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Der ewige Held 02 - Der Phönix im Obsidian

Der ewige Held 02 - Der Phönix im Obsidian

Titel: Der ewige Held 02 - Der Phönix im Obsidian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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sagte, klang geistesabwesend. Nichts schien ihm wichtig zu sein. Nichts schien ihn zu interessieren. Er wirkte fast so tot, wie die öde, halbdunkle Welt außerhalb der Höhlenstadt.
    Ziemlich bald kehrte der Bote zurück.
    »Bischof Belphig gewährt eine Audienz«, berichtete er Morgeg.
    Zu dieser Zeit waren die anderen schon ihrer Wege gegangen und Morgeg und ich befanden uns allein in dem Vorraum. Morgeg führte mich durch einen spärlich beleuchteten Gang, wo jeder Zentimeter mit einem Bild oder einem abstrakten Muster ausgefüllt war, selbst der Boden war ein Mosaik aus Kristallen, von der Decke glotzten Harpyen und Chimären auf mich herab. Noch ein Vorzimmer, noch eine große Tür, nur um weniges kleiner als die äußere, die beiseite glitt, um uns einzulassen. Und wir standen in einer riesigen Halle.
    Es war eine Halle mit einer hohen, gewölbten Decke, die an ihrem höchsten Punkt fast zu einer Spitze auslief. Am Ende des Saales befand sich eine mit Stoffen verhangene Empore. Zu beiden Seiten verbreiteten glühende Kohlenbecken, die von Dienern versorgt wurden, ein rötliches Licht, und kräuselnde Rauchwolken stiegen gegen die Decke, wo es einen Abzug geben mußte, denn in der Luft war kaum Rauchgeruch zu merken. Als wären sie in vulkanisches Glas eingegossen, hockten steinerne Ungeheuer an den Wänden und krümmten sich an der Decke, glotzten, zeigten unglaubliche Zähne, lachten über einen obszönen Scherz, brüllten, drohten, wanden sich in geheimer Qual. Viele hatten Ähnlichkeit mit den heraldischen Figuren von John Dakers Welt. Hier gab es Einhörner, geflügelte Schlangen, Basilisken, Satyrn, Seejungfrauen, Greifen, Salamander, Kameloparden, Drachen, Vogelmenschen, Amphisboenae, Opinicus, Enfielde - alle nur möglichen Zusammenstellungen von Menschen, Tieren, Fischen und Vögeln, und alle von riesenhafter Größe, die sich gegenseitig zerfetzten, übereinander krochen, sich paarten, ihre Schwänze umeinander schlangen, sich entleerten, starben, geboren wurden ...
    Dies mußte ein Vorzimmer zur Hölle sein.
    Ich blickte zu der Empore. Hinter den Vorhängen räkelte sich auf einem Thron eine Gestalt. Ich näherte mich der Empore, halbwegs davon überzeugt, gleich einem Wesen mit Hörnern und Dornenschwanz gegenüberzustehen. Diener zogen die Vorhänge beiseite, und ich erblickte einen Mann, sehr verschieden von dem, was ich erwartet hatte - sehr verschieden von dem bleichen, in sich gekehrten Morgeg.
    Die Stimme war tief, sinnlich, jovial. »Seid gegrüßt, Graf Urlik. Wir fühlen uns geehrt, daß Ihr Euch entschlossen habt, diesem Rattennest, das wir Rowenarc nennen, einen Besuch abzustatten. Ihr, der Ihr von den freien, offenen Eisebenen stammt.«
    Bischof Belphig war dick, trug reiche Gewänder und einen goldenen Reif, der ihm das lange, blonde Haar aus den Augen hielt. Seine Lippen waren sehr rot und seine Augenbrauen sehr schwarz. Erschüttert stellte ich fest, daß er Schminke verwendete. Unter all der Farbe war er zweifellos ebenso bleich wie Morgeg und alle anderen. Vielleicht war das Haar gefärbt. Ganz sicher aber waren die Wangen mit Rouge belegt, die Wimpern falsch und die Lippen bemalt.
    »Seid gegrüßt, Bischof Belphig«, erwiderte ich. »Ich danke dem geistlichen Fürsten Rowenarcs für seine Gastfreundschaft und erbitte die Gunst, ein oder zwei Worte mit Euch unter vier Augen zu sprechen.«
    »Aha! Ihr habt eine Botschaft für mich, lieber Graf! Natürlich. Morgeg - ihr anderen - entfernt euch eine Weile. Aber bleibt in Rufweite, falls ich eurer plötzlich bedürfen sollte.«
    Ich lächelte versteckt. Bischof Belphig wollte kein Risiko eingehen für den Fall, daß ich ein Meuchelmörder war.
    Als sie gegangen waren, machte Belphig eine weitausholende Geste mit seiner beringten Hand. »Nun, lieber Graf? Wie lautet Eure Botschaft?«
    »Ich habe keine Botschaft«, sagte ich. »Ich habe nur eine Frage.
    Vielleicht mehrere Fragen.«
    »Dann fragt, Sir. Ich bitte Euch.«
    »Zuerst möchte ich erfahren, ob Ihr es wart, der Ihr bestimmt über großes Wissen verfügt, der mich hierhergerufen hat. Die anderen Fragen richten sich nach den Antworten auf die ersten beiden.«
    »Nun, lieber Graf, jeder kennt Euren Namen! Ihr seid eine Legende, ein berühmter Held. Ihr müßt das wissen!«
    »Geht davon aus, daß ich erst vor kurzem aus einem tiefen Schlaf erwacht bin. Nehmt an, daß ich einen Großteil meiner Erinnerung verloren habe. Erzählt mir von der Legende.«
    Bischof Belphig runzelte die

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