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Der erste Marsianer

Der erste Marsianer

Titel: Der erste Marsianer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
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eindringendes, brennendes Zerreißen von Fleisch. Sie hatte Zeit, das Heft des Messers aus der flachen weißen Wölbung ihrer Brust ragen zu sehen. Ihr Mund öffnete sich in einem wilden Schrei.
    Schwärze kam und erstickte die Todesqual.
     
    Professor Norman Mention pfiff leise und zufrieden vor sich hin, als er die Wohnung aufsperrte und hineinging. Die Uhr in der Diele zeigte auf die Sieben. Während er seinen Mantel aufhängte, sah er, daß Virginias Sachen alle da waren.
    Noch immer pfeifend, aber leiser als zuvor, ging er zur Tür ihres Zimmers und lauschte. Dann klopfte er.
    Alles blieb still. Auf Zehenspitzen zog er sich ins Wohnzimmer zurück und schlug den „Evening Herald“ auf, den er auf seinem Heimweg gekauft hatte.
    Er war ein trainierter Leser mit einer Kapazität von mehr als tausend Wörtern pro Minute, aber die Wirkung seiner hohen Lesegeschwindigkeit wurde teilweise von der Tatsache aufgehoben, daß er bis auf die Gesellschaftsspalten alles zu lesen pflegte.
    Es war halb neun durch, als er die Zeitung zusammenfaltete.
    Er blickte stirnrunzelnd auf seine Uhr. Wenn Virginia seit acht Uhr früh schlief, dann konnte es nicht schaden, sie zu wecken. Außerdem war er neugierig, die Resultate ihrer Nachtwache vor dem Laboratorium für Zukunftswissenschaften zu erfahren.
    Er klopfte an die Schlafzimmertür, und als keine Antwort kam, öffnete er sie und trat ein.
    Der Raum war leer.
    Professor Mention blickte auf das ungemachte Bett, dann schüttelte er seinen Kopf und lächelte. Nach zwölfjähriger Ehe mit Virginia kannte er die plötzlichen Entschlüsse und das unstete Leben von Zeitungsreportern.
    Es war nicht Virginias Art, ihr Zimmer unaufgeräumt zu lassen, aber es war in der Vergangenheit wenigstens zweimal passiert, und beide Male hatte er getan, was er jetzt tat: er machte das Bett, saugte den Teppich und öffnete das Fenster zum Lüften.
    Beim Bettenmachen bemerkte er einen Blutfleck auf dem Laken.
    „Verdammt noch mal“, murmelte er. „Warum bleibt sie nicht zu Hause, wenn sie plötzlich die Periode kriegt? Und dann läuft sie noch ohne Mantel aus dem Haus.“
    Er stopfte das Laken in die Wäschetruhe, nahm ein frisches aus dem Schrank und zog es über die Matratze. Schließlich kehrte er ins Wohnzimmer zurück und schaltete eine Fernsehkomödie ein, deren Publikumswirksamkeit er seit Wochen vergeblich zu analysieren versuchte.
    Es war ein albernes und belangloses Stück, und ihm blieb auch an diesem Abend verborgen, warum die Sendefolge sich so großer Beliebtheit erfreute. Er schaltete den Fernseher aus, ging in die Küche und bereitete sich ein Wurstbrot, das er ins Wohnzimmer trug und langsam verzehrte, während er einen Kriminalroman las, den er seit einem Monat lesen wollte.
    Als er nach einiger Zeit auf seine Uhr blickte, war es elf. Vielleicht, wenn er in der Redaktion des „Herald“ anriefe … Nein, das wäre peinlich; er hatte Virginia erst am Vormittag wegen Krankheit entschuldigt.
    Kurz nach zwölf hatte er das Taschenbuch durchgelesen und sah wieder auf seine Uhr. In den letzten Stunden hatte seine Besorgnis allmählich zugenommen. Während er den Kriminalroman gelesen hatte, war sie ständig im Hintergrund seines Denkens gewesen.
    Er legte das Buch weg und stand auf. Er fluchte laut. Er sagte sich, daß er sehr ärgerlich über Virginia sei. Sie sollte nicht einfach so aus dem Haus laufen und dann nicht einmal anrufen.
    Er beschloß ins Bett zu gehen.
    Nach unbestimmter Zeit fuhr er aus unruhigem Schlaf auf. Sein Wecker zeigte auf acht, und die Sonne blinzelte durch die Jalousie. Er kroch ächzend aus der warmen Behaglichkeit seines Bettes und tappte barfuß in Virginias Zimmer.
    Es war unverändert.
    Jetzt kam es darauf an, sagte sich Professor Mention, logisch zu denken. Angenommen, er ginge zur Polizei – natürlich, nachdem er sich zuvor vergewissert hätte, daß sie weder in der Redaktion noch an einigen anderen möglichen Orten war.
    Die Polizei würde Fragen stellen. Beschreibung? Nun, sie sah sehr gut aus, war ungefähr einen Meter siebzig groß, rotblond, und sie trug …
    Hier hielt er inne. Wenigstens in diesem Punkt war wissenschaftliche Genauigkeit möglich. Resolut öffnete er ihren Kleiderschrank …
    Und dann fummelte er zehn Minuten lang in zunehmender Frustration zwischen etwa dreißig Kleidern herum und versuchte sich vorzustellen, welches fehlte. Das Erstaunliche war die große Zahl der Kleider, an die er sich überhaupt nicht erinnern konnte.
    Als

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