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Der ewige Gaertner

Der ewige Gaertner

Titel: Der ewige Gaertner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carre
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verlangte Justin grob, während Ghita sich schweigend abwandte und ihr Gesicht in der Armbeuge verbarg.
    »Ich bin alt und krank und habe keine Illusionen mehr, und wenn meine Vorgesetzten wüssten, was ich Ihnen hier alles erzähle, würden sie mich an die Wand stellen. Das muss als Beweis genügen. Also: Bluhm wurde bewusstlos geschlagen, in den Jeep geworfen und in die Wüste gebracht. Kein Wasser, kein Schatten, keine Nahrung. Man hat ihn ein paar Tage lang gefoltert, weil man rausfinden wollte, ob er und Tessa Kopien von den Disketten angefertigt hatten, die in ihrem Geländewagen gefunden worden waren. Tut mir Leid, Ghita. Bluhm sagte, nein, sie hätten keine Kopien angefertigt, aber warum hätte man ihm das glauben sollen? Also haben sie ihn zu Tode gefoltert, um sicherzugehen, aber wohl auch, weil es ihnen Spaß gemacht hat. Dann haben sie ihn den Hyänen überlassen. Und ich fürchte, das ist die Wahrheit.«
    »Oh, mein Gott«, flüsterte Ghita und schlug ihre Hände vor den Mund.
    »Sie können Bluhm also von Ihrer Liste streichen, Justin, genau wie Kenny K. Curtiss. Der beiden wegen hat sich die Reise nicht gelohnt.« Er sprach erbarmungslos weiter. »Und noch etwas. Porter Coleridge kämpft in London auf Ihrer Seite. Das ist allerdings mehr als streng geheim. Das ist so geheim, das existiert gar nicht.«
    Justin war aus Ghitas Blickfeld verschwunden. Sie spähte in die Dunkelheit und entdeckte ihn schließlich dicht hinter sich.
    »Porter verlangt, dass Tessas Fall an die Polizeibeamten zurückgegeben wird, die ihn ursprünglich bearbeitet haben, und dass man ihm Gridleys Kopf zusammen mit dem von Pellegrin auf einem silbernen Tablett serviert. Er will, dass ein Untersuchungsausschuss sich mit den Beziehungen zwischen Curtiss, KVH und der britischen Regierung befasst, und wo er schon mal dabei ist, versucht er auch noch, Sandy Woodrow von seinem schwankenden Thron zu stoßen. Er will das Medikament von einem Team unabhängiger Wissenschaftler prüfen lassen, falls die noch irgendwo zu finden sind. Bei seinen Recherchen ist er auf ein Ethik-Komitee der Weltgesundheitsorganisation gestoßen, das sich mit der Durchführung von medizinischen Tests befasst. Vielleicht helfen die ihm weiter. Wenn Sie jetzt nach Hause zurückkehren, könnte das den Ausschlag geben. Und deswegen bin ich hier«, schloss er zufrieden, trank seinen Kaffee aus und erhob sich. »Menschen aus Ländern rauszubringen, gehört zu den wenigen Dingen, die wir immer noch perfekt beherrschen, Justin. Falls Sie also lieber in einer Wärmflasche aus Kenia rausgeschmuggelt werden wollen, statt ein zweites Mal durch die Hölle des Kenyatta-Flughafens zu gehen und sich mit Mois Leuten und allen möglichen anderen Gangstern rumzuschlagen, geben Sie uns einfach über Ghita Bescheid.«
    »Sehr freundlich von Ihnen«, sagte Justin.
    »Ich hatte befürchtet, dass Sie das sagen würden. Gute Nacht.«
    ***
    Ghita lag auf ihrem Bett. Sie starrte an die Decke, wusste nicht, ob sie weinen oder beten sollte. Dass Bluhm tot war, hatte sie schon lange vermutet, aber die Umstände seines Todes übertrafen ihre schlimmsten Befürchtungen. Sie wünschte, sie hätte zu den einfachen Wahrheiten ihrer Zeit als Klosterschülerin zurückfinden und wieder glauben können, dass es Gottes Wille war, dass der Mensch in solche Höhen aufsteigen und so tief sinken konnte. Jenseits der Wand saß Justin an ihrem Schreibtisch und schrieb etwas mit der Hand, obwohl Ghita ihm ihren Laptop angeboten hatte. Das Flugzeug nach Loki sollte um sieben Uhr früh auf dem Wilson-Airport starten, also musste er in einer Stunde aufbrechen. Sie hätte ihn gern auf dem letzten Stück seiner Reise begleitet, wusste aber, dass niemand das konnte. Sie hatte angeboten, ihn zum Flughafen zu fahren, doch er wollte lieber am Serena Hotel ein Taxi nehmen.
    »Ghita?«
    Er klopfte an ihre Tür. Sie rief: »Ja, bitte«, und stand auf.
    »Ich möchte, dass Sie das für mich abschicken, Ghita«, sagte Justin und gab ihr einen dicken Umschlag, der an eine Frau in Mailand adressiert war. »Keine Freundin von mir, falls Sie sich das fragen sollten. Sondern die Tante meines Anwalts.« Ein seltenes Lächeln. »Und dieser Brief hier geht an Porter Coleridge in seinem Club. Und wählen Sie bitte nicht die Feldpost. Auch keinen Kurierdienst oder so was. Die normale kenianische Post ist zuverlässig genug. Ich weiß gar nicht, wie ich Ihnen für Ihre Hilfe danken soll.«
    Nun konnte sie sich nicht mehr

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