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Der Erl�ser

Titel: Der Erl�ser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesb�
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Schiwago«, sagte sie und nickte zum Klavier hinüber. »Schön, nicht wahr? Mister Hansen? «
    Ihre englische Aussprache und Betonung waren vorbildlich. Sie verzog ihren Mund zu einem schiefen Lächeln, als hätte sie etwas Lustiges gesagt, und forderte ihn mit einer unauffälligen, aber bestimmten Handbewegung auf, Platz zu nehmen.
    »Mögen Sie Musik?«, fragte Harry.
    »Tun wir das nicht alle? Ich habe früher Musik unterrichtet.« Sie beugte sich vor und stellte das Radio lauter.
    »Haben Sie Angst, dass wir abgehört werden?«
    Sie lehnte sich zurück. »Was wollen Sie, Hansen?«
    Harry wiederholte die Geschichte von dem Mann vor der Schule und seinem Sohn, während die Galle in seinem Hals brannte und das Rudel wilder Hunde in seinem Bauch knurrend und Zähne fletschend mehr forderte. Die Geschichte klang nicht überzeugend.
    »Wie haben Sie mich gefunden?«, fragte sie.
    »Jemand aus Vukovar hat mir einen Tipp gegeben.«
    »Woher kommen Sie?«
    Harry schluckte. Seine Zunge fühlte sich trocken und geschwollen an. »Aus Kopenhagen.«
    Sie sah ihn an. Harry wartete. Er spürte einen Schweißtropfen zwischen seinen Schulterblättern nach unten rinnen. Ein weiterer bildete sich auf seiner Oberlippe. Verflucht noch mal, dachte er, er brauchte seine Medizin. Jetzt.
    »Ich nehme Ihnen Ihre Geschichte nicht ab«, sagte sie schließlich. »Okay«, erwiderte Harry und stand auf. »Ich muss gehen!« »Warten Sie!« Die Stimme der kleinen Frau klang entschlossen, und sie bedeutete ihm, sich wieder hinzusetzen. »Das heißt noch lange nicht, dass ich keine Augen im Kopf habe«, sagte sie. Harry ließ sich auf den Sessel fallen.
    »Ich sehe den Hass«, sagte sie. »Und die Trauer. Und ich kann den Alkohol riechen. Ich glaube Ihnen, was Sie über Ihren toten Sohn gesagt haben.« Sie lächelte kurz. »Was möchten Sie erledigt haben?«
    Harry versuchte, sich zu sammeln. »Wie viel kostet es? Und wie schnell können Sie es machen?«
    »Das kommt darauf an. Aber Sie werden keine seriösen Handwerker finden, die günstiger arbeiten als wir. Das untere Limit beläuft sich auf 5000 Euro plus Spesen.«
    »In Ordnung. Nächste Woche?«
    »Das ist unter Umständen etwas kurzfristig.«
    Die kleine Frau hatte nur für den Bruchteil einer Sekunde gezögert, doch das hatte ihm schon gereicht. Er wusste Bescheid. Und jetzt sah er, dass sie wusste, dass er es wusste. Die Stimmen im Radio schrien aufgeregt, und das Publikum im Hintergrund jubelte. Jemand hatte ein Tor geschossen.
    »Oder wissen Sie nicht, ob Ihr Handwerker so schnell schon wieder zurück ist?«, fragte Harry.
    Sie sah ihn lange an. »Sie sind noch immer Polizist, nicht wahr?« Harry nickte. »Ich bin Hauptkommissar in Oslo.«
    Die Haut um ihre Augen begann zu zucken.
    »Aber ich stelle keine Gefahr für Sie dar«, sagte Harry. »Kroatien fällt nicht in mein Zuständigkeitsgebiet, und es weiß auch niemand,dass ich hier bin. Weder die kroatische Polizei noch meine eigenen Chefs.«
    »Und was wollen Sie dann?«
    »Verhandeln.«
    »Worüber?« Sie beugte sich über den Tisch und drehte das Radio leiser.
    » Ihr Handwerker gegen meine Schießscheibe.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Einen Tausch. Ihr Mann gegen Jon Karlsen. Wenn er die Jagd auf Jon Karlsen aufgibt, lassen wir ihn gehen.«
    Sie zog die Augenbrauen hoch: »Ihr alle passt auf einen Mann auf, der nur von einem einzigen kleinen Handwerker bedroht wird? Und da habt ihr trotzdem Angst?«
    »Wir haben Angst vor einem Blutbad. Ihr Handwerker hat bereits zwei Menschen umgebracht und einen meiner Kollegen niedergestochen. «
    »Was ?« Sie erstarrte. »Das kann nicht sein.«
    »Es wird noch mehr Tote geben, wenn Sie ihn nicht zurückrufen. Und dann wird er selbst ein toter Mann sein.«
    Sie schloss die Augen. Saß lange so da. Dann holte sie tief Luft: »Wenn er einen Ihrer Kollegen getötet hat, werden Sie sich rächen wollen. Wie kann ich Ihnen vertrauen, dass Sie Ihren Teil des Abkommens auch einhalten?«
    »Mein Name ist Harry Hole.« Er legte seinen Pass auf den Tisch. »Wenn herauskommt, dass ich ohne Genehmigung der kroatischen Behörden hier war, haben wir die schönsten diplomatischen Verwicklungen. Und ich habe keinen Job mehr.«
    Sie holte eine Brille aus ihrer Tasche. »Sie stellen sich also persönlich als Geisel zur Verfügung? Finden Sie das wirklich glaubwürdig, Herr « Sie setzte ihre Brille auf und studierte den Pass. »Harry Hole.«
    »Mehr habe ich nicht in der Hand.«
    Sie nickte. »Ich verstehe. Und

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