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Der ewige Held 02 - Der Phönix im Obsidian

Der ewige Held 02 - Der Phönix im Obsidian

Titel: Der ewige Held 02 - Der Phönix im Obsidian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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Köpfe winzig. Sie hatten Schwerter, Lanzen und Äxte an den Gürteln oder den Sattelschlaufen. Hinter den geschlossenen Visieren dröhnten ihre Stimmen und wurden von den Klippen zurückgeworfen, aber ich konnte keine Worte unterscheiden.
    Sie lenkten ihre Seehund-Reittiere geschickt über den Strand des stillen Meeres, bis sie nur noch wenige Meter von mir entfernt waren. Dann hielten sie an.
    Zugleich brachte ich meinen Wagen zum Stehen.
    Schweigen sank herab. Ich legte meine Hand an den Schaft der Lanze, während die Bären sich unruhig in ihrem Geschirr bewegten.
    Ich musterte sie genauer. Ihre Erscheinung hatte etwas froschähnliches, wenn die Rüstungen wirklich den Umrissen ihres Körpers entsprechen. Ausstattung und Rüstungen waren so reich graviert und, für meinen Geschmack, überladen, daß es unmöglich war, einzelne Muster zu erkennen. Die meisten Panzer hatten eine rotgoldene Farbe, obwohl das Licht der Fackeln auch leuchtende Grün- und Gelbtöne sichtbar machte.
    Nach einiger Zeit, während der sie keine Anstalten machten, mit mir zu reden, beschloß ich, sie anzusprechen.
    »Seid ihr die, die mich gerufen haben?« fragte ich.
    Helme drehten sich, Hände bewegten sich, aber sie erwiderten nichts.
    »Was für ein Volk seid ihr?« fragte ich weiter. »Erkennt ihr mich?«
    Diesmal wechselten die Reiter einige Worte miteinander, aber immer noch sprachen sie mich nicht an. Sie lenkten ihre Tiere in einen weiten Halbkreis und machten Anstalten, mich einzuschließen. Ich ließ die Hand am Schaft meiner Lanze.
    »Ich bin Urlik Skarsol«, sagte ich. »Habt ihr mich nicht gerufen?«
    Endlich sprach einer von ihnen, seine Stimme wurde von dem Helm gedämpft. »Wir haben Euch nicht gerufen, Urlik Skarsol. Aber wir kennen Euren Namen und bitten Euch, in Rowenarc unser Gast zu sein.« Er deutete mit der Fackel in die Richtung, aus der sie gekommen waren. »Wir sind Bischof Belphigs Männer. Es wäre sein Wunsch, daß wir Euch willkommen heißen.«
    »Ich nehme eure Gastfreundschaft an.«
    In der Stimme des Sprechers hatte Respekt geklungen, nachdem er meinen Namen erfahren hatte, aber ich war überrascht, daß sie mich nicht erwartet hatten. Warum hatten die Bären mich hierhergebracht? Welchen anderen Weg gab es noch, außer über das Meer? Und mir kam es so vor, als könnte es hinter dem Meer nichts anderes mehr geben, als nur den Limbus. Ich konnte mir vorstellen, wie diese trägen Wasser über den Rand der Welt in die totale Finsternis des kosmischen Abgrunds tropften.
    Ich gestattete ihnen, mich den Strand entlang zu geleiten, bis er sich zu einer Bucht weitete, deren Abschluß eine steile, hohe Felswand bildete, durchzogen von zahlreichen Pfaden, die offensichtlich von Menschenhand geschaffen waren. Diese Pfade führten zu Torwegen mit ebensolch überreicher Ornamentik, wie sie an den Rüstungen der Reiter zu erkennen war. Hoch oben verdeckten die dichten braunen Wolken die am weitesten entfernten Tore.
    Das war nicht nur ein Dorf von Felsbewohnern. Nach der kunstvollen Ausführung der Verzierungen zu schließen, war es eine große Stadt, aus dem schimmernden Obsidian herausgearbeitet.
    »Das ist Rowenarc«, sagte der Reiter, der mir am nächsten war. »Rowenarc - die Obsidianstadt.«

III
    DER GEISTLICHE FÜRST
    Die Pfade zu den gähnenden Toröffnungen in der Felswand, waren breit genug für meinen Wagen. Etwas zögernd begannen die Bären mit dem Aufstieg.
    Die froschähnlichen Reiter setzten sich an die Spitze und führten mich weiter und weiter hinauf, vorbei an mehreren verschnörkelten Bögen, deren Dekoration mit Wasserspeiern, wenngleich von meisterhafter Arbeit, der Auswuchs finsterer, kranker Hirne war.
    Ich blickte auf die düstere Bucht, die braunen, tiefhängenden Wolken, das schwerfällige, unnatürliche Meer, und einen Moment lang schien es, als befände sich diese gesamte Welt in einer lichtlosen Höhle - in einer kalten Hölle.
    Und wenn mich die Landschaft an die Hölle erinnerte, dann waren die nachfolgenden Ereignisse dazu angetan, diesen Eindruck noch zu festigen.
    Endlich erreichten wir einen Torbogen mit besonders üppiger Ausschmückung - insgesamt aus dem vielfarbigen Obsidian herausgemeißelt - , und die seltsamen Seehundgeschöpfe hielten an und trommelten mit den Vorderflossen einen komplizierten Rhythmus auf den Boden.
    In dem Schatten des Torbogens konnte ich eine Tür entdecken -eine Tür aus Porphyrgestein, in das alle möglichen Arten von fremdartigen Tieren und

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