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Der Eroberer

Der Eroberer

Titel: Der Eroberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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ließ den Blick schweifen.
    Ceidre. Sie saß am Ende des Hochtischs an ihrem Platz, den Rücken zu ihm. Bei ihrem Anblick schlug sein Herz schneller, stellte er missmutig fest. Und seine Hoden spannten sich, wurden schwer – eine Wirkung, die sich bei der Magd, die ihn gewaschen hatte, nicht hatte einstellen wollen. Er trat an seinen Platz und setzte sich, gefolgt von,Alice, der er keine Beachtung schenkte.
    Ein jeder machte sich über das Mahl her. Nur Rolfe, der noch vor kurzem einen Bärenhunger verspürt hatte, brachte kaum einen Bissen hinunter. Sein Blick wurde magisch zum anderen Ende der Tafel hingezogen. Ihre Blässe fiel ihm auf. Sie schien schmaler geworden zu sein, wirkte zerbrechlich und verletzlich. Sie blickte nicht in seine Richtung. Kein einziges Mal.
    Wie könnte es anders sein, dachte er und kam sich niederträchtig vor. Sie hatte ihn gehasst, als er der normannische Feind war, nun hasste sie ihn umso mehr wegen der Züchtigung, die er über sie verhängt hatte. Er säbelte an einem Stück Fleisch auf seinem Holzbrett herum und stieß es schließlich lustlos von sich. Alice legte ihre auf seinen Arm.
    Rolf fuhr zu ihr herum. Als sie den verhaltenen Zorn in seinem Blick las, zog sie die Hand hastig zurück.
    »Verzeiht«, sagte sie leise.
    »Es ist nicht wegen Euch«, knurrte er und schwor sich, noch heute Nacht Ceidre ein für allemal aus seinen Gedanken, aus seinem Leben zu verbannen.
    »Mylord?«
    Er brummte und schüttete einen Becher Wein in sich hinein, »Habt Ihr Zeit gefunden nachzudenken, worüber wir gesprochen haben?«
    Er warf den Hunden einen Knochen hin, über den sie sich knurrend und zähnefletschend her machten. »Worüber?«
    »Meine Schwester zu verheiraten«, erklärte Alice mit ihrer dünnsten, zaghaftesten Stimme.
    Der Gedanke allein verschlechterte seine Stimmung noch mehr. »Nein.« Sein barscher Ton gab Alice zu verstehen, dass er nicht darüber zu sprechen wünschte. Natürlich hatte er keinen Gedanken daran verschwendet. Nun traf die Vorstellung ihn wie Hohn, war ihm über die Maßen unangenehm. Doch es wäre eine Lösung.
    Nein, er würde es nicht tun. Auf keinen Fall. Diese Entscheidung fiel ihm leicht. Er würde sein Verlangen nach ihr auf andere Weise ausmerzen; mit der Magd, mit jeder Frau, die ihm gefiel. Aber er würde sie nicht verheiraten. Im übrigen war sie gefährlich, und er musste sie in seiner Nähe, unter seinem wachsamen Auge wissen. Diese Logik war einleuchtend und beschwichtigte seinen Unmut.
    Er erhob sich. »Schickt Ceidre zu mir!« wies er Alice an.
    Sie bekam große Augen. »Habt Ihr etwas mit ihr zu besprechen?«
    Er lächelte grimmig. »Ja.« Damit trat er an die Feuerstelle und starrte in die Flammen.
    Er spürte, wie sie sich näherte, spürte ihre Gegenwart körperlich. Süß. Erregend. Seine Muskeln spannten sich an, sein Atem beschleunigte sich. Schweiß trat ihm auf die Stirn. Von der Hitze des Feuers, dachte er spöttisch. Sein Geschlecht regte sich. Er wandte sich um.
    Und erschrak.
    Im ersten Augenblick glaubte er, eine Frau vor sich zu sehen, die ihr nur ähnelte.
    Sie errötete über seinen Schreck und wandte das Gesicht ab. Ihre schmalen, beinahe durchsichtig bleichen Hände krallten sich in die Falten ihres Gewandes.
    Rolfe fasste sich. Er berührte ihr Kinn behutsam, fürchtete beinahe, dieser Schatten jener Frau, die er vor zwei Wochen zurückgelassen hatte, könnte unter seiner Berührung vergehen. Langsam drehte er ihr Gesicht zu sich. Sie war abgemagert. Ihr Gesicht war abgezehrt, die Wangen eingefallen, unter ihren veilchenblauen Augen lagen tiefe Schatten. Unsägliches Leid spiegelte sich in ihrem gehetzten Blick. Und dennoch war sie wunderschön. Sie war hohlwangig und bleich, ihr Haar hatte seinen sprühenden Glanz verloren, und dennoch war sie schön, stellte er verwundert fest. »Was ist geschehen?« fragte er heiser.
    »Ich war krank.«
    Selbstvorwürfe befielen ihn. Er musste die Frage nicht stellen und tat es dennoch. »Nach der Züchtigung?«
    Sie hielt seinem Blick mit stolzer Verachtung stand. »Ja.«
    »Wie geht es dir jetzt?«
    »Besser. Ich bin wieder gesund.« Sie hielt das Kinn trotzig erhoben, doch er bemerkte ihr Zittern.
    »Hast du Fieber?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Du zitterst«, sagte er und berührte ihre Schulter.
    Sie entzog sich ihm. Er hörte ihren flachen Atem.
    »Ich … ich bin gesund. «
    Sie hatte Angst vor ihm, zuckte vor ihm zurück wie ein Hund, dem man einen Tritt versetzt hatte. Was habe

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