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Der erste Tropfen Blut: Thriller (German Edition)

Der erste Tropfen Blut: Thriller (German Edition)

Titel: Der erste Tropfen Blut: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart MacBride
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getan hatte, waren leider vorbei.
    »Sie wollen also, dass ich die Typen herschaffe?«
    Wieder eine nachdenkliche Pause, und dann: »Nein. Wir fahren lieber selbst hin. Wenn ich heute Vormittag nicht im Büro bin, kann ich leider nicht zu dem Gesundheitstest für dieses blöde ›Fit wie ein Turnschuh‹-Programm gehen.« Sie drehte ihre Zigaretten zwischen den Fingern. »Wenn ich’s nur lange genug hinausschiebe, vergessen sie mich vielleicht irgendwann ganz.«
    Es dauerte gerade mal fünfzehn Minuten, bis Steel vom ersten der beiden Vergewaltiger die Nase voll hatte. Und nur sieben Minuten, bis sie sich im Haus des zweiten zu Logan hinüberbeugte und ihm zuflüsterte: »Wie wär’s, wenn wir ihm aus Versehen mal ein bisschen die Eier polieren?« Und aus dem Exhibitionisten war nicht mehr allzu viel rauszukriegen, nachdem DI Steel mit den Worten »Na los, zeigen Sie mal her!« ins Haus geplatzt war. Iain Watt war vermutlich größer, als er aussah, wenn er so mit gesenktem Kopf und hängenden Schultern dastand. Schütteres braunes Haar, Strickweste, leichtes Übergewicht, Mitte dreißig. Der Prototyp des Mr. Nobody. Er wohnte in einem großen Haus in der Don Street, direkt an der Strecke, die die meisten Studentinnen und Studenten nahmen, um von ihren Wohnheimen zur Aberdeen University zu gelangen. Während Steel am Wohnzimmerfenster stand, kam ein Grüppchen junger Frauen lachend und scherzend vorbeispaziert, lange Haare, lange Beine, und dazwischen jede Menge unerforschte Rundungen. Logan hätte schwören können, dass er Steel sehnsüchtig seufzen hörte.
    »Sagen Sie, wie läuft das eigentlich so ab bei Ihnen?«, fragte sie, nachdem die Studentinnen endlich hinter der nächsten Häuserecke verschwunden waren. »Sie sehen sie kommen, schießen zur Tür raus und lassen sie einen Blick auf Ihr ›stolzes Gemächt‹ werfen? Ist das alles?«
    »Ich …« Watt vermied es, ihnen in die Augen zu sehen, und fixierte stattdessen unentwegt das makellos weiße Schaffell in der Mitte des Zimmers. »Ich hatte eine Therapie … Ich nehme Medikamente.«
    »Ach ja? Kriegen ihn wohl nicht mehr hoch, wie?« Sie zog die Vorhänge zu und tauchte den Raum in völlige Dunkelheit, bis auf einen schmalen Lichtstreifen, der genau auf Watts kahle Stelle fiel. »Wenn mir auch nur die Spur eines Gerüchts zu Ohren kommt, dass hier in der Gegend jemand seinen Pimmel zur Schau stellt, dann haben Sie die längste Zeit Pillen gebraucht. Dann werde ich Sie nämlich ein für alle Mal heilen – mit meiner Stiefelspitze. Kapiert?«
    Er errötete, den Kopf noch immer gesenkt. »Ich habe … Ich verspüre nicht mehr den Drang. Ich hatte eine Therapie.«
    »Ja, das sagten Sie schon.« Sie stand eine Weile schweigend da. »Und warum haben Sie es dann getan?«
    Logan konnte sehen, wie Schweißperlen auf die Stirn des Mannes traten. Das Schweigen dehnte sich, die Schweißperlen flossen ineinander und rannen an Watts Schläfen hinunter. »Ich …« Er räusperte sich. »Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen.«
    »Aber wir wissen es.« Steels Stimme war leise, ihr Ton beinahe betrübt.
    »Ich …« Sein Blick zuckte zur Tür und heftete sich gleich wieder auf das Schaffell. »Aber ich …«
    »Kommen Sie schon, zwingen Sie mich nicht, zu härteren Maßnahmen zu greifen.«
    Watt vergrub das Gesicht in den Händen und fing an zu weinen. »Ich habe es nicht gewollt!«
    Logan warf Steel einen fragenden Blick zu, doch sie zuckte nur mit den Achseln. Was immer der Typ zu beichten hatte, es war ihr ebenso neu wie ihm. »Warum erzählen Sie uns nicht einfach alles darüber, Iain?«, ermunterte Logan ihn. »Es wird Ihnen besser gehen, wenn Sie sich jemandem anvertrauen.«
    Watt stand langsam auf und biss sich auf die Unterlippe. Tränen liefen über seine Wangen und vermischten sich mit dem Rotz und dem Schweiß. Seine runden Schultern zitterten, als er in die Küche voranging und dabei ein ums andere Mal schluchzte: »Ich hab es nicht gewollt, ich hab es nicht …« Allmählich begann Logan sich ernsthafte Gedanken darüber zu machen, was Watt denn nun verbrochen hatte.
    Der gebückte Mann streckte die Hand nach einer Küchenschublade aus, doch Logan kam ihm zuvor und packte ihn am Handgelenk – nur für den Fall, dass die Schublade voller Messer war. »Wissen Sie was«, sagte er ruhig und ohne die Stimme zu heben, »wie wär’s, wenn ich es für Sie raushole? Und Sie bleiben einfach da stehen, wo Sie sind … Gut.« Logan zog ein Paar Latexhandschuhe aus der

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