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Der erste Marsianer

Der erste Marsianer

Titel: Der erste Marsianer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
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flog er eine weite Schleife hinaus über den Pazifik und kehrte im Tiefflug zurück, so daß er vom Küstenradar nicht bemerkt wurde. Sein neues Versteck war ein ausgetrocknetes Bachbett in einer savannenartigen, menschenleeren Gegend, ungefähr sechs Kilometer von der Stadt Manakee entfernt. Manakee mußte der Ort sein, wo die Telefonvermittlung für Giddens Laboratorien war.
    Morlake zog seine Fliegerkombination aus und machte sich auf den Weg. Er trug ein weißes Hemd und die grau und schwarz gestreifte Gefangenenhose, aber solange er nicht die Jacke mit der weiß aufgemalten Nummer anzog, fiel er nicht auf.
    Nachdem er zehn Minuten marschiert war, kam ein Bus die Landstraße entlang und nahm ihn auf. Eine knappe Viertelstunde später war er in der Telefonvermittlung. Drei Mädchen saßen an den Vermittlungspulten. Eine von ihnen, eine verwaschen aussehende Blondine, sagte auf seine Frage:
    „Irgendwas war mit der Leitung nicht in Ordnung. Ich konnte die Verbindung nicht mehr herstellen.“
    „Ich habe es gemerkt“, sagte Morlake. „Deshalb bin ich in die Stadt gefahren. Konnten Sie den Teilnehmer erreichen?“
    „Ja, ich erreichte die Teilnehmerin, aber dann konnte ich Sie nicht mehr kriegen.“
    Noch eine Frau! Morlake war verblüfft, dann fühlte er Angst. Es war, wie er befürchtet hatte. Die Verbindung war hergestellt worden. Er zögerte, aber es gab kein Zurück.
    „Wollen Sie noch einmal anrufen?“ fragte das Mädchen.
    „Gewiß. Haben Sie die Nummer?“ Er lächelte verlegen. „Ich weiß sie leider nicht auswendig, und mein Notizbuch habe ich zu Hause gelassen.“
    Während er ziellos in seinen Hosentaschen fischte, nahm das Mädchen einen Notizblock zur Hand und blätterte darin herum.
    „Macht nichts“, sagte sie. „Ich habe es mir notiert. Hier ist es schon: Lucy Desjardins, Hartford Street 476, Crestolanto 9153.“
    Morlake nickte und schrieb die Adresse auf einen Zettel.
    „Darf ich Sie noch etwas fragen?“ sagte er.
    „Bitte.“
    „Sagte die Teilnehmerin etwas, als Sie die Verbindung zustande brachten?“
    „Ja, sie sagte, es spiele keine Rolle, oder so ähnlich.“
    „Ach so“, sagte Morlake. „Dann war es wohl nicht so wichtig. In dem Fall brauchen Sie sich jetzt nicht weiter zu bemühen. Ich kann auch von unterwegs anrufen.“
    Er bedankte sich und ging hinaus, schwitzend, aber momentan erleichtert und triumphierend. Das Gefühl hielt nicht lange an. Die Frau hatte gesagt, daß es keine Rolle spiele. Das bedeutete, daß sie verstanden hatte, was es mit dem mißglückten Anruf auf sich gehabt hatte. Die Bande würde sofort in Aktion treten.
    Er rief ein Taxi und ließ sich vor die Stadt fahren. Sobald es außer Sicht war, trabte er am Rand der Landstraße weiter und lief durch Busch und über Felder zu seiner Maschine. Wieder an Bord, schaltete er Radar und Radiofunk ein und wartete.
    Zuerst gab es nichts. Bis auf dünne Zirrusschleier war der Himmel leergefegt. Nach siebenunddreißig Minuten zeigte der Radarschirm ein Flugobjekt. Es war zu weit entfernt und zu hoch, um ein klares Bild abzugeben. Aber es war unverkennbar, und es bewegte sich mit hoher Geschwindigkeit außerhalb der Atmosphäre in ungefähr hundertfünfzig Kilometer Höhe.
    Morlake war geneigt, an einen Satelliten zu glauben, aber er drehte weiter am Radio, um die Frequenzen abzusuchen, und plötzlich kam eine Stimme herein:
    „… anscheinend weggekommen. Wir waren im Norden und Osten und Süden und draußen über dem Meer, aber nirgends ist eine Spur von ihm zu entdecken. Seine Maschine muß weit schneller sein als wir glaubten.“
    Die antwortende Stimme war dünn und fern. „Geben Sie nicht auf. Nehmen Sie nichts als selbstverständlich an.“
    Bevor der erste antworten konnte, brach eine dritte Stimme laut in das Gespräch ein. „Hier ist Armeestation Micklaw. Wer spricht da? Identifizieren Sie sich.“
    Ein leises Lachen kam zurück, dann trat Funkstille ein.
     
4.
     
    Für Morlake, der in seiner Bachschlucht außerhalb von Manakee versteckt wartete, verging die Zeit langsam. Es war eine unwirkliche Periode. Die Geister von sechzig Millionen toten Erwachsenen und Kindern verfolgten ihn in seinen Träumen, doch die Tatsache, daß sie einmal existiert hatten, war in seinem Bewußtsein bereits zur schattenhaften Legende geworden. Für ihn, der keine Familie hatte, war der Tod nicht der schreckliche Menschenfresser, der er für jene war, die etwas zu verlieren hatten.
    Viel realer als der Tod, der

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