Der ewige Gaertner
schneller als zuvor: »Ich hatte sie gebeten, Tessas letzte Tage zu rekonstruieren. Herauszufinden, ob die beiden wirklich an diesem Workshop über Geschlechterrollen teilgenommen haben. Was sie haben.«
»Und, stimmen Sie dem zu, meine Liebe?«, wollte Donohue von Ghita wissen.
»Ja.«
»Ausgezeichnet«, sagte Donohue und trank noch einen Schluck Kaffee. »Können wir offen reden?«, fragte er Justin.
»Ich dachte, das täten wir schon die ganze Zeit.«
»Über Ihre Pläne.«
»Welche Pläne?«
»Hören Sie. Falls Sie zum Beispiel daran gedacht haben sollten, mal ein Wörtchen mit Kenny K. Curtiss zu reden – das wäre reine Zeitverschwendung. Den Tipp kann ich Ihnen gratis geben.«
»Warum?«
»Zum einen erwarten seine Gorillas Sie bereits. Zum anderen ist er inzwischen aus dem Rennen, falls er überhaupt jemals richtig dabei war. Die Banken haben ihm sein Spielzeug weggenommen. Der pharmazeutische Zweig von ThreeBees geht wieder zurück an KVH.«
Keine Reaktion.
»Ich will damit sagen, Justin, es ist nicht sehr befriedigend, jemanden mit Blei voll zu pumpen, der sowieso schon tot ist. Falls es Genugtuung ist, worauf Sie aus sind. Stimmt’s?«
Keine Antwort.
»Zur Ermordung Ihrer Frau muss ich Ihnen, so sehr es mich auch betrübt, sagen, dass Kenny K. nicht, ich wiederhole: nicht daran beteiligt war. Das Gleiche gilt für seinen Handlanger Crick, auch wenn er die Gelegenheit, hätte sie sich ihm geboten, mit Sicherheit gern ergriffen hätte. Natürlich hatte Crick den Auftrag, KVH laufend über Arnolds und Tessas Schritte zu unterrichten. Bei ihrer Überwachung hat ihm unter anderem die kenianische Polizei hilfreich zur Seite gestanden; bei denen hat Kenny K. einen Stein im Brett. Aber Crick hat mit dem Mord genauso wenig zu tun wie Kenny K. Ein Observierungsauftrag macht ihn noch nicht zum Mörder.«
»An wen ging Cricks Bericht eigentlich?«, fragte Justins Stimme.
»Einen Anrufbeantworter in Luxemburg; der Anschluss ist inzwischen abgeschaltet worden. Von dort aus wurde die fatale Botschaft über Kanäle weitergeleitet, die Sie und ich wahrscheinlich niemals werden nachvollziehen können. Jedenfalls hat sie schließlich die sensiblen Herren erreicht, die Ihre Frau getötet haben.«
»Marsabit«, sagte Justin ganz aus der Nähe.
»Richtig. Die berühmten Zwei von Marsabit in ihrem grünen Safarijeep. Unterwegs stießen vier Afrikaner zu ihnen, die es ebenfalls auf das Kopfgeld abgesehen hatten. Es ging um eine Summe von einer Million Dollar, aufzuteilen nach Ermessen ihres Anführers, der sich Colonel Elvis nennt. Mit absoluter Sicherheit wissen wir nur, dass er weder Elvis heißt noch jemals zum Schwindel erregenden Rang eines Colonels aufgestiegen ist.«
»Hat Crick nach Luxemburg berichtet, dass Tessa und Arnold zum Turkanasee wollten?«
»Diese Frage, mein Lieber, kann ich nicht beantworten.«
»Warum?«
»Weil Crick es mir nicht sagen will. Er hat Angst. Ich wünschte, Sie hätten auch ein bisschen Angst. Er fürchtet, dass man ihm, wenn er mit seinen Informationen oder denen gewisser Freunde allzu freigebig umgeht, die Zunge rausschneidet, um Platz für seine Hoden zu machen. Diese Angst ist nicht unbegründet.«
»Was wollen Sie?«, fragte Justin noch einmal. Er hockte neben Donohue und starrte ihm in die nachtschwarzen Augen.
»Sie von Ihren Plänen abbringen, welche auch immer das sein mögen. Ihnen sagen, dass Sie nicht finden werden, wonach Sie suchen; das ändert aber nichts daran, dass man Sie töten wird. Auf Ihren Kopf ist ein Preis ausgesetzt, für den Fall, dass Sie afrikanischen Boden betreten. Und das haben Sie ja nun getan. Jeder abtrünnige Söldner und jeder Gangsterboss hier träumt davon, Sie zu stellen. Eine halbe Million für Ihren Tod, eine ganze, wenn es nach Selbstmord aussieht, denn das ist die bevorzugte Lösung. Sie können so viele Leibwächter anheuern wie Sie wollen, es wird Ihnen nichts nützen. Wahrscheinlich heuern Sie genau die Leute an, die darauf aus sind, Sie umzubringen.«
»Was kümmert es den Geheimdienst, ob ich lebe oder sterbe?«
»Offiziell kümmert uns das nicht. Persönlich wäre es mir lieber, nicht mit ansehen zu müssen, dass die falsche Seite gewinnt.« Er holte tief Luft. »In diesem Zusammenhang muss ich Ihnen leider mitteilen, dass Arnold Bluhm mausetot ist, und zwar schon seit Wochen. Falls Sie also hergekommen sind, um Arnold zu retten, kann ich nur sagen: Es gibt nichts mehr zu retten.«
»Das müssen Sie mir beweisen«,
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