Der erste beste Mann: Wenn die Braut sich traut (German Edition)
großer Mann. Ich habe zwar keine blauen Augen, wie sie geschrieben hat, aber Sie, und Sie sind groß. Und die Legende sagt, dass ich nach Erhalt des Kleides den Mann heiraten würde, den ich als Nächstes träfe.“
„Und zufällig bin ich dieser Mann.“
„Ja!“ Shelly schrie es fast. „Verstehen Sie nun, warum ich so verwirrt war, als wir uns getroffen haben?“
„Noch nicht ganz“, erwiderte Mark nach einem kurzen Moment.
Wie begriffsstutzig war dieser Mann eigentlich? „Sie sind doch groß, nicht wahr? Und Sie haben blaue Augen.“
Er blätterte angelegentlich in dem Magazin und schaute sie nicht an, als er antwortete: „Ehrlich gesagt, kümmert es mich nicht, was in dem Brief steht, und genauso wenig interessiert mich das Brautkleid, das Sie erwähnt haben.“
„Natürlich interessiert es Sie nicht!“, gab Shelly verächtlich zurück. „Warum auch? Ich weiß selbst, dass das alles unglaubwürdig klingt. Und ich bin mir ebenso bewusst, dass ich überreizt reagiere. Aber auf diese Sache reagiere ich nun einmal irgendwie gefühlsmäßig. Wenn es Ihnen hilft, dann möchte ich Ihnen versichern, dass ich mit meinem Leben ganz zufrieden bin und keineswegs vorhabe, irgendjemanden zu heiraten.“ Als sie geendet hatte, holte sie tief Luft und begann nun ihrerseits, in einem Magazin zu blättern. Sie tat ihr Bestes, um Mark so gut sie möglich zu ignorieren.
Erneut legte sich Stille über den Raum, aber Schweigen hatte Shelly schon immer beunruhigt, und sie fühlte sich verpflichtet, es zu brechen. „Außerdem können Sie heilfroh sein und Ihrem Glück danken, dass ich meiner Mutter gegenüber nichts von Ihnen erwähnt habe.“
„Ihre Mutter“, sagte Mark ergeben und schaute kurz zu Shelly herüber. „Weiß sie denn, dass Ihre Tante Ihnen dieses … Kleid geschickt hat?“
„Natürlich weiß sie das!“ Shelly schlug das Magazin zu. „Sie ruft mich seitdem jeden Tag an, weil sie denkt, dass ich jede Minute jemandem Speziellen begegnen müsste.“
„Und Sie haben nicht von mir gesprochen?“
„Wie sollte ich das? Im selben Moment, in dem ich das täte, würde sie das Aufgebot bestellen.“
„Verstehe.“ Anscheinend begann er die Situation langsam amüsant zu finden, denn seine Mundwinkel verzogen sich zu einem angedeuteten Lächeln. „Sie glaubt also auch an die Zauberkraft dieses Kleides?“
„Unglücklicherweise ja. Aber Sie werden gleich verstehen, warum meine Mutter so wild darauf ist, mich verheiratet zu sehen.“
„Ich weiß nicht, ob ich Wert darauf lege, es zu erfahren“, fiel Mark leise ein.
Aber Shelly beachtete seinen Kommentar nicht. „Mit achtundzwanzig, also in meinem Alter, war meine Mutter bereits acht Jahre verheiratet und hatte drei Kinder. Sie ist davon überzeugt, dass ich die besten Jahre meines Lebens vergeude, und ich kann ihr nicht erklären, dass es anders ist.“
„Unter diesen Umständen bin ich tatsächlich dankbar, dass Sie mich ihr gegenüber nicht erwähnt haben.“
Shelly nickte besänftigt und sah erneut auf ihre Armbanduhr. In zehn Minuten hatte sie ihren Termin, und sie war nervös.
Schließlich war es das erste Mal, dass sie ihre Steuererklärung selbst gemacht hatte, und ihr schwante nichts Gutes.
„Ich nehme an, Sie sind wegen einer Buchprüfung hier?“, fragte Mark.
Shelly nickte und schluckte.
„Entspannen Sie sich.“
„Wie sollte ich das?“
„Haben Sie wissentlich etwas vor dem Amt verborgen? Zum Beispiel bei der Höhe Ihres Einkommens gelogen, oder Ausgaben angeführt, die Sie niemals gemacht haben?“
„Nein!“
„Dann haben Sie auch keinen Grund, sich Sorgen zu machen.“
„Habe ich nicht?“ Shelly schaute ihn an und klammerte sich begierig an seine so überzeugend vorgebrachte Äußerung. Wenn sie nicht wegen des Brautkleides Albträume gehabt hatte, dann wegen dieser Buchprüfung.
„Und geben Sie nicht freiwillig Informationen preis, nach denen Sie nicht gefragt werden.“
„Gut.“
„Haben Sie Ihre Steuererklärung selbst ausgefüllt?“
„Ja“, sagte Shelly zögernd. „Es hat am Anfang nicht so kompliziert ausgesehen, und ich habe einen Termin bei einem Steuerberater so lange herausgezögert, bis es zu spät war. Jill, meine Freundin, kann nicht glauben, dass ich es überhaupt versucht habe. Normalerweise komme ich mit Zahlen nicht so zurecht.“ Ihr fiel auf, dass sie drauflosplapperte, was sie immer tat, wenn sie nervös war. Sie zwang sich zur Ruhe, kramte ihre Steuererklärung heraus und las sie
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