » Es geschieht einfach immer wieder. Wieder und wieder.«
    »Bitte, ersparen Sie es mir, Sie ständig darum zu bitten, ins Mikrofon zu sprechen«, sagte Toril Li tonlos.
     
    *
     
    Harry stand am Fenster des Hotelzimmers und blickte über die dunkle Stadt. Verdrehte und zerbrochene Fernsehantennen malten seltsame Zeichen und Symbole in den braungelben Himmel. Die schwedischen Laute, die aus dem Fernseher kamen, wurden von den dicken, dunklen Teppichen und Gardinen gedämpft. Max von Sydow spielte Knut Hamsun. Die Tür der Minibar stand offen. Auf dem Salontisch lag die Hotelbroschüre. Auf der Titelseite prangte ein Bild der Statue von Josip Jelacic auf der Trg Jelacica, und auf Jelacic selbst standen vier Miniaturfläschchen. Johnnie Walker , Smirnoff, Jägermeister und Gordon’s. Sowie zwei Flaschen Bier der Marke Ozujsko. Keine der Flaschen war geöffnet. Vorläufig. Eine Stunde war vergangen, seit Skarre ihn angerufen und ihm berichtet hatte, was in der Gøteborggata geschehen war.
    Er wollte nüchtern sein, wenn er dieses Telefonat führte. Beate hob beim vierten Klingeln ab.
    »Er lebt«, sagte sie, noch ehe Harry fragen konnte. »Er liegt im Koma und wird künstlich beatmet.«
    »Was sagen die Ärzte?«
    »Sie wissen es nicht, Harry. Er hätte an Ort und Stelle sterben können, denn es sieht so aus, als hätte Stankic versucht, ihm die Halsschlagader zu durchtrennen, aber irgendwie scheint er die Hand dazwischengekriegt zu haben. Er hat einen tiefen Schnitt auf dem Handrücken und ein paar weniger tiefe Wunden am Hals. Aber Stankic hat ihm auch mehrfach in die Brust gestochen. Unmittelbar über dem Herzen. Die Ärzte halten es für möglich, dass die Herzkranzgefäße betroffen sind.«
    Abgesehen von einem kaum wahrnehmbaren Zittern in der Stimme klang es, als spräche sie über irgendein beliebiges Opfer. Und Harry verstand, dass dies im Moment vielleicht die einzige Art war, wie man über den Vorfall sprechen konnte: als einen Teil des Jobs. In der Stille, die folgte, donnerte Max von Sydow mit zornbebender Stimme los. Harry suchte nach einem tröstenden Wort.
    »Ich habe gerade mit Toril Li telefoniert«, sagte er stattdessen. »Sie hat mir berichtet, was Jon Karlsen ausgesagt hat. Weißt du noch mehr?«
    »Wir haben das Projektil in der Wand rechts vom Eingang gefunden. Die Ballistiker überprüfen es gerade, aber ich bin mir ziemlichsicher, dass es mit den Projektilen auf dem Egertorg, in Jon Karlsens Wohnung und vor dem Obdachlosenheim übereinstimmt. Es ist Stankic. «
    »Was macht dich da so sicher?«
    »Ein Pärchen, das mit dem Auto über die Straße fuhr und anhielt, als sie Halvorsen am Boden liegen sahen, hat einen Mann weglaufen sehen, der wie ein Bettler aussah. Das Mädchen hat im Spiegel beobachtet, dass er etwas weiter hinten ausgerutscht ist. Wir haben das überprüft, und mein Kollege, Bjørn Holm, hat eine ausländische Münze gefunden, die so tief in den Schnee getreten war, dass wir zuerst dachten, die hätte schon länger dort gelegen. Er wusste auch nicht, woher sie stammte, weil da bloß

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