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Der erste Weltkrieg

Der erste Weltkrieg

Titel: Der erste Weltkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Berghahn
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5. November veröffentlichten die Bolschewisten daher eine Erklärung, in der zu einem schnellen Waffenstillstand aufgerufen wurde. In der Folgezeit sollte dann ein «sofortiger demokratischer Frieden für alle Nationen» ausgearbeitet werden.In der Absicht, jegliches weitere Zusammengehen mit den Alliierten zu kompromittieren, veröffentlichte Trotzki als Außenkommissar des neuen Regimes des Weiteren die Texte der vor 1917 unter den Verbündeten abgeschlossenen Geheimverträge mit den territorialen Kriegszielen. Am 20. November vereinbarte er mit den Deutschen die Einstellung der Kampfhandlungen.
    Sechs Wochen später begannen die offiziellen Friedensverhandlungen, die freilich nur langsam vorankamen. Denn die bolschewistische Taktik war entscheidend von der Hoffnung bestimmt, das russische Vorbild würde sowohl die kriegsmüden und radikalisierten Massen in anderen europäischen Ländern als auch die Widerstandsbewegungen in den Kolonialreichen der Westmächte zur Rebellion gegen ihre Regierungen animieren. Betrachtet man die desperaten Zustände in Zentraleuropa, so war diese Hoffnung nicht unbegründet. Mit jeder Woche, die Trotzki durch ein Hinauszögern des Friedensschlusses gewann, schien sich die Aussicht eines Zusammenbruchs der anderen Monarchien und am Ende gar einer Weltrevolution zu erhöhen. Dieses Kalkül blieb den Deutschen nicht verborgen. Ende Februar wurde der OHL die bolschewistische Verhandlungstaktik schließlich zu viel. Sie stellte ein Ultimatum, und als dieses nicht sofort erfüllt wurde, stießen deutsche Truppen gen Osten vor. Was von der russischen Armee noch übrig geblieben war, leistete kaum Widerstand. Am 1. März erreichten die Deutschen Kiew. Lenins Regime drohte zusammenzubrechen. Zwei Tage später unterzeichneten die Bolschewisten in Brest-Litowsk das Vertragsdokument. Im Osten war der Weltkrieg vorüber. Es begann der Bürgerkrieg.
    Die deutsche Ostgrenze wurde in Brest-Litowsk um ein riesiges Gebiet von Narwa an der Ostsee im Norden über Mogilew, Kursk, dann entlang des Don bis Rostow und Taganrog am Schwarzen Meer vorgeschoben und von der deutschen Armee besetzt. Dieser «Frieden» ist daher zum einen interessant, weil er zeigt, wie ernst es der OHL mit ihren Kriegszielen war. Hier sollte der östliche Teil des exorbitanten Annexionsprogramms verwirklicht werden, das Deutschland einen «blockadefreien»Machtblock auf dem europäischen Kontinent zu errichten erlaubte. Brest-Litowsk gab zu erkennen, was die Deutschen im Falle eines Sieges mit Europa gemacht hätten.
    Indessen sollte die Besetzung der wirtschaftlich reichen Gebiete im Osten, voran der Ukraine, noch einen weiteren Vorteil bringen: die Möglichkeit, die deutschen Truppen für einen vermeintlich kriegsentscheidenden Durchbruch an der Westfront zu konzentrieren, einschließlich der Kontingente aus Serbien und Italien insgesamt 40 Divisionen mit 600.000 Mann. Die Frühjahrsoffensive, die am 21. März begann, brachte zuerst Terraingewinne in Nordfrankreich von 60 Kilometern. Aber der Zusammenbruch der westalliierten Verteidiger fand nicht statt, nicht zuletzt weil an die 300.000 frische amerikanische Soldaten in die Kämpfe eingreifen konnten. Langsam, aber sicher lief sich die Offensive fest, und am 18. Juli kam es zu den ersten Gegenangriffen der Alliierten. Vier Wochen später brachen die schnell errichteten deutschen Verteidigungslinien ein, und am 29. September teilte die OHL dem Kaiser mit, dass der Krieg verloren sei. Auf alliierter Seite beliefen sich die Verluste auf 320.000; auf der deutschen waren es 230.000.
2. Revolution in Zentraleuropa
    Fragt man nach den Gründen für den Zusammenbruch der beiden zentraleuropäischen Monarchien, so sind die Parallelen zum Schicksal des Zarenreichs im Jahr davor frappierend. Auch in Berlin und Wien waren es letztlich die wachsende materielle Not, die Friedenssehnsucht angesichts des Massensterbens und die Verbitterung von Front und Heimatfront über die Verständnislosigkeit der Entscheidungsträger. Auch hier spielte die Distanz zwischen Herrschern und Beherrschten eine wichtige Rolle. Wilhelm II. und seine Berater hatten einfach kein Gefühl für die seelische und materielle Lage der Bevölkerung. Auf der höchsten Ebene kam dies etwa darin zum Ausdruck, dass der Kronprinz unbekümmert seinen großartigen Cecilienhof in Potsdam weiterbaute, während die Arbeiter an der Front ihr Leben hergaben. Die Diskrepanz zwischen «oben» und «unten» zeigtesich auch in

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