Der erste Marsianer
gegen diesen Weg, Weil es immer noch eine Chance gab. Sie würden ihm nicht gesagt haben, er solle nichts unternehmen und abwarten, bloß um ihn für eine Woche oder so ruhig zu halten – wenn er nach Ablauf dieser Frist doch die Behörden alarmierte.
Er konnte einen Brief schreiben und den Umschlag in sein Bankschließfach tun, mit dem Auftrag, ihn im Falle seines Todes der Staatsanwaltschaft zu übergeben … Ja, das würde er tun.
Er schrieb den Brief, dann blieb er an seinem Schreibtisch sitzen und versuchte nachzudenken. Nach einer langen unfruchtbaren Periode, während der seine Gedanken im Kreis gingen, begann er langsam und von grüblerischen Pausen unterbrochen eine Liste von Möglichkeiten niederzuschreiben, Punkt für Punkt:
Virginia wird zufällig auf das Laboratorium für Zukunftswissenschaften aufmerksam. Sie verschwindet.
Ich werde von einem Mann gewarnt, der durch Wände geht. Ich entdecke, daß:
1. Dr. Dorial Cranston, Gründer der Organisation, sowohl Neurologe als auch fanatischer Pazifist ist.
2. Die „Zukunftswissenschaftler“ in großem Umfang lebende menschliche Organe an reiche Männer verkaufen. (Dies ist vermutlich ihr rein kommerzielles Unternehmen, ihre Haupteinnahmequelle.)
3. Die Fähigkeit, durch Wände zu gehen, offensichtlich ein Machtmittel ist, das sie sich selbst vorbehalten. Doch scheint die Tatsache, daß ich davon weiß, sie nicht zu beunruhigen.
4. Cridley, wissenschaftlicher Redakteur beim „Herald“, Virginia sagte, daß mehrere Versuche, die Organisation auszuforschen, bereits im Anfangsstadium unterdrückt wurden. Dies beweist, daß die Organisation Mitglieder in einflußreichen Positionen oder zumindest sehr gute Verbindungen hat.
5. Es absolut keinen Grund gibt, warum sie Virginia anders als die übrigen – unfreiwilligen – Spender ihrer lebenden Organe behandeln sollten.
Mention schrieb den letzten Satz grimmig nieder, dann starrte er unzufrieden auf seine Liste. Sie schien keinen Anhaltspunkt zu bieten, dem er mit der Hoffnung folgen könnte, Virginia zu finden.
Nach einer Pause schrieb er langsam:
Wenn ich zur Polizei ginge, und sie würde Dr. Cranston und Edgar Gray festnehmen, dann würde Cranston durch die Wände der Arrestzelle entweichen, und Edgar würde …
Mention hob seinen Bleistift vom Papier und starrte mit plötzlichem Argwohn auf das Geschriebene. Edgar! Traf es zu, daß es in fast allen Großstädten Filialen des Laboratoriums für Zukunftswissenschaften gab, dann mußte es Hunderte von Edgars geben, über den ganzen Erdball verstreut, die als Sekretäre oder Empfangspersonen agierten. Aber – Edgar!
Virginia war nach einer Nacht verschwunden, die sie mit der Beobachtung Edgar Grays verbracht hatte.
Was hatte sie entdeckt?
Erregung durchfuhr seinen Körper. Er blickte auf die Uhr. Eine Minute vor zehn. Wenn er sich beeilte, könnte er etwa um die gleiche Zeit in der Wainworth Avenue sein, zu der Virginia am fraglichen Abend bei ihm angerufen und gesagt hatte, daß sie Edgar überwachte.
Natürlich konnte es sein, daß sie ihn beschatteten, wie sie es bei Virginia getan haben mußten.
Edgar war noch im Büro. Mention parkte seinen Wagen in einiger Entfernung am Straßenrand, aber an einer Stelle, von wo er Edgar deutlich im Lichtschein der Tischlampe sitzen sehen konnte.
Edgar las in einer Zeitschrift. Um elf Uhr dreißig stand er auf, setzte einen Hut auf, löschte das Licht und kam kurz darauf aus dem Haus. Er blickte nicht umher, sondern ging sofort über die Straße und in das Restaurant, wo Mention oft mit Virginia gegessen hatte. Mention stieg aus und ging zum Fenster des Restaurants.
Edgar stand an der Theke, schlang ein Stück Kuchen hinunter und hatte eine Tasse Kaffee neben sich. Er legte etwas Geld auf die Theke und kam wieder heraus. Mention hatte kaum Zeit, ihm den Rücken zuzukehren.
Edgar eilte die Straße entlang. Nach sieben oder acht Minuten bog er in das schummrige Foyer eines Nonstopkinos ein. Mention verließ wieder seinen Wagen, kaufte sich etwas atemlos eine Eintrittskarte – und sah eine Minute später, wie Edgar sich ziemlich weit vorn auf einen Platz niedersinken ließ. Er schob sich in die dritte Reihe hinter Edgar.
Um drei Uhr früh war Edgar immer noch im Kino und starrte hingerissen auf die Leinwand. Bald danach schlief Mention ein.
Er wachte mit einem Schreck auf. Seine Uhr zeigte sechs Uhr fünfundvierzig. Edgar hing zurückgelehnt in seinem Sitz, die Beine über der Lehne
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