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Der erste Marsianer

Der erste Marsianer

Titel: Der erste Marsianer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
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offenbar als Laboratorium diente. Er beantwortete Morlakes Frage mit einem neugierigen Blick, dann sagte er: „Dorman? Der wohnt beim Professor. Ich glaube, die Köchin wird um diese Zeit schon auf sein. Das ist das Haus, dort drüben.“
    Es war ein fast ganz verglaster Bungalow unter hohen Bäumen. Als Morlake einen von Büschen und Blütenstauden gesäumten Fußweg entlang wanderte, kam eine Frau aus einem vom Bach heraufführenden Seitenweg, und sie stießen fast zusammen.
    Die Frau war dunkelhaarig und blauäugig; sie trug einen Bademantel und eine Badekappe. „Mr. Dorman?“ echote sie. „Ach, Sie meinen den Sekretär.“ Ihre Haltung wurde gleichgültig. „Wahrscheinlich noch im Bett. Solche Leute haben die Gewohnheit zu schlafen, bis es Zeit ist, die Stempeluhr zu drücken.“
    Ihr Ton war achtlos und geringschätzig. Morlake, der im Begriff war, mit höflichem Dank weiterzugehen, hielt inne und musterte sie noch einmal. Sie war nicht die schönste Frau der Welt, aber ihm schien, daß er nie ein leidenschaftlicheres Gesicht gesehen hatte. Ihre Lippen waren voll und sinnlich, ihre Augen groß und strahlend, ihr Benehmen ungeheuer selbstsicher.
    „Sind Sie nicht ein bißchen früh erschienen?“ fragte sie.
    Sie war irritiert, und Morlake fühlte eine instinktive Abneigung gegen sie. „Wäre es dann vielleicht möglich“, fragte er, „mit Professor Glidden zu sprechen?“
    Die Frage erheiterte sie. Sie lachte. Dann faßte sie ihn am Arm und sagte: „Ich werde die Köchin fragen, welches Zimmer Ihr Freund bewohnt. Kommen Sie mit. Und machen Sie sich nichts aus meinem Aufzug. Ich stehe gern auf, wenn die Vögel zu singen anfangen, und es ärgert mich, wenn ich fünf Stunden warten muß, bis ich mit jemand reden kann. Ich bin der physische Typ. Immense Energie; und der einzige Grund, daß mein Gehirn etwas taugt, ist der, daß ich mir nie Sorgen mache. Wissen Sie etwas über Endokrinologie?“
    „Nie davon gehört“, sagte Morlake wahrheitsgemäß.
    „Gott sei Dank“, sagte die Frau. Sie fügte hinzu: „Ich bin im Bach geschwommen. Da ist ein Becken aufgestaut und zementiert, und der Professor hat für zehntausend Dollar ein Heizsystem für kühle Tage und Nächte installieren lassen. Möchten Sie die lokalen Klatschgeschichten hören? Ich bin erst seit vierundzwanzig Stunden hier zu Gast, aber ich weiß bereits alles, was es zu wissen gibt.“
    Morlake zweifelte nicht daran. Er begann gegen seinen Willen fasziniert zu sein. Es kostete ihn Mühe, seine Gedanken beim Zweck seines Besuchs zu halten.
    Als sie den Bungalow erreicht hatten, sagte die Frau: „Warten Sie hier. Ich werde schnell in mein Schlafzimmer laufen, und dann frage ich die Köchin. Ich bin gleich wieder da.“
    Morlake wartete nicht. Sobald sie um die Ecke verschwand, folgte er ihr. Es hatte eine Weile gedauert, bis er daraufgekommen war, aber er war sich seiner gefährlichen Situation zu bewußt, um sich von einer redseligen Frau hereinlegen zu lassen. Sie hatte ihn erkannt, und sie würde wahrscheinlich die Polizei verständigen, bevor sie wieder zum Vorschein käme.
    Die Längsseite des Bungalows hatte eine schmiedeeiserne Gittertür, die in einen Patio führte. Morlake öffnete sie leise, schlüpfte durch und ging auf Zehenspitzen rasch nach links in einen offenen, bogenförmigen Durchgang, in dem die Frau verschwunden war. Er sah sich in einem Korridor mit mehreren Türen rechts und links; aber es war unschwer zu erraten, in welchen Raum die Frau gegangen war, denn eine der Türen war angelehnt und er hörte von dort ihre Stimme.
    Sie war am Telefon, hatte ihm den Rücken zugekehrt und sagte drängend: „Versuchen Sie es noch einmal! Es muß doch jemand da sein!“ Morlake legte seine Hand über das Mundstück und nahm den Hörer aus ihren Fingern. Einen langen Moment stand die Frau gelähmt, dann machte sie langsam eine vorsichtige Drehung und starrte ihn aus weiten Augen an.
    Morlake sagte: „Wie haben Sie mich erkannt?“
    Sie zuckte die Achseln. „Die Zeitungen sind voll von Ihren Bildern. Und Ihr Freund, Dorman, redete erst gestern über Sie und sagte, er könne nicht glauben, daß Sie schuldig seien. Aber Sie sind schuldig, nicht wahr? Ich habe schon früher verzweifelte Männer gesehen.“
    Morlake fragte sich, wo, aber er sagte nur: „Wen haben Sie angerufen?“
    „Die Polizei natürlich.“
    „Die Polizei würde geantwortet haben“, sagte er. Und dann brach er ab, als eine Stimme aus dem Hörer kam. Er drückte

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