Der Eroberer
unruhige Blicke über die Schulter zu Ceidres Aufpasser hinüber, der sich im Hintergrund hielt und Beth verliebte Augen machte.
Ceidres Herzschlag beschleunigte sich. Und sie begriff, warum Beth errötete, denn Morcar hatte sich ein paarmal mit ihr im Heu gewälzt. Beth war, wie alle Frauen, in ihn verliebt. »Wo?«
»Bei deiner Großmutter.«
Ceidre japste erschrocken auf und wandte sich zum Gehen, nur um festzustellen, dass ihr Schatten bereits auf sie wartete.
»Verfluchter Mist! «
»Ich kümmere mich um ihn« versicherte Beth. »Ach Ceidre, wenn dieser Normanne nur in die Knie gezwungen werden könnte!«
Beth schien von Rolfe von Warenne nicht sonderlich angetan zu sein. Ceidre ging rastlos im Flur zur Küche hin und ' her, während die Magd sich hüfteschwingend dem Aufpasser näherte, den sie Roger nannte, und offen mit ihm schäkerte. Roger war Beth' unverblümter Taktik nicht gewachsen, die' ihm ungeniert die Hand in die Hose steckte, so dass er aufstöhnte und ihm die Augen aus den Höhlen quollen. Als Ceidre hinter Roger vorbeihuschte, ging Beth in die Hocke und nahm sein steifes Glied in den Mund.
Ich schulde ihr etwas, dachte Ceidre und schlenderte ins Dorf. Sie durfte nicht laufen, durfte sich ihre Hast nicht anmerken lassen. Wie konnte Morcar sich nur ins Dorf wagen, in die Höhle des Löwen? Ceidre legte sich eine Schimpftirade zurecht und stieß die Tür zur Hütte ihrer Großmutter auf. Die alte Frau saß mit zwei Männern am Tisch.
Ceidre schloss die Tür hinter sich und blickte die drei verständnislos an.
Edwin stand auf, ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen.
Wie gut er aussah, so stark und vertrauenserweckend. Freudentränen traten ihr in die Augen. Er schloss sie in die Arme und drückte sie. Ceidre klammerte sich an seinen Schultern fest und schniefte. Seit dem Tod des alten Grafen hatte Edwin die Vaterrolle für sie übernommen. »Ich kann nicht glauben, dass du dich ins Dorf wagst!«
»Still«, sagte er und legte ihr einen Finger auf den Mund. »Willst du Morcar nicht begrüßen?«
Ceidre umarmte Morcar. Er hielt sie ein wenig von sich. »Geht es dir gut? Stimmt das, was ich hörte … «
Eine Geste Edwins schnitt Morcars besorgte Fragen ab. »Dazu ist keine Zeit.« Er sah Ceidre an. »Eigentlich wollte ich nicht bis ins Dorf kommen. Doch als der Normanne mit der Hälfte seiner Leute vom Hof ritt, konnte ich nicht widerstehen. «
»Er ist zur Jagd geritten. Er wird nicht vor Sonnenuntergang zurück sein.«
Edwins Blick suchte den ihren. »Geht es dir gut, Ceidre?«
»Ja.« Sie winkte ab und fuhr besorgt fort: »Edwin, ich habe gestern Nacht Feldric losgeschickt, um euch zu suchen!« Rasch berichtete sie ihm den Inhalt des königlichen Schreibens.
Edwin ging unruhig auf und ab, und Morcar seufzte. »Es muss, John sein, den sie gefasst haben«, meinte er nachdenklich. »Wir haben ihn seit einer Woche nicht gesehen.«
»Vielleicht solltet Ihr mir Euer Versteck verraten, damit ich … «
»Nein«, fiel Edwin ihr scharf ins Wort. »Du hast es völlig richtig gemacht. Ein Sachse findet uns, was keinem Normannen gelingen wird. Feldric wird eine Zeit brauchen, er wird auf Herz und Nieren geprüft, bis er uns erreicht. Ich will dich nicht in Gefahr bringen, Ceidre.«
Sie nickte und dachte an die Drohung des Normannen, sie zu verheiraten, wenn sie sich wieder etwas zuschulden kommen lassen würde. »Werdet ihr mit euren Plänen warten?«
Edwin sah sie an, dann schüttelte er den Kopf.
»Aber Edwin, bitte! Es ist zu gefährlich!«
»Wir kennen keine Furcht«, stieß Morcar zwischen den Zähnen hervor.
»Der Zeitpunkt ist richtig, Ceidre«, versicherte Edwin. »Vertraue mir.« Er lächelte. »Wie du unserem Vater vertraut hast.«
»Ja, ich vertraue dir«, sagte sie weich.
Morcar war wie immer ungeduldig. »Ceidre, hat man dir nach meiner Flucht etwas angetan? Stimmt es, dass der Normanne dir nachstellt?«
Ceidre errötete. »Ich bin nicht zu Schaden gekommen.«
»Nennst du das eine Antwort?« fragte Edwin.
Sie konnte ihre Brüder nicht belügen. »Er ließ mich auspeitschen. Aber die Wunden sind geheilt.«
»Verfluchter Hundesohn!« rief Morcar wütend. »Ich bring ihn um! «
»Du bist sehr tapfer, Ceidre«, lobte Edwin und sah sie eindringlich an.
Tränen traten ihr in die Augen. »Du wärst stolz auf mich gewesen. Ich habe nicht um Gnade gewinselt. Ich habe kein einziges Mal geschrien.«
»Ich bin stolz auf dich«, lächelte Edwin. »Willst du uns helfen,
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