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Der ewige Gaertner

Der ewige Gaertner

Titel: Der ewige Gaertner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carre
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berichten, Kleine?«
    Die Frage brachte Ghita aus dem Konzept. War es gut oder schlecht, dass sie womöglich vorhatte, Justin einen Brief zu schreiben? Gab es denn immer und überall Hintergedanken? Im Hochkommissariat war Justin eine Unperson. Hier etwa auch?
    »Nun, Justin liegt bestimmt viel daran, dass ich ihm schreibe«, gab sie verlegen zu. »Aber das werde ich nur tun, wenn ich ihm Dinge berichten kann, die ihn beruhigen, falls das möglich ist. Ich meine, ich würde ihm nichts erzählen, was ihm wehtun könnte«, beteuerte sie, schon ins Schleudern geraten. »Ich meine, Justin weiß, dass Tessa und Arnold zusammen unterwegs waren. Das weiß ja inzwischen die ganze Welt. Was auch immer zwischen den beiden war, er hat sich damit abgefunden.«
    »Zwischen den beiden war gar nichts, Kleine, glaub mir«, sagte Sarah mit einem unbeschwerten Lachen. »Das ist alles nur Zeitungsgeschreibsel. Kein Wort davon ist wahr. Das weiß ich ganz sicher. Hi, Abby, alles in Ordnung bei dir? Das ist meine Schwester Abby. Sie hat schon viele gehabt. War fast viermal verheiratet.«
    Der Sinn dieser Erklärungen, falls es einen gab, blieb Ghita verborgen. Sie war zu sehr damit beschäftigt, Argumente zu finden, die untermauern konnten, was sich immer mehr wie eine dumme Lüge anhörte. »Justin will die leeren Stellen ausfüllen«, erklärte sie tapfer. »Die Einzelheiten fein säuberlich in seinem Kopf sortieren. Damit er sich ein Bild machen kann, was sie in den letzten Tagen ihres Lebens getan und gedacht hat. Ich meine – wenn du mir etwas erzählst, was ihm, nun ja, wehtun könnte – würde ich natürlich nicht im Traum daran denken, es ihm weiterzusagen. Nicht im Traum.«
    »Fein säuberlich sortieren«, wiederholte Sarah und schüttelte lächelnd den Kopf. »Der Ausdruck gefällt mir. Aber was glaubst du denn, Kleine, was die beiden hier getrieben haben? Herumgeturtelt, als wären sie auf Hochzeitsreise? Das war absolut nicht ihre Art.«
    »Nein, ich glaube, dass sie an diesem Workshop teilgenommen haben. Warst du auch dabei? Wahrscheinlich hast du ihn sogar geleitet? Ich habe noch gar nicht gefragt, was du hier eigentlich machst. Entschuldige. Tut mir Leid.«
    »Du brauchst dich nicht zu entschuldigen, Kleine. Nichts tut dir Leid. Du bist nur ein bisschen ratlos. Noch nicht säuberlich genug sortiert.« Sie lachte. »Aber ja, jetzt weiß ich wieder. Ich habe an dem Workshop teilgenommen. Kann auch sein, dass ich ihn geleitet habe. Wir machen das abwechselnd. War eine gute Gruppe, das weiß ich noch. Zwei sehr kluge Eingeborenenfrauen aus Dhiak, eine verwitwete Ärztin aus Aweil, ein bisschen aufgeblasen, aber nicht uninteressiert, und zwei Anwaltsgehilfinnen von ich weiß nicht wo. Ein gutes Team, nichts dran auszusetzen. Aber was diese Frauen machen, wenn sie in den Sudan zurückkehren, kann man nicht wissen. Da kann man sich so lange den Kopf zerbrechen, wie man will.«
    »Vielleicht ist Tessa mit den Anwaltsgehilfinnen in Kontakt gekommen«, warf Ghita hoffnungsvoll ein.
    »Ja, vielleicht, Kleine. Aber viele dieser Frauen sind vorher noch nie mit einem Flugzeug geflogen. Ihnen wird schlecht, sie haben Angst, wir müssen sie erst einmal etwas aufheitern, bevor sie reden und zuhören können – und dazu werden sie ja schließlich hierher gebracht. Manche sind so verängstigt, dass sie überhaupt mit niemandem reden, sie wollen nur wieder nach Hause in ihr erniedrigendes Leben zurück. Mach bloß nicht bei uns mit, Kleine, wenn du Angst vor Misserfolgen hast. Das sag ich jedem. Zähl nur deine Erfolge, lautet mein Rat, und denk niemals an die Situationen zurück, in denen du gescheitert bist. Willst du mich immer noch nach diesem Workshop fragen?«
    Ghitas Verwirrung nahm zu. »Na ja, hat sie Eindruck gemacht? Hatte sie Spaß an der Sache?«
    »Wie soll ich das denn wissen, Kleine?«
    »Es muss doch irgendetwas geben, an das du dich erinnern kannst. Etwas, was sie getan oder gesagt hat. Tessa vergisst man doch nicht so schnell.« Sie merkte, dass sie unhöflich klang, ohne es zu wollen. »Oder Arnold.«
    »Nun, ich kann nicht behaupten, dass sie etwas zur Diskussion beigetragen hat, Kleine, denn das hat sie nicht. Tessa hat zu der Diskussion nichts beigetragen. Das kann ich mit absoluter Gewissheit sagen.«
    »Und Arnold?«
    »Auch nicht.«
    »Nicht mal einen Aufsatz vorgelesen oder so was?«
    »Nein, gar nichts, Kleine. Weder sie noch er.«
    »Sie haben also einfach nur stumm dagesessen? Beide? Es sieht Tessa gar nicht

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