Der erste beste Mann: Wenn die Braut sich traut (German Edition)
ihren Kopf durch die Tür.
„Guten Tag, Shelly“, flötete sie und schaute sie erwartungsvoll an.
Shelly brauchte einen Moment, bis ihr klar wurde, dass Elvira darauf wartete, zu erfahren, was denn nun der Inhalt des Paketes gewesen sei.
„Es ist ein wirklich schöner Tag heute“, sagte Shelly unverbindlich und fuhr fort, ihre Post durchzusehen. Zwei Rechnungen, ein Reklamezettel und etwas vom Finanzamt. Bei ihrem augenblicklichen Glück war das vermutlich eine Nachricht über eine Buchprüfung. Ein kurzer Blick in den Umschlag gab ihr recht. Sie schloss die Augen und unterdrückte im letzten Moment ein Stöhnen.
„Es ist tatsächlich ein wundervoller Tag“, ließ Elvira sich wieder vernehmen.
Shelly stieß eine lautlose Verwünschung aus und stopfte das Formblatt des Finanzamtes in den Umschlag zurück. Als sie aufschaute, sah sie, dass Elvira mittlerweile in den Hausflur getreten war. Sie trug wieder eines ihrer farbenfrohen Hauskleider. Türkis und Purpurrot.
„Vermutlich fragen Sie sich, was in dem Paket war“, gab Shelly ihr schließlich nach und legte die Post in ihre Handtasche. „Es war ein Geschenk meiner Großtante Millicent.“
„Wahrscheinlich etwas von früher, nicht wahr?“
„Nun … woher wissen Sie das?“
„Ich würde es sehr ernst nehmen, was auch immer es ist“, fuhr Elvira eindringlich fort, als habe sie die Frage nicht gehört. „Wizard hat einen großen Bogen um das Paket gemacht. Sie können davon halten, was Sie wollen, aber Wizard hatte immer schon ein feines Gespür, wenn es um solche Sachen geht.“
„Es ist nur ein Kleid, Elvira“, erklärte Shelly mit einem gekünstelten Lächeln, hinter dem sie ihr plötzlich aufkeimendes Unbehagen verbarg. „Wie soll ich denn bitte ein Kleid ernst nehmen?“
Elvira öffnete ihre Apartmenttür und hob eine große, schwarze Katze auf ihre Arme. „Das weiß ich nicht. Aber ich kann Ihnen sagen, dass Wizard Angst vor dem Paket hatte. Und das zeigt mir, dass irgendein Zauber auf dem Kleid liegt.“
Shelly murmelte etwas von „es schrecklich eilig haben“ und eilte dann die Treppe hoch, zwei Stufen gleichzeitig nehmend. Als sie endlich in ihrer Wohnung war, lehnte sie sich schwer atmend gegen die Tür. Sogar Elvira Livingstones Kater spürte, dass irgendetwas mit Tante Millys Hochzeitskleid nicht stimmte!
Als Jill sie am späten Dienstagnachmittag zu Morgans Baby-Party abholte, war Shelly bereits fertig und öffnete ihr ungeduldig die Tür. Sie konnte es kaum erwarten, endlich loszugehen, um einem erneuten Anruf ihrer Mutter zu entgehen. Die hatte nämlich vor Kurzem mit Tante Milly telefoniert und rief nun täglich an, um sich über die Fortschritte ihrer Tochter in deren Liebesangelegenheiten zu erkundigen.
„Wirst du es mir nun zeigen?“, wollte Jill wissen und trat fröhlich ein.
„Was soll ich dir zeigen?“
Jill warf Shelly einen Blick zu, als stellte sie deren geistige Gesundheit infrage. „Das Brautkleid natürlich!“
Shelly hatte es geschafft, das Kleid ein paar Stunden zu vergessen und war heilfroh darüber. „Nein“, erwiderte sie nachdrücklich. „Ich will von dem verdammten Ding nichts mehr wissen.“
„Hast du kürzlich zufällig einen großen, blauäugigen Mann getroffen?“ Jill konnte der Versuchung, ihre Freundin aufzuziehen, nicht widerstehen.
„Nein“, entgegnete Shelly knapp. „Lass uns gehen!“
„Wir haben noch viel Zeit“, konterte Jill, was stimmte, und ging zum Schlafzimmer. „Komm, es wird dir schon nicht wehtun, wenn du mich mal einen Blick drauf werfen lässt.“
„Na gut“, gab Shelly missmutig nach, folgte ihr und öffnete den Schlafzimmerschrank. Sie griff weit nach hinten, und als sie die Hand wieder herauszog, hielt sie das Kleid aus Satin und Spitzen hoch, damit Jill es sich ansehen konnte. Sie selbst hatte das Kleid an dem Tag, an dem sie es bekommen hatte, kaum betrachtet, und ihr stockte fast der Atem, als sie jetzt erkannte, wie wunderschön es doch war.
Hingerissen schaute Jill auf das Kleid. „Oh, Shelly, es ist … einfach wundervoll.“ Sie berührte behutsam den hohen schmalen Elisabethanischen Kragen und strich mit dem Finger über die Perlen, die ihn verzierten und auf der Brust zu einem wundervollen Perlenmuster ausliefen. „Ich kann dir nicht sagen, was ich erwartet habe“, flüsterte Jill, „aber nicht etwas derart Schönes.“
Shelly nickte nur. Das Kleid war viel exquisiter, als sie es bemerkt hatte. Es nun in seiner ganzen Schönheit zu sehen,
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