Der ewige Gaertner
meinem Scheißland getan. Weil ich Patriot bin!« Er senkte verschwörerisch die Stimme. »Na schön. Hören Sie. Ich sage Ihnen, was Sie zu tun haben – beziehungsweise Ihr Geheimdienst.« Er tigerte in dem riesigen Raum auf und ab und erteilte in kurzen, abgehackten Sätzen seine Anweisungen. »Ihre Behörde – nicht das Außenministerium, das sind doch alles Waschlappen –, Ihre Behörde, einer von Ihren Leuten, geht persönlich zu den Banken. Und sucht sich dort – in jeder dieser Banken – ich schreib Ihnen die Namen noch auf – einen richtigen Engländer aus. Kann auch eine Frau sein. Hören Sie mir zu? Sie müssen das nämlich gleich weiterleiten, wenn Sie heute Abend nach Hause kommen.« Er sprach jetzt wie ein Visionär: mit hoher Stimme, leicht zitternd. Ein Millionär des Volkes.
»Ich höre«, versicherte Donohue.
»Gut. Und dann rufen Sie diese Leute zusammen. Diese treuen braven Engländer. Oder Engländerinnen. In irgendeinen netten getäfelten Raum irgendwo in der City. In so was seid ihr ja zu Hause. Und dann erklären Sie ihnen in Ihrer offiziellen Eigenschaft als britischer Geheimdienst: ›Meine Herren. Meine Damen. Finger weg von Kenny K. Wir sagen Ihnen nicht warum. Wir sagen nur, im Namen der Queen: Finger weg. Kenny K. hat Großes für unser Land geleistet. Was genau, dürfen wir Ihnen nicht verraten, aber es soll noch viel mehr werden. Verlängern Sie seine Kredite um drei Monate, damit erweisen Sie Ihrem Land einen großen Dienst, genau wie Kenny K. es tut.‹ Und sie werden gehorchen. Wenn einer ja sagt, sagen alle ja. Weil sie Schafe sind. Und die anderen Banken werden nachziehen. Weil das auch Schafe sind.«
Donohue hätte nie gedacht, dass Curtiss ihm einmal Leid tun könnte. Aber in diesem Augenblick war er tatsächlich kurz davor.
»Ich will’s versuchen, Kenny. Das Dumme ist nur, diese Art Einfluss haben wir nicht. Und wenn wir sie doch hätten, würde man uns die Lizenz entziehen.«
Die Wirkung seiner Worte war drastischer als alles, was Donohue befürchtet hatte. Curtiss schrie, und die Schreie hallten von der Decke wider. Er stand mit hoch erhobenen Armen da, wie ein Priester bei der Opfervorbereitung. Der Raum bebte vom Donner seiner Diktatorenstimme.
»Sie leben hinterm Mond, Donohue! Sie denken, die Welt wird von Staaten regiert! Scheiße! Gehn Sie auf die Sonntagsschule zurück. Da singt man heutzutage ›Gott schütze unsere Multis‹. Und auch das können Sie Ihren Freunden Coleridge und Quayle und all den andern sagen, die sich gegen mich verschworen haben. Kenny K . liebt Afrika « – er wies mit großartiger Geste auf das Panoramafenster und den in sanftes Mondlicht getauchten See –, »das liegt ihm im Blut! Und Kenny K. liebt sein Medikament ! Und er wurde in die Welt hinaus geschickt, um dieses Medikament an alle Afrikaner zu verteilen, die es brauchen, an Männer, Frauen und Kinder. Und genau das wird er tun, und ihr Arschlöcher werdet ihn nicht daran hindern! Und wenn irgendeiner glaubt, er müsse sich der Wissenschaft in den Weg stellen, ist das ganz allein seine Schuld. Weil ich meine Leute nicht mehr aufhalten kann, genauso wenig wie Sie das können. Weil dieses Medikament auf Herz und Nieren getestet wurde, und zwar ausnahmslos von den besten Köpfen, die man für Geld kaufen kann. Und nicht einer « – die Stimme schwoll bedrohlich an, schien kurz davor, sich zu überschlagen –, »nicht einer von ihnen hat auch nur ein einziges Wort dagegen zu sagen gehabt. Und das wird auch so bleiben! In alle Ewigkeit! Und jetzt hauen Sie ab!«
Während Donohue dieser Aufforderung nachkam, brach um ihn her verstohlene Hektik aus. Schatten huschten durch die Flure, Hunde bellten, und ein Chor von Telefonen begann seinen eintönigen Gesang.
* **
Als er in die frische Luft hinausgetreten war, blieb Donohue stehen und ließ sich von den Gerüchen und Geräuschen der afrikanischen Nacht sauber waschen. Er war wie immer unbewaffnet. Ein zerfetzter Wolkenschleier hatte sich vor die Sterne geschoben. Im Gleißen der Sicherheitsbeleuchtung erschienen die Akazien gelb wie Papier. Er hörte Ziegenmelker, das Wiehern eines Zebras. Langsam sah er sich um, konzentrierte seinen Blick besonders lange auf die dunklen Stellen. Das Haus stand auf einer flachen Anhöhe, dahinter lag der See und davor eine asphaltierte Fläche, die im Mondlicht einem Krater glich. Donohues Auto stand in der Mitte dieser Fläche. Er hatte es aus Gewohnheit so abgestellt, fernab des Gestrüpps
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