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Der erste Marsianer

Der erste Marsianer

Titel: Der erste Marsianer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
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überwältigt, daß die Tür sich schließen und sie für immer in diese entlegene Welt aussperren würde.
    Sie starrte wie gebannt zur Tür. Aber sie hatte erst drei Schritte getan, als ein kreischendes Geräusch an ihr Ohr drang. Zuerst war es nur schwach, weit oben im Himmel zu ihrer Rechten, doch wurde es rasch lauter und lauter.
    Nach einem Moment besorgter Verwunderung erkannte sie den Ursprung des Geräuschs: ein Düsenflugzeug.
    Es kam in Sicht, ein silbriger Punkt, der an der Spitze eines langen weißen Kondensstreifens durch den blauen Himmel zog.
    Es kam bald außer Sicht, ein großes Passagierflugzeug, das von irgendwo jenseits des Osthorizonts kam und Kurs gegen Sonnenuntergang hielt. Seine Geräusche verstummten. Die Rückkehr der Stille erschreckte Virginia, und sie erinnerte sich wieder ihrer Angst, die Tür könne sich vor ihr schließen.
    Sie kehrte zurück, so schnell sie konnte, und schloß die Tür hinter sich, doch ohne abzusperren. Zuvor hatte sie nicht bemerkt, wie kühl und angenehm das Klima in dem großen Raum war, noch war ihr die indirekte Beleuchtung aufgefallen. Jetzt klammerte sich ihr Geist an die Beweise menschlicher Technik. Es mußte, so dachte sie, einen Keller geben, vielleicht noch andere Untergeschosse. Die elektrische Energie mußte eine Quelle haben. Lange suchte sie nach einer zweiten Tür, mit dem einzigen Resultat, daß sie ermüdete. Sie ließ sich auf einer Couch nieder, die sie am anderen Ende des Raums gefunden hatte; und dort ruhte sie, als ihr Blick etwas entdeckte, das ihr bisher entgangen war: jedes transparente Abteil der Vitrinen war mit einem kleinen Schildchen versehen.
    Auf dem ersten, das sie untersuchte, war ein Name:
    Morrison, John Laurence
    257 Carrigut Street,
    New York 19
    Die anderen Behälter trugen auch Namensschilder. Virginia ging langsam die Reihe der Vitrinen entlang. Sie war bei dem Buchstaben „N“ angelangt, bevor ihr aufging, daß die Behälter in alphabetischer Reihenfolge aufgestellt und beschildert waren.
    Ihre Gedanken machten einen phantastischen Sprung, und sie eilte weiter zum Buchstaben „P“. Sofort fand sie den Namen, den sie suchte; und nachdem sie ihn entdeckt hatte, starrte sie mit leeren Augen darauf:
    Patterson, Mrs. Philip
    (Cecilia Dorothy
    Suite 2, Mayfair Apts.
    Crest City, Kalifornien
    Dann eilte sie hinüber zu den G’s. Aber Edgar war nicht da. Die einzige Person mit einem ähnlichen Namen war:
    Grey, Percival Winfield
    3 Huntington Court
    West Tottenham
    London, England
    Virginia stand und beobachtete Percivals Herz, wie es ruhig arbeitete.
    Aber natürlich! dachte sie. Edgar ist keiner von ihnen. Er ist ein Sklave, durch irgendwelche Mittel in einer Knechtschaft gehalten, die eine Unfähigkeit zu schlafen einschließt.
    Die Überlegung wurde von einem anderen Gedanken verdrängt, einem so ungeheuerlichen Gedanken, daß ihr Verstand sich weigerte, ihn zu akzeptieren, während sie zum Buchstaben „M“ zurückeilte.
    Sie fand den Behälter, den sie suchte. Das Herz darin unterschied sich ein wenig von den anderen. Es schlug ebenso gleichmäßig, aber ein Teil der Muskelwand trug einen Klebeverband. Das Namensschild an der Glasplatte war genauso unverkennbar: Mention, Mrs. Norman (Virginia) …
    Virginia starrte das Ding mit aufgerissenen Augen an, wie ein Vogel, der sich starr vor Angst einem monströsen Reptil gegenübersieht. Hinter ihr ertönte ein Geräusch, aber sie hörte es nur unbestimmt. Es wiederholte sich, und diesmal fand es ihre Aufmerksamkeit.
    Jemand räusperte sich. Eine langsame, ruhige Stimme sagte: „Doktor Dorial Cranston zu Ihren Diensten, Madame.“
    Virginia erinnerte sich nicht, wie sie herumfuhr. Sie dachte auch nicht daran, daß sie im Schlafanzug vor einem fremden Mann stand.
    Der Mann vor ihr war alt; und er war ganz und gar nicht, was sie erwartet hatte. Dabei hätte sie nicht zu sagen gewußt, was sie eigentlich erwartet hatte – es war nur, daß er anders aussah. Ein sanftes, freundliches Gesicht. Ein traurig aussehender alter Mann mit müden blauen Augen, der sich höflich verneigte und sagte:
    „Das Problem, menschliche Organe außerhalb des Körpers lebendig zu erhalten“, erklärte er in der gleichen ruhigen, sachlichen Tonart, „wurde während des zweiten großen Krieges von mehreren Ländern gelöst. Aber die beste Arbeit wurde in Rußland geleistet. Mir gefallen besonders die verschiedenen mechanischen Zusätze, wie etwa der Autojektor, die sie zu großer Vervollkommenheit

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