Der erste beste Mann: Wenn die Braut sich traut (German Edition)
muss direkt von der Arbeit losfahren, also werde ich dich zu Hause abholen.“
„Das passt mir gut.“ Shelly versuchte, sich ihre blonde, zerstreute Schulfreundin Morgan als Ehefrau und Mutter vorzustellen. Morgan hatte alle Mitschüler dazu gebracht, sich jede Familienserie anzuschauen. Und bevor sie sich versahen, waren alle damit beschäftigt gewesen, sich mit den Serienfiguren zu identifizieren. Es wurde so wichtig wie die tägliche Mahlzeit, zu erfahren, ob Jesse, der Held einer der beliebtesten Serien, jemals seine wahre Liebe finden würde. Soweit Shelly sich erinnern konnte, hatte Jesse sie nicht gefunden.
Aber Jesse hat auch keine Tante Milly gehabt, schoss es ihr durch den Kopf. Wütend über diesen blödsinnigen Gedanken, legte Shelly ihren Anteil an der Rechnung auf den Tisch und stand auf. „Wir sehen uns Dienstag.“
„Ja. Und … Shelly? Schau nicht so besorgt drein. Kein auch noch so berühmtes Hochzeitskleid kann dein Leben verändern, wenn du es nicht selbst zulässt.“
Jill hatte leicht reden. Es war schließlich nicht ihr Leben und nicht das Brautkleid ihrer Tante. Dennoch tat ihr der Rat gut. Tante Milly mochte ja einen verrückten Traum gehabt haben, in dem sie, Shelly, einen großen Mann geheiratet hatte und in dem blaue Augen vorgekommen waren, aber das bedeutete nicht, dass das auch in Wirklichkeit passieren würde. Vor allem dann nicht, wenn sie entschlossen war, es zu verhindern.
„Du hast völlig recht“, erklärte sie entschieden. „Ich weiß zwar, dass ich das schon häufiger gesagt habe, aber ich … nun, ich muss einfach immer wieder daran erinnert werden. Also, nochmals danke Jill.“
Mit einem kurzen Winken verließ Shelly das Restaurant. Sie achtete kaum auf die bunten Schaufenster, an denen sie vorbeiging. Wie Jill schon erklärt hatte, hatte Tante Milly es gut gemeint, aber sie, Shelly, sollte den Brief und auch das Brautkleid nicht so ernst nehmen. Sie war mit ihrem Leben zufrieden, und das Letzte, was sie jetzt brauchen konnte, war ein Ehemann. Vor allem nicht so einen seriösen, üblichen wie Mark Brady.
Shelly wusste genau, in was für einen Mann sie sich verlieben würde. Er würde humorvoll sein, lebenshungrig und ebenso leidenschaftlich wie sie. Natürlich würde er ihre Arbeit zu schätzen wissen und auf seine eigene ebenfalls stolz sein. Er musste ebenso freiheitsliebend sein wie sie. Eben unkonventionell. Außerdem schätzte sie es, wenn ein Mann clever war und Initiative zeigte. Es wäre zwar nett, wenn er etwas mehr Organisationstalent hätte als sie, aber das war nicht unbedingt nötig. Gedankenverloren ging Shelly weiter, bis sie bemerkte, dass sie vor einem Juweliergeschäft stehen geblieben war. Ein großes Sortiment von Eheringen zog ihre Aufmerksamkeit auf sich. Sie betrachtete prüfend die Auswahl. Ihr Blick blieb an einem Ring hängen, der sich von den übrigen deutlich abhob. Er hatte drei Reihen von Diamantsplittern, die an beiden Seiten von einem dünnen, goldenen Band gehalten wurden. Der Ring überzeugte durch seine Schlichtheit und Schönheit und war gleichzeitig besonders.
Sie schaute ihn lange an und begann, wunderschöne Träume von einer glücklichen Braut und einem großen Bräutigam zu spinnen. Ein großer Bräutigam? Sofort brach sie ihren Tagtraum ab.
Was um alles in der Welt hatte sie denn da überkommen? Sie konnte sich diese Frage nicht beantworten. Aber was es auch war, sie mochte es nicht. Unruhig schaute sie umher, weil sie fürchtete, jemand könnte sie vielleicht beobachtet haben. Wenn sie ehrlich war, fürchtete sie, von jemand ganz Bestimmtem beobachtet worden zu sein. Jemand, der ganz bestimmt nicht mitbekommen sollte, dass sie mit ganz offensichtlicher Sehnsucht eine Kollektion viel zu teurer Trauringe anschaute. Mark Brady.
Wie von Furien gehetzt, eilte Shelly zum Ausgang des Einkaufszentrums. Sie konnte gar nicht so schnell gehen, wie sie sich getrieben fühlte. Aber sie verbot sich zu rennen. Doch wie schnell sie auch ging, das Gefühl, dass er da war und sie beobachtete, konnte sie nicht abschütteln. Sie schaute sich ein paarmal hastig um, sicher, dass irgendwo hinter ihr Mark Brady gehen und verächtliche Bemerkungen machen würde. Aber er war nirgendwo zu sehen.
Erst als sie wieder im Auto saß und dann endlich in ihrer Straße war, entspannte sie sich ein wenig. Sie parkte ihren Wagen und ging dann ins Foyer, um ihre Post zu holen. Kaum öffnete sie den Briefkasten, da steckte auch schon Elvira Livingstone
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