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Der erpresste Erpresser

Der erpresste Erpresser

Titel: Der erpresste Erpresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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steckte vermutlich der Schwamm.
    Sie hielten an der Ecke, und Oskar
schnappte nach einer dicken Fliege, die hitzemüde vorbei torkelte.
    „Dort in Nummer acht“, sagte Tim,
„wohnt er. Außer seinem Namen weiß ich noch gar nichts. Wir..
    Manchmal ist das Glück bei den
Tüchtigen. Glück war es in diesem Fall, daß dem munteren Pärchen langes Warten
erspart blieb.
    Baldur Tückl trat in diesem Moment aus
dem Haus.
    Tim machte seine Freundin auf ihn
aufmerksam.
    Tückl trug einen Leinenanzug, der ihm
zu weit war. Ohne auf Hundehaufen zu achten, schritt er rüstig aus — in die
andere Richtung.
    „Wenn du ihn aus der Nähe siehst“,
sagte Tim, „traust du ihm dieses Tempo nicht zu. Vielleicht hat er eine
Krankheit, die nur das Gesicht befällt. Und alles andere bleibt gesund. Ich
erinnere mich: Es gab mal einen Olympia-Sieger, von dem dachte man immer, er
wäre gerade auf dem Weg ins Krankenhaus. Ein Marathon-Läufer. Kerngesund. Aber
äußerlich Schrott.“
    „Bin ich glücklich über unser frisches
Aussehen“, lachte Gaby.
    Sie folgten Tückl ohne Hast.
    Immer wieder blickte Tim sich um.
    „Mich würde es nicht wundern, wenn ich
Sigi entdecke.“
    In den Straßen war Hochbetrieb. Viele
Taxis. Auch kurzgewachsene Typen mit dickem, rotem Kopf. Doch der gesuchte
dicke, rote Kopf war nicht dabei.
    Baldur Tückl ging nicht weit. In einer
engen Gasse hinter dem Alt-Markt betrat er einen kleinen Foto-Laden.
    FOTOATELIER JULIUS BLENDEL — stand über
dem Eingang, neben einem Schaufenster voll lächelnder Gesichter auf
Porträtbildern, mattiert oder hochglänzend.
    Gaby zog scharf die Luft durch die
Perlenzähne.
    „Blendel! Hier bin ich mit meinem Papi
vorbeigekommen. Er hat mir gesagt, was für ein Schmuddeltyp das ist.“
    „Polizeibekannt ? „
    „Sogar vorbestraft. Er hat unzüchtige
Fotos gemacht. Und vertrieben. Als Modelle hat er Minderjährige genommen.“
    „Hoffentlich war die Strafe hart genug.
Trotzdem, meine ich, haben auch die Beteiligten schuld. Würde da unsereins
mitmachen? Und er wird sie ja nicht gezwungen haben mit Waffengewalt.“
    „Aber verführt mit Versprechungen und
Geld.“
    Sie konnten aufrücken. Tückl kannte sie
nicht.
    Halt vor dem Schaufenster. Dessen
Hintergrund war offen und gab den Blick frei in das kleine Geschäft.
    Tim und Gaby taten, als drückten sie
sich die Nasen platt. Totale Bewunderung für die Porträts.
    Was sich drinnen abspielte, sah Tim
genau.
    Tückl stützte eine Hand auf den
Verkaufstisch und kehrte dem Eingang den Rücken zu.
    Blendel — Tim traute dem Mann zu, daß
er’s war — suchte ein Foto-Kuvert aus einer Art Karteikasten.
    Der Fotograf war ein schwabbeliger Typ
mit hängender Unterlippe und Froschaugen. Wenig Haare.
    Jetzt hatte er Tückls Bilder gefunden
und reichte sie ihm.
    Beide grinsten. Tim bemerkte, wie
Tückls Haut sich hinter den Ohren faltete.
    Der Mann nahm die Bilder heraus, sah
sie durch, nickte und machte eine Bemerkung, die Blendel zum Lachen reizte.

    Dann schob Tückl das Foto-Kuvert in die
Brusttasche und legte zwei Hunderter auf den Zahlteller.
    200 DM für ein Dutzend Fotos? überlegte
Tim. Ist Blendel so teuer — oder Trinkgeld dabei? Trinkgeld? Schweigegeld?
Schmiergeld?
    Der Fotograf strich das Geld ein und
leckte sich die Lippen.
    „Wenn wir noch länger die
Hochzeitsfotos anstarren“, sagte Gaby, „hält man uns für übergeschnappt.“
    Es war auch nicht nötig, länger zu
bleiben. Tückl schüttelte Blendels feiste Patschhand und wandte sich zum Gehen.
    Als der Zombie den Laden verließ,
standen Tim und Gaby an der Ecke und sahen einander tief in die Augen,
umweltvergessen und gefühlvoll wie Romeo und Julia.
    „Er kommt auf uns zu“, sagte Gaby und
schielte unter seidigen Wimpern hervor — schräg vorbei an Tim.
    „Ich würde die Fotos gern sehen.“
    „Pfui Teufel!“
    „Was Dreckiges ist das bestimmt nicht —
aber garantiert heiß im kriminellen Sinn.“
    „Pst! Er ist in Hörweite.“
    Tim legte beide Arme um Gaby. Oskar,
der neben ihnen saß, wehrte einen Floh ab.
    „Vielleicht verliert er die Bilder“,
flüsterte Tim seiner Freundin ins Ohr. „Jedenfalls bleiben wir ihm auf den
Fersen. Mein Instinkt sagt mir, es tut sich noch was. Du, deine Seife riecht
gut. Oder ist das Haarschampoo?“
    „Vor allem ist es meine Haut. Kannst
mich wieder loslassen. Tückl ist vorbei.“
    „Glaube ich nicht.“
    Lachend sprengte Gaby die Umarmung.
    Tückl schlurfte davon, hatte nicht geachtet
auf die

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