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Der erpresste Erpresser

Der erpresste Erpresser

Titel: Der erpresste Erpresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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bis zu zwölf Zentimeter lang, sein
Bauch dunkel gefleckt. Frißt Insekten, Würmer und kleine Fische.“
    „Igitt! Erzähl nicht sowas! Ich will
noch ein Schoko-Eis essen.“
    „Aber erstmal sollten wir in den
Mozart-Park fahren.“
    Sie befanden sich in der Nähe des
Pferde-Brunnens, wo bei gutem Wetter die Penner hockten. Auch jetzt hatte sich
eine Handvoll zerlumpter Gestalten versammelt. Sie unterhielten sich laut und
lallend über die verfehlte Politik der Stadtverwaltung, die nicht genug tat für
ihresgleichen. Alle waren sich einig: Im späten Mittelalter — etwa um 1400 —
sei die Lage besser gewesen.
    „Was wollen wir im Mozart-Park?“ fragte
Klößchen.
    „Es ist nur eine vage Möglichkeit. Aber
warum nicht? Markus hatte mal einen Laubfrosch, wie du weißt. Der ist ihm
leider gestorben, doch er interessiert sich stark für Frösche — wie dir eben
ganz richtig eingefallen ist. Frösche sind seine Leidenschaft. Erinnerst du dich
an sein Referat ( Vortrag ) in Bio? Über Spring-, Moor-, Gras-, See- und
Laubfrösche. Über Rotbauch- und Gelbbauch-Unken. Eine Eins hat er gekriegt
dafür. War auch echt gut. Sowohl wissenschaftlich als auch tierschützerisch.
Stimmt schon: Er hat’s mit den Fröschen. Im Mozart-Park ist er oft. Dort am
Teich wimmelt es von Wasserfröschen.“
    „Und du meinst, Markus sieht ihnen zu,
wie sie hüpfen und quaken.“
    „Beim Teich ist ein Holzschuppen, in
dem Stadtarbeiter ihre Geräte aufbewahren. Ein idealer Ort für jemanden, der
sich ein paar Tage verstecken will.“
    Klößchen peilte die Straße entlang in
beide Richtungen, konnte aber keine typische Eisbar entdecken.
    „Also meinetwegen zum Mozart-Park.“
    Sie fuhren los. Ihr Weg führte hinter
dem Güter-Bahnhof vorbei.
    In der Einbrenner-Gasse kamen ihnen
zwei Typen entgegen: keuchend vom schnellen Lauf, verschwitzt die roten
Gesichter. Waldo hielt sich schief, bog den Oberkörper zur Seite und preßte
eine Hand auf die Rippe, die angebrochen war. Olaf, der Skinhead, drehte dauernd
seinen kahlgeschorenen Kopf und blickte hinter sich.
    „O weh!“ sagte Karl. „Waldo und Olaf,
die Schläger. Denen ginge ich gern aus dem Weg. Aber wir können nicht mehr
ausweichen.“
    „Wir können um Hilfe rufen, wenn sie
frech werden.“ Klößchen machte sich klein auf seinem Drahtesel.
    Zum Erstaunen der beiden vom TKKG
sockten die Schläger vorbei ohne einen Hauch von Krawall. Eilig hatten sie’s,
und in den Gesichtern stand, daß es heute kein guter Tag für sie war.
    „Nochmal gutgegangen“, meinte Klößchen,
„wahrscheinlich haben sie uns nicht erkannt.“
     
    *
     
    Tim blieb stehen hinter einer Ecke.
    Er konnte sehen, wie Tückl langsam
weiter sockte in Richtung Hauptbahnhof.
    „Schnell, Gaby! Was ist auf dem Foto?“
    „Ich zittere noch. Gräßlich! Es sind
Bilder von einem... Mord.“
    „Wie bitte?“
    Gaby nahm das Foto aus der Tasche und
hielt es ihm hin.
    Tims Augen wurden schmal. Tatsächlich!
    Das Farbfoto zeigte eine Szene wie aus
einem blutrünstigen Kriminalfilm.
    Dichtes Gebüsch — irgendwo am
Straßenrand. Ein parkender Wagen — Opel oder Ford von dem man nur einen Teil
der Motorhaube sah und kein Nummernschild. Mitten im Bild zwei Personen. Ein
Mann. Der lebte. Eine Frau. Sie hatte offensichtlich ein gewaltsames Ende
gefunden. Blond war sie, mittleren Alters — und zu Lebzeiten hübsch gewesen.
Das Haar und eine Seite des Gesichts voller Blut, das aussah wie rote Tinte.
Das Gesicht war der Kamera zugewandt und gut zu erkennen. Unfaßlich roh, wie
der Kerl mit der Toten umging. Deshalb mußte er der Mörder sein. Jedenfalls
hatte er sie an den Füßen gepackt. Auf dem Rücken wurde das arme Opfer in die
Büsche geschleift, wobei der Kerl offenkundig Eile im Nacken hatte. Der Täter
war gut gekleidet, hatte braunes Haar und einen — grau angehauchten —
Drei-Tage-Bart. Auf dem Foto hatte der Mann vor Anstrengung die Zähne
gefletscht, und seine rote Krawatte hing aus der Jacke heraus.
    Zischend stieß Tim die Luft durch die
Zähne.
    „Mir wird übel.“

    „Mir ist schon übel“, sagte Gaby.
    „Was ist auf den anderen Fotos?“
    „Dasselbe. Nein, das gleiche. Ich
meine, dasselbe Motiv bei fortschreitender Bewegung. Der Fotograf hat
aufgenommen, wie die Tote in die Büsche gezerrt wird.“
    Wieder sah Tim sich das Bild an.
    „Ich glaube, Pfote, es wurde mit
Teleobjektiv aufgenommen. Der mit der Kamera war ein ganzes Stück entfernt.“
    „Sicherlich. Sonst hätte der Mörder

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