Der erste Marsianer
des Platzes vor ihm. Aber er schlief nicht.
Um sieben Uhr vierzig stand er plötzlich auf und eilte aus dem Kino. Sein Weg führte ihn direkt zum Restaurant. Es dauerte vier Minuten, bis Edgars Frühstück serviert wurde, und drei weitere, bis er es verzehrt hatte. Das Mädchen an der Theke gab ihm ein vorbereitetes Essenpaket und eine gefüllte Thermosflasche; und dann war er draußen.
Er ging an einem nahen Kiosk vorbei und kaufte vier Zeitschriften.
Eine Minute vor acht sperrte er die Tür zum Laboratorium für Zukunftswissenschaften auf und setzte sich in den Schreibtischsessel hinter dem Schalter. Er nahm sich eine der neu erstandenen Zeitschriften vor und begann zu lesen.
Anscheinend war sein langer Tag im Begriff, sich zu wiederholen.
Was nun?
Wieder in seiner Wohnung, erfrischte Mention sich mit einer kalten Dusche. Dann bereitete er sein Frühstück aus Toast mit Butter und Marmelade. Dazu machte er sich eine Kanne Tee, dessen aufmunternde Wirkung länger vorhielt als die von Kaffee. Er aß und trank langsam und nahm sich Zeit, seine Entdeckungen zu überdenken.
Was hatte er tatsächlich festgestellt? Nichts, außer einer weiteren Facette der neurologischen Forschung Dr. Cranstons. Der Mann war zweifellos ein Genie. Vielleicht harte er die Bücher von und über Cranston zu flüchtig überflogen.
Er ging zu seinem Schreibtisch und holte die Biographie Dorial Cranstons, verfaßt von Thomas Torrance, Ph.D. die er am Vortag ungelesen weggelegt hatte.
Als er das Buch öffnete, sah er, daß die Titelei ein ganzseitiges Bild enthielt, das Foto eines Mannes auf der Terrasse einer prächtigen Villa.
Mention fuhr zusammen, dann starrte und starrte er das kalte, hochmütige Gesicht an. Die Bildunterschrift lautete:
Der Autor, Dr. Thomas Torrance, vor seinem Heim in New Dellafield, Massachusetts.
Eine Verwechslung war ausgeschlossen. Torrance war der Mann, der durch eine massive Wand gekommen war und ihn gewarnt hatte.
Mention konnte nicht denken. Der versäumte Nachtschlaf, die nervöse Anspannung und Erschöpfung der vergangenen Woche forderten jetzt ihren Tribut von seinem Gehirn, wo er Kraft brauchte, das Potential seiner großen Entdeckung zu untersuchen.
Er faßte den vernünftigen Entschluß, seinen Tee stehenzulassen und ein paar Stunden zu schlafen, bevor er seine nächsten Schritte überlegte. Sein letzter Gedanke, bevor er sich dem Schlaf überließ, war: Was immer Virginia zugestoßen war, es war an jenem Tag geschehen, als sie übermüdet von ihren Nachforschungen geschlafen hatte. Vielleicht würde auch er …
Er wachte auf und war ein wenig erstaunt, daß er noch sicher und lebendig in seinem Bett lag. Und dann wurde er sich allmählich eines Ziels bewußt. Es war elf Uhr fünfundvierzig. Er stand auf und ging direkt zum Telefon.
Berücksichtigte man, daß er aus Kalifornien anrief, dauerte es nicht lange, bis die Verbindung hergestellt war. Nach fünfzehn Minuten läutete das Telefon.
„Ihr Teilnehmer, Sir“, sagte der Vermittler.
Mention holte tief Luft, dann sagte er gespannt: „Hallo?“
Es gab ein Knacken in der Leitung, eine Pause, und dann sagte eine bekannte Stimme ruhig:
„Was haben Sie auf dem Herzen, Professor?“
Mention schluckte. Das war unerwartet; und die ruhige Zuversichtlichkeit in dieser Stimme verblüffte ihn. So unglaublich es scheinen mochte, er fühlte sich in die Defensive gedrängt und beinahe lächerlich, als er sagte:
„Torrance, wenn meine Frau nicht sofort freigelassen und zu mir zurückgebracht wird, werde ich Maßnahmen ergreifen.“
„Ich bin neugierig“, sagte die Stimme, „an welche Art von Maßnahmen Sie denken.“
Die Arroganz war fühlbar. Mention wurde sich einer unangenehmen Leere in seinem Gehirn bewußt. Dieses Gespräch nahm von Anfang an einen anderen Verlauf als vorgesehen. Er sagte wütend: „Zuerst werde ich zu den Zeitungen gehen.“
„Das wird Ihnen nicht viel nützen“, erklärte Torrance gelassen. „Wir hatten jeden Zeitungsbesitzer des Landes mindestens einmal in unserer Organisation. Und, nur für den Fall, daß Sie andere Ideen haben, das gleiche gilt für die meisten Gouverneure, Staatsanwälte, Kabinettsminister, Bundesrichter und ähnliche Persönlichkeiten.“
„Das muß eine Lüge sein“, sagte Mention. Er fühlte sich plötzlich kühler, selbstsicherer. „Es wäre gegen das Gesetz des Durchschnitts, wenn jeder von diesen Männern irgendein organisches Gebrechen gehabt haben sollte.“
Torrance
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