Der ewige Gaertner
kann? Weil Sie Ihren politischen Freunden geraten haben, sich rechtzeitig von mir zurückzuziehen, bevor ich vor die Hunde gehe. Stimmt doch, oder? Stimmt doch? Ob das stimmt, hab ich gefragt!«
Donohue unterschied sorgfältig zwischen Information und Frage. Die Londoner Banken haben ihm die Kredite gekündigt? Weiß London Bescheid? Und wenn ja , warum in Gottes Namen hat Roger mich nicht gewarnt?
»Es tut mir Leid, das zu hören, Kenny. Wann haben die Banken das getan?«
»Scheiße, Mann! Ist doch völlig egal, wann! Heute. Heute Nachmittag. Telefonisch und per Fax. Mündlich übers Telefon, dann per Fax, falls ich es vergessen sollte, Brief folgt, falls ich das Scheißfax nicht gelesen haben sollte.«
Also weiß London Bescheid, dachte Donohue. Aber warum lassen Sie mich dann hier hängen? Später klären. »Haben die Banken irgendeinen Grund für ihre Entscheidung genannt, Kenny?«, fragte er besorgt.
»Sie hätten schwerwiegende moralische Bedenken wegen irgendwelcher Handelspraktiken. Scheiße, was denn für Praktiken? Und was heißt hier moralisch? Moral, das ist für die doch ’n Fremdwort. Verlust des Marktvertrauens steht auch auf ihrer Sorgenliste. Wer zum Teufel ist denn schuld daran? Die doch selbst! Und sie faseln was von beunruhigenden Gerüchten. Scheiß drauf. Hab ich doch alles schon mal gehört.«
»Und Ihre politischen Freunde – die sich von Ihnen zurückziehen – und die wir übrigens nicht gewarnt haben?«
»Anruf von einem Kriecher in Number Ten, druckst rum, als hätte er ’ne Kartoffel im Arsch. Er melde sich im Auftrag von, und so weiter. Ewig dankbar, und so weiter, aber im gegenwärtigen Klima müsse man päpstlicher sein als der Papst, und deshalb wolle man mir meine überaus großzügigen Parteispenden zurückgeben. Ich solle doch bitte sagen, wohin sie das Geld schicken könnten, denn je früher es aus ihren Scheißbüchern verschwinde, desto besser für sie. Und dann können wir alle so tun, als ob da nie was gewesen wäre! Wissen Sie, wo er jetzt steckt? Wo und mit wem er vor zwei Tagen die Nacht verbracht hat?«
Es dauerte einen Moment, ehe Donohue erkannte, dass Curtiss nicht mehr von dem Amtsträger in No. 10 Downing Street sprach, sondern von Justin Quayle.
»In Kanada. Saskatchewan«, beantwortete Curtiss schnaubend seine eigene Frage. »Hoffentlich hat er sich wenigstens den Arsch abgefroren.«
»Und was hat er da gemacht?«, fragte Donohue, weniger verblüfft darüber, dass Justin in Kanada war, als vielmehr über die Leichtigkeit, mit der Curtiss ihm dorthin hatte folgen können.
»War in irgendeiner Universität. Da gibt’s ’ne Frau. So ’ne beschissene Wissenschaftlerin. Die blöde Kuh hat sich in den Kopf gesetzt, überall rumzuerzählen, unser Medikament wäre tödlich. Das ist Vertragsbruch. Quayle hat bei ihr übernachtet. Einen Monat nach dem Tod seiner Frau.« Curtiss’ Stimme wurde lauter, der nächste Ausbruch stand bevor. »Er hat einen falschen Pass! Scheiße, von wem hat er den wohl? Von Ihnen ! Er zahlt alles in bar. Wer schickt ihm das Geld? Ihr Arschlöcher schickt es ihm ! Er schlüpft ihnen jedes Mal durchs Netz wie ein Aal, verdammte Scheiße. Wer hat ihm das beigebracht? Sie und Ihr Verein!«
»Nein, Kenny. Das haben wir nicht getan. Nichts von alledem.« Wessen Netz, dachte er. Offenbar nicht unseres.
Curtiss pumpte sich für das nächste Wutgebrüll auf. Und schon kam es. »Dann haben Sie verdammt noch mal die Güte und erklären mir, warum Porter Coleridge im Kabinett Lügen und Verleumdungen über mein Unternehmen und mein Medikament verbreitet, warum er droht, damit in die Fleet Street zu gehen, wenn ihm nicht eine vollständige und unparteiische Untersuchung durch unsere Herrn und Meister in der Brüsseler Irrenanstalt zugesagt wird? Und warum die Wichser in Ihrem Laden das zulassen – oder eher, warum sie das Schwein dazu auch noch anstacheln? «
Und wie hast du davon erfahren, dachte Donohue verwirrt. Wie um Himmels willen ist es möglich, dass jemand, auch wenn er so ein gerissener Hund wie Curtiss ist, eine streng geheime Information in seine haarigen Pranken bekommt, und das nur acht Stunden nachdem sie Donohue persönlich verschlüsselt über die interne Leitung übermittelt worden ist? Und als er sich diese Frage gestellt hatte, fand Donohue, ein Künstler seines Fachs, es sei an der Zeit, die Antwort darauf in Erfahrung zu bringen. Er setzte ein munteres Lächeln auf, das diesmal wirklich Freude bekundete, ehrliche
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