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Der Eroberer

Der Eroberer

Titel: Der Eroberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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Rolfe, lächelte Ceidre an und wies auf Alice' Stuhl. »Setz dich.«
    Ihr Argwohn stieg, sie nahm aber gehorsam Platz. Er baute sich drohend vor ihr auf. »Wo sind deine Brüder, Ceidre?«
    Sie blinzelte. »Das weiß ich nicht.«
    »Lüg mich nicht an. Ich bin dein Herr, und ich frage dich noch einmal: Wo sind sie?«
    »Ich weiß es nicht«, wiederholte sie eigensinnig.
    Er hob die Hand und berührte ihre Wange, streichelte sie sanft – beängstigend sanft. »Wegen deines niederträchtigen Verrates habe ich York verloren. Und mit deiner Hilfe werde ich mir wieder holen, was mir zusteht. Nichts wird mich daran hindern, Morcar aufzuspüren und ihn dem König vorzuführen. Hast du verstanden?
    «
    Ihre Augen verdunkelten sich vor Zorn. »Wenn Ihr auf meine Hilfe zählt, so irrt Ihr!«
    »Ich erwäge, dich zu verheiraten«, meinte Rolfe nachdenklich.
    Ein Laut des Entsetzens entfuhr ihr.
    Er wusste, wie wichtig ihr die Freiheit war, und hoffte, ihr mit dieser Drohung die Wahrheit zu entlocken. »Wenn du dich gefällig erweist, werde ich meine Entscheidung vielleicht noch einmal überdenken. Wenn du allerdings starrsinnig bleibst wie bisher, wähle ich dir einen Bräutigam – noch heute. Einen Mann aus dem Volk, der sich nicht scheut, die Wahrheit aus dir heraus zu prügeln, einen Mann, der seinem neuen Gebieter gefällig sein will und sich von seinem Weib keinen Ungehorsam bieten lässt. Hast du verstanden?«
    »Das würdet Ihr nicht tun.«
    »O doch, das würde ich«, entgegnete er seidenweich.
    Ceidre senkte den Blick auf ihre im Schoß gefalteten Hände. »Ich weiß wirklich nicht, wo sie sind. Ich weiß lediglich, dass sie sich in den Sümpfen versteckt haben«, sagte sie und hob den Kopf. Tränen glänzten in ihren Augen.
    Rolfe spürte, dass sie die Wahrheit sagte. Wieder nagte sein Gewissen an ihm, ihr so zuzusetzen, sie zu bedrohen.
    Entschlossen wischte er sein Mitgefühl beiseite. »Nun gut.« Sie hatte ihm nichts gesagt, was er nicht schon wusste.
    »Bitte, Mylord«, sagte Ceidre zaghaft. Er wartete. »Zwingt mich nicht zu heiraten.« »Ich lass es mir durch den Kopf gehen«, entgegnete er mürrisch, gab Guy einen Wink, drehte sich um und verließ die Halle.

Kapitel 32
    Ceidre ließ den königlichen Boten nicht aus den Augen. Eine Woche war seit dem Verhör vergangen. Und jeden Morgen war Ceidre mit dem angstvollen Gedanken aufgewacht, der Normanne würde sie wieder rufen lassen und ihr diesmal den Namen des von ihm ausgesuchten Bräutigams nennen und sie mit ihm verheiraten. Wenn er sich das in den Kopf gesetzt hatte, konnte sie nichts dagegen tun.
    Doch er hatte sie nicht rufen lassen. Die Tage krochen ereignislos dahin. Die Bewohner des Herrenhauses waren in den neuen Burgfried umgezogen. Das alte Haus diente nun den Soldaten und Haussklaven als Nachtlager. Im beinahe fensterlosen Normannenturm war es stickig und düster. Ceidre haßte den abweisenden Bau. Der Raum zu ebener Erde wurde als Lager und Vorratsraum genutzt, im Stockwerk darüber befand sich die Große Halle. Darüber lagen das Schlafgemach des Burgherrn und seiner Gemahlin, der Söller und eine dritte Kammer. Ceidre schlief in der Großen Halle unter Guys ständiger Aufsicht.
    Seit Rolfes Rückkehr war ihr keine Arbeit zugewiesen worden. Die meiste Zeit des Tages verbrachte sie bei ihrer Großmutter im Dorf, weit weg von ihm und seinem neuen hässlichen Burgturm. Sie genas und kam schnell wieder zu Kräften. Die beängstigende Begegnung mit dem Tod war ihr nur als böser Alptraum im Gedächtnis geblieben.
    Ceidre war zufällig in der Großen Halle, um sich ein frisches Hemd zu holen, das sie unter ihrer Pritsche ordentlich gefaltet in einer Holztruhe verwahrte. Das Licht, das durch die schmalen, hohen Schlitze einfiel, erhellte den düsteren Raum nur schwach und erreichte kaum die hinteren Winkel. Sie erschrak, als Rolfe mit einem Fremden in staubiger Reisekleidung eintrat. Ceidre spähte in das Halbdunkel und erkannte an der Kleidung des Fremden einen Boten des Königs.
    Rolfe rief um Wein und Speisen; die beiden Männer nahmen an der langen Tafel Platz. Rolfe lehnte sich bequem in seinem hohen Stuhl zurück. Kurz darauf brachte Mary ein Brett mit Brot, Käse, Fleischpasteten, Bier und Wein.
    Der Bote aß hungrig, trank gierig einen Becher Wein und goss bald den zweiten hinterher.
    Ceidre kauerte sich tiefer in den Schatten.
    »Es besteht keine Eile«, sagte Rolfe. »Du musst das Essen nicht in dich hineinschlingen wie ein hungriger

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