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Der Esper und die Stadt

Der Esper und die Stadt

Titel: Der Esper und die Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine McLean
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klas­si­schen grie­chi­schen Tra­di­ti­on her­zu­stel­len – wie Pra­xi­te­les. Er hat­te einen Auf­trag von ei­ner klas­si­schen Kom­mu­ne, der Ge­sell­schaft für krea­ti­ven Ana­chro­nis­mus. Sein kah­ler Schä­del war von ro­sa­far­be­ner Ge­sund­heit; krau­ses, schwar­zes Haar um­spiel­te sei­ne Oh­ren. Er hat­te be­ein­dru­cken­de Arm­mus­keln. Die Klop­fe­rei hat­te da­zu ge­führt, daß es in sei­nen Oh­ren summ­te. Er hör­te im­mer noch die Echos sei­ner Schlä­ge. Und ich fühl­te sie na­tür­lich auch.
    „Sie sind gut, Mr. Xer­xes“, sag­te ich. „Und was hal­ten Sie von mir?“
    „Du siehst sehr gut aus, Ge­or­ge. Daß du ab­ge­nom­men hast, steht dir gut.“ Er lä­chel­te. „Du wirst den Jun­gen und Mäd­chen noch so gut ge­fal­len, daß sie dir den Hof ma­chen und sich um dich strei­ten wer­den.“
    Mr. Xer­xes wuß­te nicht, daß mei­ne Kre­dit­kar­te zu nichts mehr nüt­ze war. Er ver­ehr­te mei­ne Wil­lens­kraft. Zwei Mo­na­te lang hat­te er zu­ge­se­hen, wie ich hun­dert Pfund Fett ver­lo­ren hat­te. Ich hat­te ein­fach nichts mehr ge­ges­sen. Er hat­te mir ein Fläsch­chen mit Ap­pe­tit­hem­mern ge­ge­ben, die er von sei­ner ei­ge­nen Ab­ma­ge­rungs­kur üb­rig­be­hal­ten hat­te. Mir hat­ten sie ge­hol­fen, aus dem Fett Ener­gie zu ma­chen. Ich hat­te mich nie schwach ge­fühlt, nur hung­rig, und mir täg­lich zwei Tel­ler Plank­ton­sup­pe ge­kauft, um die letz­ten Dol­lars ein we­nig zu stre­cken.
    „Ha­ben Sie einen Job für mich, Mr. Xer­xes? Kann ich Ih­nen ir­gend­wie aus­hel­fen?“ Ich ver­grub die Hän­de in den Ta­schen, da­mit sie nicht so zit­ter­ten. Als ich von der Schü­ler­bei­hil­fe leb­te, hat­te die Künst­ler­kom­mu­ne im­mer was für mich zu tun.
    „Heu­te nicht, Ge­or­ge.“ Mr. Xer­xes hielt sorg­fäl­tig einen Stein­block hin­ter das Ohr der Sta­tue, setz­te sei­nen Mei­ßel an und schlug ein Stück­chen Mar­mor ab. Sei­ne Vi­bra­tio­nen wa­ren ein biß­chen ab­wei­send. Er dach­te, ich sei nun zu groß für einen Lauf­bur­schen­job. Er wuß­te na­tür­lich nicht, daß mir nie­mand einen Er­wach­se­nen­job ge­ben wür­de.
    Ich ver­such­te es noch an fünf an­de­ren Ma­schi­nen, aber sie wa­ren al­le in Ord­nung und wuß­ten, daß ich kei­nen Kre­dit mehr hat­te, des­we­gen rück­ten sie nichts her­aus.
    Ich ging die Stra­ße hin­un­ter, hin­ter Leu­ten her, die auf dem Weg zur Ar­beit wa­ren. Ich stell­te mir vor, zu ih­nen zu ge­hö­ren und nicht ich zu sein, das ver­schaff­te mir ein gu­tes Ge­fühl. Ich tat so, als hät­te ich ein Ziel und nahm ih­re Vi­bra­tio­nen auf. Schließ­lich ging ich zur Kom­mu­ne 1949, wo die al­ten Leu­te le­ben.
    Ich stell­te mich auf die Roll­trep­pe und ließ mich (statt sie hoch­zu­lau­fen) von ihr tra­gen, kam an zwei Ra­sen­plät­zen und Ve­ran­den vor­bei und sprang in Mrs. John­sons Stock­werk ab. Sie hat­te ein klei­nes Haus, das ganz von ei­nem Ra­sen um­ge­ben war und nur des­we­gen nicht wie ein Land­haus aus­sah, weil an den Ecken die­se Säu­len wa­ren, die das ge­sam­te Ge­bäu­de fest­hiel­ten. Sie hat­te die Säu­len al­ler­dings mit Schling­pflan­zen ver­ziert. Ich ging über den hel­len Ra­sen mit dem gel­ben Lö­wen­zahn und dem ro­sa­far­be­nen Klee und klin­gel­te bei ihr.
    „Komm rein“, rief sie durch das In­ter­kom. „Ich bin in der Kü­che.“
    Die Tür öff­ne­te sich. Ich at­me­te den sü­ßen Duft von Ku­chen und Oran­gen­gla­sur ein, der die gan­ze At­mo­sphä­re aus­zu­ma­chen schi­en. Das Wohn­zim­mer sah aus wie in ei­nem Film aus den vier­zi­ger Jah­ren.
    Es gab aber kei­nen Fern­se­her, weil das ’49 noch nicht weit ver­brei­tet war. Die Kom­mu­ne der al­ten Leu­te leb­te ziem­lich strikt in ih­rem Ver­such, fünf­zig Jah­re hin­ter der Zeit zu blei­ben. Das gan­ze Haus roch nach Pfann­ku­chen und Oran­gen­ku­chen. Oran­gen­ku­chen lie­be ich am meis­ten, und was die Pfann­ku­chen an­geht, so ist ihr Duft bes­ser als al­les an­de­re.
    Mrs. John­son war in der Kü­che da­mit be­schäf­tigt, sorg­sam Oran­gen­gla­sur auf einen großen Ku­chen zu strei­chen. Der sü­ße Duft war über­wäl­ti­gend. Ein ro­sa­far­be­ner Ku­chen

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