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Der Erl�ser

Titel: Der Erl�ser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesb�
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Ausländer, der mir fünfhundert gegeben hat? So was. Aber okay, ich erkenne deine Stimme wieder … Au!« Kristoffer ließ das Streichholz fallen, das auf dem Boden verlosch. In der Finsternis klang seine Stimme näher: »Geht es in Ordnung, wenn ich mir heute Nacht die Kabine mit dir teile?«
    »Du kannst sie ganz allein haben. Ich war gerade im Begriff auszuziehen.«
    Ein weiteres Streichholz wurde angerissen. »Wäre besser, wenn du hier bleibst. Zu zweit ist es wärmer. Das mein ich wirklich so, Mann.« Er hielt den Löffel vor sich hin und goss aus einer kleinen Flasche etwas Flüssigkeit darauf.
    »Was ist das?«
    »Wasser und Ascorbinsäure.« Kristoffer öffnete das Tütchen und ließ den Inhalt auf den Löffel rieseln, ohne auch nur ein Körnchen daneben zu schütten. Dann schob er das Streichholz geschickt in die andere Hand.
    »Das kannst du aber gut, Christopher.« Er sah zu, wie der Junkie die Flamme unter den Löffel hielt, während er bereits ein weiteres Streichholz parat hatte.
    »Unten auf der Plata nennen sie mich Steadyhand‹. «»Das kann ich gut nachvollziehen. Hör mal, ich muss gehen. Aber lass uns die Jacken tauschen, dann überlebst du vielleicht die Nacht.«
    Kristoffer sah zuerst auf seine eigene dünne Jeansjacke, ehe sein Blick die Jacke des anderen musterte. »Ui, meinst du das ernst?« »Aber sicher.«
    »Mensch, du bist aber nett. Aber warte, bis ich mir diesen Schuss gesetzt habe. Hättest du was dagegen, mir das Streichholz zu halten?«
    »Soll ich nicht lieber die Spritze halten?«
    Kristoffer sah skeptisch zu ihm auf. »He, ich mag vielleicht noch grün sein, aber ich falle nicht auf den ältesten Junkietrick der Welt rein. Du kannst das Streichholz halten.«
    Er nahm das Streichholz.
    Das Pulver löste sich auf und verband sich mit dem Wasser zu einer durchsichtigen braunen Flüssigkeit. Kristoffer legte einen kleinen Wattebausch auf den Löffel.
    »Um den Dreck aus dem Stoff zu kriegen«, antwortete er, ehe der andere fragen konnte, saugte die Flüssigkeit durch die Watte in die Spritze und legte die Kanüle an seine Haut. »Siehst du die feine Haut? Kaum eine Narbe, siehst du das? Und dicke, feine Adern. Richtig jungfräulich, wie man so sagt. Aber in ein paar Jahren wird hier alles gelb von entzündeten Krusten und Narben sein, genau wie bei allen anderen. Und nix mehr mit Steadyhand. Ich weiß das und mach trotzdem weiter. Verrückt, oder?«
    Während Kristoffer sprach, schüttelte er die Spritze, um sie abzukühlen. Er hatte sich ein Gummiband um den Oberarm gezogen und setzte sich nun die Spitze der Nadel auf die Ader, die sich wie eine blaue Schlange an seinem Arm emporwand. Das Metall glitt durch die Haut. Dann drückte er sich das Heroin in die Blutbahn. Seine Augenlider und sein Unterkiefer sanken herab. Dann kippte sein Kopf nach hinten und sein Blick fiel auf die schwebende Hundeleiche.
    Einen Moment lang betrachtete er Kristoffer. Dann warf er das abgebrannte Streichholz weg und zog den Reißverschluss seiner blauen Jacke auf.
     
    *
     
    Als endlich abgenommen wurde, konnte Beate Lønn Harry kaum verstehen, so laut dröhnte die Discoversion von »Jingle Bells« im Hintergrund. Aber sie hörte genug, um zu erkennen, dass er nicht nüchtern war. Nicht weil er lallte, sondern im Gegenteil, weil er so deutlich sprach. Sie erzählte ihm von Halvorsen.
    »Herzbeuteltamponade ? «, rief Harry.
    »Innere Blutungen, die die Herzgegend mit Blut füllen, so dass es nicht mehr richtig schlagen kann. Sie mussten viel absaugen. Es hat sich jetzt stabilisiert, aber er liegt noch immer im Koma. Wir können nur warten. Ich ruf dich wieder an, wenn sich was verändert.«
    »Danke. Sonst noch etwas, was ich wissen müsste?«
    »Hagen hat Jon Karlsen und Thea Nilsen mit zwei Babysittern wieder auf den Østgård geschickt. Und ich habe noch mal mit der Mutter von Sofia Miholjec geredet. Sie hat mir versprochen, heute mit Sofia zu einem Arzt zu gehen.«
    »Hm. Was ist mit dieser Mitteilung vom Veterinärmedizinischen Institut?«
    »Sie meinten, sie hätten das mit dem Chinarestaurant gesagt, weil man solches Fleisch sonst nirgendwo isst.«
    »Was für ein Fleisch?«
    »Hund.«
    »Hund? Moment!«
    Die Musik verschwand, und stattdessen hörte sie jetzt Verkehrsgeräusche. Dann war Harrys Stimme wieder da: »Aber verdammt noch mal, es gibt in Norwegen doch keinen Ort, an dem man Hund serviert!«
    »Nein, das ist ja das Besondere. Das Veterinärinstitut hat sogar die Rasse identifizieren

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