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Der Esper und die Stadt

Der Esper und die Stadt

Titel: Der Esper und die Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine McLean
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du. Es ist die an­de­re.“
    Als Bes­sie den Kopf hob, war ihr Ge­sicht ver­än­dert. Ihr rund­lich­lä­cheln­des Äu­ße­res war ei­nem kum­mer­vol­len, fal­ti­gen Aus­druck ge­wi­chen. Sie glich jetzt ei­nem al­ten Blut­hund. Sie mur­mel­te: „Es stimmt. Warum soll man auf je­man­den war­ten, der ei­nem hilft und einen liebt? Wir sind ge­bo­ren wor­den, um zu ster­ben. Dar­an kann man nichts än­dern. Es gibt kei­nen Grund zur Hoff­nung. Hoff­nung er­zeugt Schmerz. Hoff­nung tut ihr weh.“ Es ge­fiel mir nicht, wie Bes­sie re­de­te. Es war, als sei sie tot. Ei­ne spre­chen­de Lei­che.
    Ob­wohl sie den An­schein er­weck­te, sich zu­sam­men­zu­rei­ßen und auf Ah­med zu kon­zen­trie­ren, um ihm Be­richt zu er­stat­ten, glitt ei­nes ih­rer Au­gen aus dem Brenn­punkt und schi­en an­ders­wo­hin zu bli­cken.
    „Hoff­nung schmerzt“, sag­te sie. „Sie haßt die Hoff­nung. Sie ver­sucht sie um­zu­brin­gen. Sie fühlt mei­ne Ge­dan­ken und hielt mei­ne An­sich­ten über das Le­ben und die Hoff­nung für ih­re ei­ge­nen. Ich er­in­ner­te mich, wie Har­ry mir stets ge­hol­fen hat, und sie ex­plo­dier­te in Schwär­ze und Haß …“ Bes­sie stütz­te den Kopf wie­der auf ih­re Hän­de. „Ah­med, er ist tot. Sie hat Har­rys Geist in mei­nem Her­zen ge­tö­tet. Er wird nie wie­der zu­rück­keh­ren, nicht ein­mal in mei­nen Träu­men.“ Ihr Ge­sicht war tot, wie ei­ne Mas­ke.
    Ah­med streck­te die Hand aus und tät­schel­te ihr er­neut die Schul­ter. „Schäm dich, Bes­sie. Komm raus da.“
    Sie rich­te­te sich auf und fun­kel­te ihn an. „Es stimmt. Al­le Män­ner sind Un­ge­heu­er. Nie­mand wird ei­ner Frau hel­fen. Du willst doch, daß ich dir bei der Er­fül­lung dei­nes Jobs hel­fe, da­mit du, wenn du das Mäd­chen fin­dest, noch einen Or­den be­kommst, stimmt’s? Du emp­fin­dest gar nichts für sie.“ Ihr Ge­sicht ver­dun­kel­te sich der­ma­ßen, daß ich mich wie­der an die fins­te­ren Wol­ken er­in­nert fühl­te.
    Ich muß­te sie da her­aus­ho­len, aber ich wuß­te nicht, wie ich das an­stel­len soll­te.
    Ah­med ließ einen Löf­fel ge­gen die Tee­tas­se kli­cken und sag­te mit un­er­war­tet lau­ter Stim­me: „Wie lau­fen die Ge­schäf­te hier, Bes­sie? Zah­len sich die neu­en Mäd­chen aus?“
    Sie sah über­rascht auf die Tas­se und blick­te sich dann ir­ri­tiert in ih­rem Lo­kal um. „Nicht viel Kund­schaft da im Mo­ment. Wahr­schein­lich nicht die rich­ti­ge Zeit. Die Mä­dels sind in der Kü­che.“ Bes­sies Ge­sicht nahm wie­der ih­re al­ten Zü­ge an. Sie setz­te die Mas­ke der freund­li­chen Be­die­ne­rin auf, wur­de wie­der rund­lich und lä­chel­te. „Sol­len die Mäd­chen dir was brin­gen, Ah­med?“
    Als sie sich freund­lich zu mir um­wand­te, klan­gen ih­re Wor­te noch we­ni­ger me­cha­nisch. „Und Sie, jun­ger Mann? Wo­mit kann ich Ih­nen die­nen? So wie Sie da­ste­hen, se­hen Sie ziem­lich ener­gie­ge­la­den aus. Die meis­ten jun­gen Leu­te mö­gen un­se­re tür­ki­schen Ho­nig­bröt­chen.“ Ich war zwar im­mer noch nicht ganz in ih­rem Brenn­punkt – ich mei­ne, sie nahm mich im­mer noch nicht hun­dert­pro­zen­tig wahr, aber ich lä­chel­te ihr zu, denn ich freu­te mich, daß es ihr jetzt bes­ser ging.
    „Nein, dan­ke, Ma’am“, sag­te ich und schau­te Ah­med an, weil ich wis­sen woll­te, was er als nächs­tes tat.
    „Bes­sies Ho­nig­bröt­chen ha­ben Welt­ruf“, sag­te Ah­med. „Sie trie­fen fast, so­viel Ho­nig ist in ih­nen drin, und sie ha­ben einen so de­li­ka­ten Ge­schmack, daß sie ei­nem fast den Mund ver­bren­nen.“ Er stand leicht­fü­ßig auf und sah ein biß­chen ab­ge­spannt aus. „Schät­ze, ich neh­me ein Dut­zend mit.“
    Die di­cke Frau saß da und blin­zel­te ihn an. Ihr run­des Ge­sicht sah nun nicht mehr krank und ein­ge­fal­len aus, nur ein we­nig fal­tig und aus­drucks­los; wie man eben aus­sieht, wenn man mor­gens in den Spie­gel schaut. „Tür­ki­sche Ho­nig­bröt­chen“, wie­der­hol­te sie. „Ein Dut­zend.“ Sie bim­mel­te mit ei­nem Glöck­chen, das auf der Mit­te des Ti­sches stand und er­hob sich.
    „War­te un­ten auf mich“, sag­te Ah­med zu mir. Dann wand­te er sich der Frau zu. „Weißt du noch, als

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