Der Esper und die Stadt
der SFWA, dem Verband der amerikanischen SF-Autoren, verliehenen Preis für die beste SF des Jahres. „The Missing Man“ waren weitere in Analog veröffentlichte Episoden zum gleichen Thema vorausgegangen, und 1975 entstand aus diesen überarbeiteten Erzählungen der Roman The Missing Man (Der Esper und die Stadt), alles in allem Katherine MacLeans bestes Buch. Das Werk nimmt allerdings nicht nur innerhalb des relativ schmalen Werks von Katherine MacLean eine herausragende Position ein, sondern darf wohl auch zu den besten Werken dieses Themenkreises überhaupt gezählt werden. Ähnlich wie James Blish (mit Jack of Eagles), Theodore Sturgeon (mit The Dreaming Jewels) oder John Brunner (mit The Whole Man) – um nur einige wichtige Titel zu nennen – gelang es ihr dabei nicht nur, die psychischen Probleme eines derartigen Mutanten einfühlsam und überzeugend darzustellen, sondern auch, dem Thema neue Nuancen abzugewinnen. Auffällig und bestechend ist auch, daß Katherine MacLean ihren Roman in einer sehr realistisch ausgestalteten Umgebung angesiedelt hat, dabei das Thema Großstadt thematisiert und ohne Klischees und erhobenen Zeigefinger die Bandenkriminalität zum einen sowie ganz allgemein die Situation von Minderheiten im „Dschungel“ der Großstadt behandelt. Gewiß, dem Roman ist anzumerken, daß er nicht aus einem Guß ist, und dramaturgisch gibt es kleine Mängel. Dieser fehlende bzw. zerfasernde Spannungsbogen in der inneren Dramatik wird jedoch durch eine kriminalistische Spannung ersetzt, die in den einzelnen Episoden angelegt ist, und gewinnt durch die ausgeprägte realistische Komponente neue Dimensionen (und auch neue Spannung). Und letztlich strebt die Handlung doch noch einem überzeugenden Höhepunkt zu, als George sich als stärker erweist als alle Behörden. Ein Höhepunkt, der auch unter SF-Gesichtspunkten einiges zu bieten hat.
Hans Joachim Alpers
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