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Der Esper und die Stadt

Der Esper und die Stadt

Titel: Der Esper und die Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine McLean
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wie eine unsichtbare Leuchtreklame.
    DENK NACH, DENK NACH, DENK NACH.
    „Herzlichen Glückwunsch“, sagte Ahmed und legte mir kurz einen Arm um die Schulter. „Darf ich dir ’n Tranquilizer anbieten?“
    „Nein“, sagte ich. „Kein Bedarf. Judd hat mir Geld gegeben. Jetzt komm ich alleine durch.“ Ich mußte nachdenken, und zwar ohne die Hilfe von Beruhigungsmitteln. Und Ahmeds Humor half mir auch nicht weiter.
    Geld, eine heiße Dusche, ein Steak – ich wollte mich an der Stadt erfreuen, die zu retten wir beide helfen wollten. Und nachdenken. Über wichtige Dinge.
    Ich marschierte los. Und als ich mich einmal umdrehte, stand Ahmed da, so groß wie er war. Er war voller Schmutz und Spinnweben und sah hinter mir her.
    Er wirkte ganz schön verdattert.

 
5
     
    Es war einsam und still auf dem Bürgersteig, der an den Mauern eines Kommunenblocks vorbeiführte. Da wächst man auf und glaubt, daß die Leute, die die Welt in Bewegung halten, aus ihren Jobs das Beste zu machen versuchen – und dann sagt einer was, und man sieht alles in einem anderen Licht. Ich blieb stehen und sah mir die Mauer an. Sie hatte keine Fenster und sah aus, als würde sie der Welt den Rücken zukehren. Die Abkapselung der Kommunen trug dazu bei, ihren Bewohnern zu helfen, nach ihren eigenen Sitten und Gesetzen selig zu werden. Sie lebten nur nach ihren eigenen Vorstellungen. Für die Leute, die innerhalb dieser Mauern lebten, bedeuteten die fensterlosen Wände Obdach und Schutz. Als ich mir die nackten, hohen Wände so ansah, wurde ich unsicher. Sie sahen so aus, als würden sie sagen: Betreten verboten. Aus Haß?
    Wenn ein Volk Außenseiter haßte, konnte man dann von ihm erwarten, daß es einer ganzen Stadt voller Außenseiter zutraute, dieselbe gut in Schuß zu halten? Techniker, Computerprogrammierer, Systemanalytiker und Kontrollexperten – alle Leute, die die Denkmaschinen überwachten – stellten eine Gruppe dar. Sie machten die Politik und sorgten für die städtischen Dienstleistungsbetriebe.
    „Die Techs bereiten Gesetze vor, um jeden auszulöschen, der nicht zu ihnen gehört. Besonders Muskelprotze wie dich, George.“ Das hatte der Junge nicht bloß so hingesagt. Und seine Vibrationen waren freundlich gewesen. Ich ging zu einer Telefonzelle. Wen sollte ich anrufen? Ich ging wieder hinaus und peilte den grünen Randstreifen entlang in beide Richtungen. Ich wollte mit jemandem reden und ihm diese wichtige Sache, die mir Schwierigkeiten machte, erklären.
    Zwei stupide aussehende Männer gingen vorbei und strahlten das Gefühl nervöser Langeweile ab. Dann kam einer vorbei, der ziemlich glücklich aussah, aber er zog den Kopf zwischen die Schultern und ging schneller, weil es ihm nicht paßte, von einem stark aussehenden Kerl angestarrt zu werden, der im Dunkeln stand. Entschuldigend sah ich weg. Starr die Leute nicht an, George. Ich erinnerte mich an den Taschensender, den die Rettungsbrigade mir geliehen hatte, und schaltete ihn ein. „Statistik, bitte.“
    „Am Apparat.“
    „Wie spät ist es?“
    „Zwei Minuten vor halb zehn“, erwiderte eine dünne Stimme und stellte eine Gegenfrage. Ich schob mir den Stöpsel tiefer ins Ohr und stellte den Kasten lauter. „Vor einer halben Stunde etwa ist jemand festgenommen worden“, sagte ich. „Ich möchte ihn gerne besuchen und mit ihm reden, kenne aber nur seinen Vornamen.“
    Die Stimme war jetzt laut und deutlich. Sie hörte sich an, als würde jemand neben mir stehen und direkt in mein linkes Ohr sprechen. „Nur eine Formalität. Sie müssen sich zuerst identifizieren.“
    „George Sanford. Rettungsbrigade. Berater, Kategorie J. Ich habe keine Dienstmarkennummer.“
    „In Ordnung. Jetzt zu dem Verdächtigen. Wann? Wo? Wie? Was? Alles, was Sie wissen. Ich futtere den Computer damit.“
    „Larry Soundso. Vielleicht vierzehn oder fünfzehn; mit ’nem hellen Köpfchen, fast wie ein Student. Blond, klein und untergewichtig. Man hat ihn eingelocht wegen Kidnapping, Vandalismus, Sabotage und möglicherweise mehrfachen Mordes.“
    „Ach, den Larry meinen Sie. Der die Brooklyn-Kuppel auf dem Kerbholz hat. Sie sind der Sanford, der die Bande mit Hilfe von ESP ausfindig machte. Herzlichen Glückwunsch, Sanford! Die Sache kam gerade mit den allgemeinen Bekanntmachungen rein. Moment. Ich hab jetzt alles eingegeben, aber der Computer spuckt nichts aus.“ Die Stimme klang jetzt wach und interessiert. „Können Sie in einer halben Stunde noch mal anrufen? Bis dahin wird er

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