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Der Esper und die Stadt

Der Esper und die Stadt

Titel: Der Esper und die Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine McLean
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englisch überwechselnd, fügte ich rauh hinzu: „Opfert mich nicht; täuscht es nur vor! Es wird auf dem Fernsehschirm gut aussehen und euch auch Ärger mit dem Gesetz ersparen.“
    Er war nicht fähig, mir etwas anzutun. Das Messer wäre in seine eigene Kehle gedrungen. Er akzeptierte diese Tatsache und mußte das Beste daraus machen. Mit einem aufgebrachten Gesichtsausdruck – denn er wußte, daß ich irgendwas mit seinem Bewußtsein angestellt hatte –, riß er das Messer in die Luft, warf einen dramatischen Blick auf die Sonne und ließ es dann in einem Bogen niedersausen, der an meinem Oberkörper vorbeiführte. Drei Zentimeter von mir entfernt machte er eine rituelle Geste, säbelte mit der Klinge überzeugend echt in der Luft herum, riß ein imaginäres Herz aus meiner Brust und hielt es der Sonne entgegen. Aber seine Hände waren leer.
    Mit hocherhobenen Händen sah er mir ins Gesicht. Seine Verwirrung war deutlich zu sehen, als er wütend sagte: „Was soll das? Wie kannst du es wagen, in der heiligen Zunge zu sprechen?“
    „Sie will dich bei sich haben“, erwiderte ich in der Sprache, die kein Englisch war. Ich hatte sehr schnell aus seinem tiefsten Unterbewußtsein erfahren, daß er den seltsamen Traum und die Erinnerung hegte, schon früher einmal – unter einer glänzenderen Sonne – Priester gewesen zu sein. „Wenn du die Sonne verehrst, mußt du dich in Liebe mit ihr vereinigen. Jeder andere Tod führt dich langsam durch Nebel, Zwielicht und Kälte. Durch alle Generationen vertröstest du sie, opferst Spielzeuge, Puppen und Fremde und dienst damit ihrem Feind, der Dunkelheit. Die Opferung von anderen ist nichts weiter als ein Ersatz für sich selbst.“
    Das Gesicht des Hohepriesters war eine von roten und gelben Streifen durchzogene, ängstliche Maske gewesen, in dem die grauen Augen von schwarzen Linien umgeben waren, um so den Eindruck eines mexikanischen Indianers zu erzeugen. Langsam wurde es nun leer. Es strahlte keine Furcht mehr aus. Mit hängenden Schultern wandte er sich von mir ab und ließ das Opfermesser sinken, als hätte er es vergessen.
    Ich fragte mich, ob sie ihr Ritual auch ohne das Messer fortsetzen konnten. Was die Sadisten als nächstes vorhatten, wußte ich nicht. Ich hob das Messer auf, zog meinen Übungssäbel und betrat die Treppenstufen.
    Die Muskelmänner spritzten vor mir und meinem Schwert auseinander, denn sie sahen nicht, daß die Klinge stumpf war. Ich eilte die Stufen hinunter bis auf die Ebene, auf der die Puppen lagen. Als ich auf diesem Absatz angekommen war, sah ich mir den schulterhohen Stapel an. Welche von den Puppen war ein Mensch und mußte gerettet werden?
    Die „Indianer“ blickten auf ihren Hohepriester und warteten auf Befehle. Der Hohepriester stand immer noch da und sah zu Boden, aber die vier anderen machten ein paar wilde Gesten. Ihre Untertanen sollten mich umzingeln, aus allen Richtungen gleichzeitig angreifen und mich schnappen.
    Köpfe und Arme aus Stroh verbauten mir den Weg. Ich ergriff einen Arm und betastete ihn. Er bestand aus dünnem, leichtgewichtigem Stroh und gehörte keinem echten Menschen. Mit glänzenden Bronzemessern kamen die Azteken nun aus beiden Richtungen auf mich zu. Keine Zeit, um mir jede Puppe einzeln anzusehen. Eine, die wirklich lebte, mußte schwerer sein. Ich packte einen Strohkopf und zerrte daran. Der ganze Stapel geriet ins Wanken. Ich zerrte noch einmal, und er fing an zu rutschen. Nun riß ich mit aller Gewalt. Der Puppenstape! fiel auseinander, und die Gestalten rollten in alle möglichen Richtungen.
    Zurück blieben nur noch drei, von denen eine, die ziemlich schwer war, zwei andere unter sich begraben hatte. Sie lag direkt vor meiner Nase. Ich stieß sie an. Sie strahlte ein paar wütende Impulse ab und krümmte sich, aber ihre Arme waren nachgemachte Strohgebilde. Ich glitt neben sie und warf sie mir über die Schulter. Die Puppe hatte das schwere Gewicht eines Mannes.
    Wo sich vorher die Puppen befunden hatten, tauchten nun zwei Azteken auf, die sich bückten, um mich anzuspringen. Ich schlug aufwärts und traf einen mit dem imitierten Schwert gegen die Brust. Er fiel mit einem Grunzen um und verlor das Bewußtsein, woraufhin der andere schnell den Rückzug antrat und dabei noch ein paar andere wegstieß. Sie hielten meine Klinge für echt, denn der Bursche, den ich niedergeschlagen hatte, sah aus wie tot.
    Ich schaltete meinen Düsengürtel an, wirbelte herum und sprang auf den nächsten Absatz, der

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