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Der Erl�ser

Titel: Der Erl�ser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesb�
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Anrufbeantworter blinkte ein rotes Lämpchen. Daneben war die Ziffer 2 zu lesen. Er drückte den Play-Knopf. Das Band lief.
    »Rakel«, sagte eine Frauenstimme. Sie hörte sich etwas älter an als die Stimme von eben. Nachdem sie ein paar Sätze gesagt hatte, überließ sie den Hörer einem Jungen, der gleich losplapperte. Danach kam die Nachricht, die er schon kannte. Und er stellte fest, dass es keine Einbildung war – diese Stimme hatte er tatsächlich schon einmal gehört. Es war die Stimme der Frau aus dem weißen Bus.
    Nachdem er die Nachrichten abgehört hatte, blieb er noch im Flur stehen und sah sich zwei Fotos an, die unter dem Rahmen des Spiegels befestigt waren. Das eine zeigte Hole, eine Frau mit dunklen Haaren und einen Jungen, die auf Skiern im Schnee saßen und in die Kamera blinzelten. Das andere Bild war schon älter, die Farben waren bereits verblichen. Es zeigte ein kleines Mädchen und einen Jungen, beide in Badesachen. Die Kleine hatte mongoloide Gesichtszüge, der Junge die von Harry Hole.
    Er saß in der Küche und aß langsam, während er auf die Geräusche im Flur lauschte. Die Scheibe in der Tür hatte er mit durchsichtigem Klebeband repariert, das er in der Schublade des Telefontischchens gefunden hatte. Als er mit dem Essen fertig war, ging er ins Schlafzimmer. Es war kalt. Er setzte sich aufs Bett und fuhr mit der Hand über das weiche Bettzeug. Roch am Kopfkissen. Öffnete den Kleiderschrank. Fand eine graue, eng sitzende Boxershorts und ein zusammengefaltetes weißes T-Shirt, auf dem über dem Schriftzug FRELST eine Art achtarmiger Shiva abgebildet war. Darüber stand JOKKE & VALENTINERNE. Die Kleider rochen nach Waschmittel. Er zog sich aus, streifte sich die Sachen über und legte sich aufs Bett. Schloss die Augen. Dachte an das Bild von Hole. Und an Giorgi. Legte die Pistole unter das Kopfkissen. Obwohl er todmüdewar, spürte er, dass er eine Erektion bekam und sich sein Glied gegen die eng sitzende, weiche Baumwolle presste. Und er schlief in der Gewissheit ein, dass er aufwachen würde, wenn jemand die Wohnungstür auch nur anfasste.
     
    *
     
    »Das Unvorhersehbare vorhersehen.«
    So lautete das Motto von Sivert Falkeids, dem Leiter des Sondereinsatzkommandos Delta. Falkeid stand auf der Anhöhe hinter dem Containerhafen. Er hielt ein Walkie-Talkie in der Hand. Hinter ihm rauschten Nachttaxis und Lastwagen über die Autobahn. Alle wollten zu Weihnachten zu Hause sein. Neben ihm stand Dezernatsleiter Gunnar Hagen. Er hatte den Kragen seiner grünen Tarnjacke hochgeschlagen. In dem kalten, steif gefrorenen Dunkel unter ihnen befanden sich Falkeids Männer. Falkeid sah auf die Uhr. Fünf vor drei.
    Neunzehn Minuten waren vergangen, seit einer der Schäferhunde der Hundepatrouille vor einem roten Container angeschlagen hatte. Es musste also jemand darin sein. Trotzdem gefiel Falkeid die Situation nicht. Obwohl der Auftrag an sich in Ordnung war. Das war nicht das Problem.
    Bis jetzt war alles wie geschmiert gelaufen. Nach Hagens Anruf war nur eine Dreiviertelstunde vergangen, bis die fünf Auserwählten im Polizeipräsidium bereitstanden. Delta bestand aus siebzig Personen, alles hoch motivierte und gut trainierte Männer mit einem Durchschnittsalter von einunddreißig Jahren. Die Mannschaft wurde nach Bedarf rekrutiert, und zu ihrem Tätigkeitsbereich zählten unter anderem auch die sogenannten »schwierigen, bewaffneten Aufträge«, zu denen auch dieser gehörte. Neben den fünf Männern von Delta war auch eine Person des militärischen Spezialkommandos FSK gekommen. Und damit hatte sein Unwohlsein begonnen. Der Mann war ein Scharfschütze, den Gunnar Hagen persönlich angefordert hatte. Er nannte sich Aron, aber Falkeid wusste, dass keiner im FSK unter seinem richtigen Namen operierte. Ja, das ganze Kommando war seit seiner Gründung 1981 geheim gewesen, bis es während der famosen Operation »EnduringFreedom« in Afghanistan von den Medien ins Rampenlicht gezerrt wurde. Dadurch waren detaillierte Informationen zu der überaus gut ausgerüsteten und trainierten Einheit bekannt geworden, die nach Falkeids Meinung eher an eine geheime Bruderschaft denken ließen.
    »Weil ich Aron vertraue«, hatte Hagen Falkeid wortkarg erklärt. »Erinnern Sie sich an den Schuss in Torp, 1994?«
    Falkeid erinnerte sich gut an das Geiseldrama auf dem Flughafen Torp. Er war dort gewesen. Niemand hatte je erfahren, wer den Schuss abgegeben hatte, der den Tag gerettet hatte. Der bewaffnete

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