Der erste Tropfen Blut: Thriller (German Edition)
Esszimmer und das Wohnzimmer vor und machten dann oben weiter. Das Schlafzimmer hatte nichts Ungewöhnliches zu bieten: ein Stapel Bücher auf dem Nachttisch – Marian Keyes, ein paar von diesen »True Crime«-Serienkillergeschichten und ein Psychologie-Lehrbuch; ein Frotteebademantel über die Stuhllehne drapiert; eine verlorene Socke, die unter dem Bett hervorlugte. Weiter ins Bad: Das Fenster war offen, was Logan die Gelegenheit eröffnete, einen kleinen Vortrag über Verbrechensvorbeugung zu halten und vor Einbrechern zu warnen, denen man nie den kleinen Finger reichen durfte, weil sie sonst alles mitnahmen, was man hatte. Und als Letztes noch ein kleines Schlafzimmer, das vollkommen leer war bis auf einen zerlegbaren Schrank und den inzwischen vertrauten Hauch von Latex in der Luft, der gegen den Geruch frischer Farbe und den Duft eines dieser elektrischen Lufterfrischer ankämpfte. Logan rieb mit der Schuhsohle über den Teppich, vor und zurück und vor und zurück, bis ein kleiner Rhombus aus blauen Fusseln entstand.
Steel verzog das Gesicht und hielt sich den Bauch. »Dürfte ich vielleicht mal Ihr Klo benutzen?«
»Oh … ja. Am Ende vom Flur.« Tina deutete in die Richtung, obwohl sie gerade erst von dort gekommen waren. »Aber Vorsicht mit dem Schloss, das ist ein bisschen launisch. Und was ist mit euch beiden?«, fragte sie, während Steel davoneilte. »Darf ich euch eine Tasse Tee anbieten? Das gehört sich doch so, wenn man Polizisten im Haus hat, nicht wahr? Im Fernsehen machen sie das jedenfalls immer.«
Logan nickte. »Bitte«, murmelte er abwesend. Während Tina und Rickards wieder nach unten in die Küche gingen, rieb er weiter mit dem Schuh vor und zurück, vor und zurück … »Neuer Teppich?«
»Ja«, rief Tina von der Treppe herauf. »Ich musste das kleine Zimmer ganz neu machen – hatte einen ganzen Eimer weiße Farbe da drin verschüttet. Der Teppich im Zimmer und der auf dem Flur, alles ruiniert.« Ein Wasserkocher begann zu zischen. »Die blöde Versicherung hat gesagt, ich wäre nicht gegen Heimwerkerunfälle versichert, können Sie sich das vorstellen?« Ein wenig Klirren und Klappern. »Wie nehmt ihr den Tee?«
»Für mich schwarz«, war Rickards’ Stimme zu vernehmen, »und für ihn mit Milch und ohne Zucker. DI Steel nimmt Milch und zwei Stück Zucker. Kann ich dir helfen?«
Logan trat wieder in das kleine Zimmer. Kein Wunder, dass die Teppiche so sauber aussahen. Er ging zum Schrank und öffnete die Türen: ein Ganzkörper-Latexanzug; ein Sortiment von Peitschen, Schnallen und Riemen; ein Korsett; Ballonknebel und Masken mit merkwürdigen aufblasbaren Teilen; schwarze, hochhackige Dominastiefel; ein Karton mit einem Elektrostim-Set und eine umfangreiche Sammlung von Sexspielzeug. Alles ordentlich an Haken aufgehängt oder auf Regalen verstaut. Und dort neben dem Anzug stand ein mannshoher Spiegel mit Goldrahmen.
Er zog ihn heraus, lehnte ihn an die Wand und trat zurück, bis … perfekt. Fehlten nur noch Jason Fettes und ein Tisch, auf dem man ihn festschnallen konnte. Es war keine verschüttete Farbe gewesen, die die Teppiche ruiniert hatte, es war Jason Fettes, der in diesem Raum verblutet war.
Das Korsett hatte wohl ihre Körperform verändert und sie schlanker wirken lassen; die hochhackigen Stiefel würden sie größer machen, so wie auf dem Video. Und sie hatte die Hauptrolle in Hans und die Bohnenstange gespielt – man musste ihr nur einen falschen Bart ankleben und sich einen irischen Akzent dazudenken, und schon hatte man den Fahrer, der Fettes vor dem Krankenhaus abgeladen hatte.
Wie es aussah, hatte Jimmy Duff doch die Wahrheit gesagt.
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Er seufzte und schloss den Schrank. Insch würde hellauf begeistert sein, dass sie endlich jemanden geschnappt hatten, aber Logan konnte sich nicht vorstellen, dass die Sache für irgendeinen der Beteiligten gut ausgehen würde. Tina hatte Jason nicht absichtlich getötet. Es war einfach nur ein Fall von ungewöhnlichem Sex mit tragischem Ausgang, aber man würde sie trotzdem anklagen und vor Gericht stellen, die Zeitungen würden sich auf den Prozess stürzen – ihr Leben wäre ruiniert. Und das alles würde Jason Fettes nicht weniger tot machen.
Logan ging wieder nach unten und versuchte die an eine Panzerschlacht erinnernden Geräusche aus dem Bad zu ignorieren, als er an der Tür vorbeikam. Er konnte Rickards in der Küche jammern hören, dass die Aberdeener Szene ihn ausstoßen würde, worauf Tina erwiderte, dass er
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