Der ewige Held 03 - Das ewige Schwert
erlaubt. Und die, die sterben, sind die Glücklichen. Die anderen müssen warten. Das ist das Schicksal der Krieger am Abgrund der Zeit.«
»Aber was ist ihr Verbrechen?« fragte ich.
Sepiriz nahm seinen schwarzgoldenen Helm ab. Er machte eine kleine Handbewegung. »Nicht gerade ein Verbrechen. Manche würden es vielleicht eine Sünde nennen. Sie lebten nur, um zu kämpfen. Sie wuß- ten nicht, wann es Zeit war, aufzuhören.«
»Sind sie alle frühere Inkarnationen des Ewigen Helden?« wollte ich wissen.
Er betrachtete mich sinnend und saugte dabei an seiner Unterlippe. Dann zuckte er die Schultern. »Wenn Ihr so wollt.«
»Ihr schuldet mir doch wohl eine etwas genauere Erklärung, mein Lord«, sagte ich.
Er nahm mich bei der Schulter, und wir schritten über den vom Blut der zehntausend Toten benetzten Höhlenboden. Hier und dort standen Verwundete sich gegenseitig bei. Die Schiffe und die Zelte und die Steinhütten waren jetzt voll von Sterbenden.
»Ich schulde Euch gar nichts, Held. Man schuldet Euch nichts. Ihr schuldet nichts.«
»Ich kann für mich selber sprechen«, sagte ich. »Ich habe eine Schuld zu begleichen.«
»Würdet Ihr nicht sagen, sie ist voll beglichen?« Er blieb stehen. Er öffnete den Mund, und er lachte über meine Verwirrung. »Endlich beglichen, Held, hm?«
Ich neigte zustimmend den Kopf. »Ich bin müde«, sagte ich.
»Kommt.« Er ging weiter, zwischen all den Leichen, all der Verwüstung. »Es gibt noch manches zu tun. Aber zuerst müssen wir die Nachricht Eures Sieges nach Adelstane bringen. Seid Ihr Euch bewußt, was Ihr erreicht habt?«
»Wir haben den Übergriff des Chaos abgewehrt. Haben wir die Sechs Reiche gerettet?«
»Oh, ja. Natürlich. Aber Ihr habt noch mehr getan. Wißt Ihr nicht, was?«
»Ist das nicht genug?«
»Mag sein. Aber Ihr wart außerdem verantwortlich für die Verbannung eines Erzherzogs des Chaos in den Limbus. Balarizaaf kann nie wieder herrschen. Er hat das Gleichgewicht herausgefordert. Und er hätte siegen können. Eure mutige Tat war entscheidend. Eine solche Handlungsweise enthält so viel, das edel ist, so viel Macht, so viel, das an die Natur des Multiversums rührt, daß ihre Auswirkung größer war als alles andere. Ihr seid nun wahrhaftig ein Held.« »Ich habe nicht den Wunsch, ein Held zu sein, Lord Sepiriz.«
»Und das ist zweifellos der Grund, warum Ihr einer seid. Ihr habt Euch eine Ruhepause verdient.«
»Eine Ruhepause? Ist das alles?«
»Es ist mehr, als den meisten von uns vergönnt wird«, meinte er einigermaßen erstaunt. »Ich habe dergleichen nie gekannt.«
Beschämt ließ ich mich von ihm durch Adelstanes Feuerring und in die Arme meiner teuren Freunde führen.
»Der Kampf ist vorüber«, sagte Sepiriz. »Auf allen Ebenen, in allen Reichen. Es ist vorbei. Jetzt kommt die Zeit des Heilens und des Neugestaltens.«
Kapitel fünf
»Wir werden jetzt einen besseren Frieden erleben«, sagte Morandi Pag, »die wir in den Sechs Reichen noch übrig sind. Natürlich müssen wir neu aufbauen und neu säen. Aber statt unser uraltes Wissen eifersüchtig zu bewahren und uns in unsere Höhle zurückzuziehen, werden wir, die Bärenprinzen, helfen, so gut wir es vermögen. Und so soll jede Rasse ihre besonderen Fähigkeiten zu unser aller Nutzen beisteuern.«
Die weiße Stadt Adelstane lag wieder ruhig. Die Überlebenden von Sharadims Armee, die mit uns gegen das Chaos gefochten hatten, waren in ihre jeweiligen Welten zurückgekehrt, entschlossen, dafür zu sorgen, daß in Zukunft niemals wieder ein Tyrann unter ihnen aufstehen konnte. Niemals wieder wollten sie sich von solchen wie Sharadim dazu verlocken lassen, Krieg gegeneinander zu führen. Neue Parlamente wurden gebildet, aus Angehörigen aller Rassen, und die Zeit des Großen Treffens sollte nicht mehr nur eine Gelegenheit sein, Handel zu treiben.
Nur die Lady Phalizaarn und die Frauen der Rasse der Alten waren nicht nach Gheestenheem zurückgekehrt, das, wie wir erfahren hatten, von Sharadims Truppen verwüstet worden war. Sie trafen besondere Vorbereitungen für ihre eigene Abreise.
Bellanda aus Maaschanheem war mit ihren Leuten an Bord der Grimmiger Schild zur Heimreise aufgebrochen, mit dem Versprechen, daß wir, sollten wir je nach Maaschanheem zurückkehren, bessere Aufnahme finden würden, als wir bis jetzt dort erlebt hatten. Der Abschied von ihr war besonders herzlich. Hätte sie nicht während all der Monate von Beks Pistole aufbewahrt, wäre zumindest ich nicht mehr
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