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Der ewige Held 02 - Der Phönix im Obsidian

Der ewige Held 02 - Der Phönix im Obsidian

Titel: Der ewige Held 02 - Der Phönix im Obsidian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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halbmenschlichen Geschöpfen eingraviert waren. Ob diese Bilder gleichfalls halbirren Gehirnen entstammten oder ob sich die Vorbilder dazu auf dieser Welt fanden, konnte ich nicht beurteilen. Aber einige der Darstellungen waren ekelerregend, und ich bemühte mich, darüber hinwegzusehen.
    Als Antwort auf das eigenartige Signal der Seehunde, bewegte sich die Tür knirschend zurück - der ganze Block glitt in die dahinterliegende Kammer - , um uns passieren zu lassen. Ein Rad meines Wagens verfing sich an einer Kante, und ich mußte einige Male vor- und zurückfahren, bis ich in die Kammer gelangte.
    Der Raum wurde notdürftig von dem schwachen, künstlichen Licht ähnlicher Stäbe erleuchtet, wie sie die Reiter mit geführt hatten. Die Stäbe erinnerten mich an batteriebetriebene, elektrische Fackeln, die bei Bedarf wieder aufgeladen werden konnte. Irgendwie kam ich auf den Gedanken, daß es bei diesen Stäben nicht möglich war. Ich hatte das Gefühl, daß, wenn die künstlichen Lichtquellen erstarben, wieder ein wenig mehr Helligkeit aus dieser Welt verschwinden würde. Lange konnte es nicht mehr dauern, bis alle Lichter erloschen.
    Die froschähnlichen Reiter stiegen ab und übergaben ihre Reittiere bereitstehenden Knechten, die, zu meiner Erleichterung durchaus menschlich aussahen, wenn auch bleich und etwas knochig. Diese Knechte trugen Kittel mit einem aufgestickten Abzeichen, wieder so komplex, daß es mir keinen Aufschluß darüber gab, was es eigentlich bedeuten sollte. Plötzlich hatte ich einen genauen Eindruck von dem Leben dieser Menschen. Sie lebten in Städten aus Stein auf einem sterbenden Planeten, umgeben von trostlosem Eis und düsteren Meeren und vertrieben sich die Zeit mit handwerklichen Arbeiten, wobei sie Muster an Muster fügten, und erschufen damit Kunstwerke, die so introvertiert waren, daß sie zweifellos auch für sie selbst schon jede Bedeutung verloren hatten. Es war die Kunst einer verfaulenden Rasse, und dennoch, ironischerweise, würde sie sie um Jahrhunderte überleben, vielleicht sogar für immer, wenn die Atmosphäre sich allmählich auflöste.
    Nur widerstrebend übergab ich meinen Wagen und die Waffen den Knechten, aber ich konnte kaum etwas anderes tun. Seehundgeschöpfe und Wagen wurden einen dunklen, hallenden Gang hinabgeschafft, und die gepanzerten Gestalten wandten sich wieder mir zu.
    Einer von ihnen streckte sich und nahm den reichgeschmückten Helm ab. Ein weißes, menschliches Gesicht kam darunter zum Vorschein, mit blassen, kalten Augen - müden Augen, wie mir schien. Er begann die Schnallen seiner Rüstung zu lösen, und ich bemerkte die dicken Polster darunter. Als auch die Polster entfernt wurden, stellte ich fest, daß der Körper meines Gegenübers vollkommen menschliche Formen hatten. Seine Begleiter legten gleichfalls ihre Rüstungen ab und reichten sie den Dienern, die darauf warteten, sie ihnen abzunehmen. Um es ihnen gleichzutun, nahm ich meinen Helm ab und hielt ihn in der Beuge des linken Arms.
    Die Männer waren alle bleich und hatten alle die gleichen seltsamen Augen, die nicht so sehr unfreundlich, als nach innen gekehrt waren. Sie trugen locker fallende Wappenröcke, über und über mit dunkelfarbener Stickerei bedeckt, dazu Hosen aus ähnlichem Material, die sehr weit waren und in Stiefeln aus bemaltem Leder steckten.
    »Nun gut«, seufzte der Mann, der zuerst seine Rüstung abgelegt hatte, »wir sind in Haradeik.« Er winkte einem Diener. »Geh zu unserem Herrn. Sage ihm, daß Morgeg mit seiner Patrouille zurück ist. Sage ihm, daß wir einen Gast mitgebracht haben - Urlik Skarsol von der Eisfestung, frage ihn, ob er uns eine Audienz gewährt.«
    Ich warf Morgeg einen ungehaltenen Blick zu. »Also wißt Ihr von Urlik Skarsol. Ihr wißt, daß ich von der Eisfestung komme.«
    Ein kleines, verwirrtes Lächeln erschien auf Morgegs Gesicht. »Alle kennen Urlik Skarsol. Aber ich habe niemals von einem Mann gehört, der ihn tatsächlich gesehen hätte.«
    »Und Ihr nanntet diese Stadt Rowenarc bevor wir eintrafen, jetzt nennt Ihr sie Haradeik.«
    »Rowenarc ist die Stadt. Haradeik ist der Name unseres eigenen Bezirks - der Provinz unseres Herrn, Bischof Belphig.«
    »Und wer ist dieser Bischof?«
    »Nun, er ist einer unserer beiden Herrscher. Er ist der geistliche Fürst von Rowenarc.«
    Morgeg sprach mit einer leisen, traurigen Stimme, von der ich annahm, daß sie Gewohnheit war und keine besondere Stimmung in diesem Augenblick widerspiegelte. Alles, was er

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