Der ewige Gaertner
Freude darüber, dass es in dieser Welt immer noch Dinge gab, die sich am besten unter Freunden regeln ließen.
»Verstehe«, sagte er. »Der gute Bernard Pellegrin hat Ihnen den Tipp gegeben. Tapfer von ihm. Und genau zum richtigen Zeitpunkt. Ich kann nur hoffen, dass ich mich auch so verhalten hätte. Ich hatte schon immer eine Schwäche für Bernard.«
Die lächelnden Augen auf Curtiss geheftet, beobachtete Donohue, wie dessen rot angelaufenes Gesicht kurz erstarrte und sich dann zu einer verächtlichen Grimasse verzerrte.
»Diese lahme Schwuchtel? Der kann ja nicht mal ’n Loch in den Schnee pinkeln. Dem habe ich für den Ruhestand einen Spitzenjob warm gehalten, und der Saftsack hat keinen Finger gerührt, um mich zu schützen. Auch was?«, fragte Curtiss und schob Donohue eine Karaffe mit Cognac zu.
»Darf nicht. Hat Leech mir verboten.«
»Ich hab’s Ihnen doch oft genug gesagt. Gehen Sie zu meinem Arzt. Doug gibt Ihnen die Adresse. Unten in Kapstadt. Wir fliegen Sie hin. Mit der Gulfstream.«
»Bisschen spät, die Pferde zu wechseln, Kenny. Trotzdem danke.«
»Es ist nie zu spät«, gab Curtiss zurück.
Also war es Pellegrin, dachte Donohue wenig überrascht, während er zusah, wie Curtiss sich eine weitere tödliche Dosis aus der Karaffe einschenkte. Immerhin kann man sich bei dir wenigstens auf eins verlassen, dass du nie gelernt hast zu lügen.
***
Vor fünf Jahren waren die kinderlosen Donohues, getrieben von dem Wunsch, etwas Nützliches zu tun, aufs Land gefahren und hatten einige Zeit bei einem armen afrikanischen Bauern verbracht, der in seiner Freizeit eine Art Fußball-Liga für Kindermannschaften aufbaute. Das Problem dabei war das fehlende Geld: für einen Lastwagen, der die Kinder zu den Spielen fahren konnte, für Mannschaftstrikots und andere kostbare Dinge. Maud hatte kurz zuvor eine kleine Erbschaft gemacht, Donohue eine Lebensversicherung kassiert. Als sie nach Nairobi zurückkehrten, verfügten sie, dass der gesamte Betrag über die nächsten fünf Jahre in Raten ausgezahlt werden sollte, und Donohue war noch nie so zufrieden mit sich gewesen. Rückblickend bedauerte er nur, dass er in seinem Leben so wenig Zeit mit Kinderfußball und so viel mit Spionage verbracht hatte. Aus irgendeinem Grund huschte ihm dieser Gedanke jetzt wieder durch den Kopf, als Curtiss seine Fettmassen in einen Teaksessel fallen ließ und dabei nickte und zwinkerte wie ein freundlicher Opa. Aha, jetzt kommt der berühmte Charme, auf den ich nicht reinfalle, dachte Donohue.
»Ich war vor ein paar Tagen kurz in Harare«, erklärte Curtiss, stemmte die Hände auf die Knie und beugte sich vertraulich vor. »Mugabe, dieser alberne Pfau, hat einen neuen Minister für Nationale Projekte ernannt. Ziemlich verheißungsvoller Bursche, muss ich sagen. Mal was über ihn gelesen, Tim?«
»Ja, habe ich.«
»Junger Kerl. Würde Ihnen gefallen. Er hilft uns bei einer kleinen Sache, die wir da oben laufen haben. Freut sich immer über ein kleines Trinkgeld. Ist ganz scharf darauf. Nehme an, Sie wissen diese Mitteilung zu schätzen. Wir sind doch immer gut miteinander ausgekommen, oder? Ein Mann, der sich von Kenny K. schmieren lässt, ist bestimmt nicht abgeneigt, sich auch von Ihrer Majestät schmieren zu lassen. Richtig?«
»Richtig. Danke. Guter Tipp. Ich werd’s weiterleiten.«
Erneutes Nicken und Zwinkern, dazu ein ordentlicher Schluck Cognac. »Kennen Sie den neuen Wolkenkratzer, den ich an der Uhuru-Autobahn errichtet habe?«
»Prächtiges Bauwerk, Kenny.«
»Habe es vorige Woche an einen Russen verkauft. Der Mann ist ein Mafiaboss, habe ich von Doug erfahren. Anscheinend eine ziemlich große Nummer, nicht so ’n Knirps wie manch einer von denen, die wir hier haben. Plant angeblich ein gigantisches Drogengeschäft mit den Koreanern.« Er lehnte sich zurück und musterte Donohue mit dem sorgenvollen Blick eines guten Freundes. »Bitte schön. Was haben Sie, Tim? Sie sind ja ganz blass.«
»Mir geht’s gut. Ist eben manchmal so bei mir.«
»Das kommt von der Chemotherapie. Ich sag’s Ihnen immer wieder, gehen Sie zu meinem Arzt, aber Sie wollen ja nicht. Wie geht’s Maud?«
»Maud geht’s gut, danke.«
»Nehmen Sie die Jacht. Gönnen Sie sich mal eine Pause, Sie und Ihre Frau. Reden Sie mit Doug.«
»Nochmals danke, Kenny, aber das wäre vielleicht doch etwas zu auffällig, oder?«
Ein weiterer Stimmungsumschwung drohte, als Curtiss mit einem lang gezogenen Seufzer die mächtigen Arme sinken
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