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Der Esper und die Stadt

Der Esper und die Stadt

Titel: Der Esper und die Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine McLean
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war ein schlech­tes Zei­chen; es war schlim­mer als die Ge­wiß­heit, daß der Geg­ner beim Kar­ten­spiel vier As­se hat. Tod. Ich krieg­te wie­der die­ses Ge­fühl, krank zu sein. Bes­sies Tod?
    „Tut mir leid“, sag­te Ah­med. „Aber mach wei­ter, Bes­sie. Ver­such’s aus ei­nem an­de­ren Win­kel. Wir brau­chen den Na­men und die Adres­se.“
    „Sie hat nicht an ih­ren Na­men oder ih­re Adres­se ge­dacht.“ Bes­sies Au­gen wa­ren im­mer noch eng ge­schlos­sen.
    Ah­med sprach plötz­lich mit ei­ner selt­sa­men Stim­me. Ich hat­te sie schon ein­mal ge­hört, da­mals, als er noch der An­füh­rer un­se­rer Ban­de ge­we­sen war. Er hat­te einen an­de­ren Jun­gen hyp­no­ti­siert. Es war ei­ne tie­fe, eben­mä­ßi­ge Stim­me, die einen bis ins In­ners­te durch­drang.
    „Sie brau­chen Hil­fe, aber nie­mand ist ge­kom­men, um Ih­nen bei­zu­ste­hen. Über was den­ken Sie nach?“
    Die Fra­ge ging mir in den Kopf. Ei­ne Ant­wort bil­de­te sich. Ich woll­te sie ge­ben, aber Bes­sie sprach zu­erst. „Wenn ich nicht den­ke, nur die Au­gen schlie­ße und mich nicht be­we­ge, füh­le ich gar nichts. Al­les geht dann weit weg. Wenn die bö­sen Din­ge pas­sie­ren, kann ich da­von weg­blei­ben und mich wei­gern, zu­rück­zu­keh­ren.“ Bes­sies Stim­me klang wie in ei­nem Traum.
    Die glei­chen fins­te­ren und schläf­ri­gen Ge­dan­ken hat­ten sich auch in mei­nem Kopf ge­formt. Sie sprach sie für mich aus. Plötz­lich fürch­te­te ich, die Dun­kel­heit könn­te mich ver­schlin­gen. Es war wie ei­ne Nacht­wol­ke – oder ein Kis­sen, das tief her­un­ter­schwebt und einen ein­lädt, das Haupt dar­auf zu bet­ten, sich gleich­zei­tig je­doch lang­sam dreht und wen­det und blit­zen­de Hai­fisch­zäh­ne zeigt, da­mit man weiß, daß dort ein Raub­fisch auf einen war­tet und je­den fres­sen wird, der ihm zu na­he kommt.
    Bes­sies Au­gen öff­ne­ten sich. Sie rich­te­te sich auf. Ihr Blick war so weit, daß an den Rän­dern das Wei­ße sicht­bar wur­de. Sie hat­te Angst vor dem Schlaf. Ich freu­te mich, daß sie ihm ent­gan­gen war. Sie war drauf und dran ge­we­sen, in die ein­la­den­de Fins­ter­nis hin­ab­zu­schwe­ben, in der das schwar­ze Un­ge­heu­er war­te­te.
    „Wenn du zu tief rein­gehst, könn­test du tot wie­der auf­wa­chen“, sag­te ich und leg­te ei­ne Hand auf Ah­meds Schul­ter, um ihm zu sa­gen, er sol­le lang­sa­mer vor­ge­hen.
    „Es ist mir egal, wer von euch für sie spricht“, sag­te er, oh­ne sich um­zu­dre­hen. „Aber du mußt ler­nen, dei­ne Ge­dan­ken von den ih­ren ge­trennt zu hal­ten. Du denkst nicht ans Ster­ben, son­dern das Op­fer tut es. Sie schwebt ir­gend­wo in To­des­ge­fahr.“ Er­neut beug­te er sich über den Tisch und sah Bes­sie an. „Wo ist sie?“
    Mein Griff auf Ah­meds Schul­ter ver­stärk­te sich, aber Bes­sie nahm ge­hor­sam die Tee­tas­se zwi­schen ih­re di­cken Fin­ger und sah wie­der hin­ein. Ihr Ge­sicht war un­schul­dig und rund, aber ich glau­be, sie hat­te mehr Mut als ich.
    Ich ging an ihr vor­bei um den Tisch und sah über ih­re Schul­ter in die Tas­se. Ein paar Blät­ter trie­ben dort her­um und form­ten ein ob­sku­res Mus­ter. Bes­sie tipp­te die Tas­se mit ei­nem ih­rer di­cken Fin­ger an. Das Mus­ter ver­än­der­te sich. Die Blät­ter wur­den zu ei­ner Art Bild, aber ich konn­te nicht ge­nau aus­ma­chen, was es dar­stell­te. Es sah aus wie et­was von Be­deu­tung, aber ich kam nicht ganz da­hin­ter.
    Bes­sie sag­te lie­be­voll: „Du hast Durst, nicht wahr? Da, da, mein Gold­kind. Wir wer­den dich fin­den. Wir ha­ben dich nicht ver­ges­sen. Denk an dei­nen Na­men, dann wer­den wir …“ Ih­re Stim­me erstarb zu ei­nem lei­sen, sich auf­lö­sen­den Ge­mur­mel; wie das ei­ner ab­lau­fen­den Auf­zieh­pup­pe. Sie stell­te die Tas­se hin und stütz­te den Kopf in bei­de Hän­de.
    Ich hör­te ein Flüs­tern. „Des Ver­su­chens und des Lä­chelns mü­de. Ster­ben las­sen. Mag der Tod ge­bo­ren wer­den. Der Tod wird kom­men und die Welt ver­nich­ten; die wert­lo­se, ver­trock­ne­te, ver­kom­me­ne …“
    Ah­med streck­te die Ar­me über den Tisch, pack­te Bes­sies Schul­tern und schüt­tel­te sie. „Auf­hö­ren, Bes­sie. Das bist nicht

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