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Der ewige Gaertner

Der ewige Gaertner

Titel: Der ewige Gaertner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carre
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wollte er sie Donohue wie einen rot glühenden Zeltpflock in die Stirn rammen.
    »Ich fürchte, Sie sind mir voraus, Kenny«, erwiderte Donohue ruhig. »Ist meine Behörde Quayle auf der Spur, fragen Sie. Ich habe nicht die leiseste Ahnung. Sind wichtige nationale Interessen in Gefahr? Ich bezweifle es. Braucht unsere geschätzte Quelle Sir Kenneth Curtiss Schutz? Wir haben nie versprochen, Ihre wirtschaftlichen Interessen zu schützen, Kenny. Ich glaube auch nicht, wenn ich das so sagen darf, dass irgendeine Institution auf der Welt, weder finanziell noch sonst wie, dazu bereit wäre. Und überleben könnte.«
    » Arschloch !« Curtiss hatte seine Riesenpranken auf den großen Refektoriumstisch gelegt und schob sich wie ein Gorilla daran entlang auf Donohue zu. Aber der zeigte nur sein ungerührtes Lächeln und blieb ruhig sitzen. »Ich kann Ihrer Scheißbehörde eigenhändig das Licht ausknipsen, ist Ihnen das eigentlich klar?«, schrie Curtiss.
    »Mein lieber Freund, das habe ich nie bezweifelt.«
    »Die Leute, von denen Sie Ihr Gehalt beziehen, kriegen alles von mir: Orgien auf meiner Jacht. Weiber. Kaviar. Schampus. Wahlkampfbüros. Autos, Bargeld, Sekretärinnen mit dicken Titten. Ich mache Geschäfte mit Unternehmen, deren Profite zehnmal so hoch sind wie der Jahresetat von Ihrem Verein. Wenn ich denen sage, was ich weiß, können Sie einpacken. Mann, Sie können mich mal, Donohue.«
    »Sie mich auch, Curtiss, Sie mich auch«, murmelte Donohue überdrüssig, als habe er das alles schon oft gehört. Und das hatte er.
    Trotzdem ging ihm die Frage nicht aus dem Geheimdienstschädel, was um alles in der Welt dieses Theater zu bedeuten haben mochte. Curtiss hatte schon öfter solche Anfälle gehabt, weiß Gott. Donohue hatte längst aufgehört zu zählen, wie oft er hier schon gesessen und darauf gewartet hatte, dass der Sturm sich legte, oder wie oft er – wenn die Beleidigungen über das gerade noch erträgliche Maß hinausgingen – einen taktischen Rückzug aus dem Zimmer inszeniert hatte, bis Kenny fand, es sei an der Zeit, ihn wieder hereinzurufen und sich, die eine oder andere Krokodilsträne vergießend, bei ihm zu entschuldigen. Aber an diesem Abend hatte Donohue das Gefühl, in einem Haus voller Sprengladungen zu sitzen. Er erinnerte sich an den durchdringenden Blick, mit dem Doug Crick ihn am Tor empfangen, und an die übertriebene Ehrerbietung, mit der er ihn begrüßt hatte: »Oh, guten Abend , Mr Donohue, Sir, ich sag dem Chef sofort Bescheid.« Mit wachsendem Unbehagen lauschte er in die tödliche Stille, die jedes Mal eintrat, wenn einer von Curtiss’ Wutausbrüchen verhallt war.
    Hinter dem Panoramafenster schritten zwei Israelis in Shorts vorbei; ihre Wachhunde zerrten an den Leinen. Riesige gelbe Fieberbäume sprenkelten den Rasen. Stummelaffen schwangen sich von einem zum andern und trieben die Hunde in den Wahnsinn. Das saftige, mit Seewasser beregnete Gras war frisch gemäht.
    »Ihr Laden bezahlt ihn!«, schrie Curtiss plötzlich. Er hob eine anklagende Hand und senkte effektheischend die Stimme. »Quayle ist Ihr Mann! Richtig? Er handelt auf Ihre Anweisung, weil Sie mich fertig machen wollen. Richtig?«
    Donohue setzte ein wissendes Lächeln auf. »Stimmt genau, Kenny«, sagte er beschwichtigend. »Komplett daneben und hirnverbrannt, ansonsten aber voll ins Schwarze.«
    »Warum machen Sie das mit mir? Ich habe ein Recht, es zu erfahren! Ich bin Sir Kenneth Curtiss, Mann! Allein im letzten Jahr habe ich eine Million Pfund an die Partei gespendet! Ich habe Ihnen – dem britischen Geheimdienst – Informationen geliefert, die nicht mit Gold aufzuwiegen sind. Ich habe freiwillig gewisse Dinge für Sie getan, die mehr als heikel waren, ich habe –«
    »Kenny«, unterbrach Donohue ihn ruhig. »Seien Sie still. Nicht vor den Dienstboten, okay? Jetzt hören Sie mir mal zu. Warum sollten wir irgendein Interesse daran haben, Justin Quayle zu ermutigen, dass er Sie ans Messer liefert? Warum sollte meine Behörde – die ohnehin alle Hände voll zu tun hat und wie üblich unter Dauerbeschuss von Whitehall steht –, warum sollten wir uns selbst ins Knie schießen und einen wertvollen Mitarbeiter wie Kenny K. sabotieren?«
    »Weil Sie auch alles andere in meinem Leben sabotiert haben, Mann, darum! Weil Sie den Londoner Banken gesagt haben, Sie sollen meine Kredite kündigen! Zehntausend Jobs in England stehen auf dem Spiel, aber wen kümmert das verdammt noch mal, wenn man Kenny K. eins auswischen

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