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Der ewige Held 03 - Das ewige Schwert

Der ewige Held 03 - Das ewige Schwert

Titel: Der ewige Held 03 - Das ewige Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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weiß sein konnte, war auch weiß. Masten, Segel, Ruder - selbst die einzelne Flagge auf jedem Schiff war weiß, bis auf ein kleines, schwarzes Zeichen in der linken Ecke. Es schien sich dabei um ein Kreuz zu handeln, dessen vier Enden jeweils in eine Pfeilspitze ausliefen.
    Als nächstes kamen drei sehr viel größere, massigere Schiffe, die anscheinend auch von Dampf angetrieben wurden, obwohl sie keine Ähnlichkeit mit irgendeinem Wasserfahrzeug hatten, dessen ich mich erinnern konnte. Sie bestanden zum größten Teil aus Holz, mit hohem Vorderund Achterkastell, Luken für Kanonen oder Ruder, einem einzigen dicken Schornstein am Heck und vielleicht acht kleinen Schaufelrädern an jeder Seite. Man konnte meinen, jemand hätte nach einem flüchtigen Geistesblitz versucht, ein Dampfschiff zu bauen, ganz gleich, ob es funktionierte oder nicht. Aber zweifellos war es nicht an mir, ein Urteil zu fällen. Die plumpen Kähne waren aller Wahrscheinlichkeit nach durchaus brauchbar. Weiter entdeckte ich eine Anzahl tellerförmiger Schiffe, offenbar aus einem einzigen Stück Holz gefertigt (obwohl der dazu benutzte Baum unvorstellbar riesig gewesen sein mußte). Sie waren vergoldet und bemalt und hatten nur einen Flaggenmast, aber Rudergabeln rundum, für lange Ruder aus Holz. Eindeutig konnte man sich damit nur auf äußerst seichten Binnengewässern bewegen, und ich nahm an, daß die Eigentümer keinen Ozean hatten überqueren müssen, um hierherzugelangen.
    Zuletzt, zwischen dem letzten maaschanheemer Schiff zu unserer Linken und den tellerförmigen Booten, lag ein Gebilde, das mehr wie eine stilisierte Arche Noah aussah als alles, was ich bisher auf dem Wasser hatte schwimmen sehen. Es war aus Holz, mit spitzem Bug und Heck; ein einzelnes, großes Haus auf Deck, völlig schmucklos, aber vier Stockwerke hoch, mit regelmäßig angeordneten Türen und Fenstern, die nicht einmal den Versuch machten, irgendwie dekorativ auszusehen. Es war das Urbild rein praktischen, einfallslosen Schiffsbaus. Was trotzdem meine Neugier weckte, waren die Türen, die beträchtlich größer zu sein schienen, als für Leute von durchschnittlichem Körperbau nötig gewesen wäre. Im Gegensatz zu den anderen
    Schiffen zeigte es keine Flagge, und von Bek konnte genausowenig sagen wie ich, wem es gehörte oder woher es kam.
    Einige wenige Gestalten waren in der Nähe ihrer Schiffe an Land gegangen, aber Einzelheiten vermochten wir der Entfernung wegen nicht zu erkennen. Die Besatzung der weißen Boote schien von Kopf bis Fuß in Gewänder von gleichfalls makellosem Weiß gehüllt zu sein. Die Leute von den reichgeschmückten Galeeren daneben waren, wie nicht anders zu erwarten, farbenfroh gekleidet. Die Besitzer der großen, offenen Boote hatten hohe, eckige Zelte aufgebaut, und nach dem daraus aufsteigenden Rauch zu urteilen, bereiteten sie sich etwas zu essen. Von den Bewohnern der Arche war nichts zu sehen.
    Ich wünschte mir Jurgins Fernglas, denn ich war überaus neugierig auf sämtliche Bewohner der sogenannten Sechs Reiche.
    Wir spekulierten gerade über die Besatzung und ihre Schiffe, als über uns eine Stimme ertönte: »Genießt das Nichtstun, edle Herren! Denn damit wird es nach dem Treffen vorbei sein. Wir werden sehen, ob ein abgesetzter Prinz Valadek ebensogut laufen kann wie die durchschnittliche Sumpfmaus!«
    Es war Armiad, rotgesichtig und wie immer mit feuchter Aussprache, der, in eine Art purpur- und kirschroten Morgenmantel gehüllt, an einem Balkongeländer schräg über uns lehnte und die Fäuste ballte, als wollte er das Leben aus uns herauspressen.
    Wir machten eine Verbeugung, wünschten ihm einen guten Morgen und gingen hinein. Wir hatten inzwischen beschlossen, es zu wagen, unsere Unterkunft zu verlassen (obwohl wir vorsorglich all unser Eigentum mitnahmen), und machten uns auf die Suche nach unseren jungen Freunden, in der Hoffnung, daß wenigstens sie nichts gegen unsere Gesellschaft einzuwenden haben würden.
    Wir entdeckten Bellanda und ihre Freunde auf einem flachen Teil des Vorderdecks, bei irgendeinem Spiel mit bunten Figuren. Sie waren ein wenig überrascht, uns zu sehen, und erhoben sich nur zögernd von ihrem Zeitvertreib.
    »Wie man sieht, habt ihr die Neuigkeiten erfahren«, bemerkte ich zu Bellanda, deren junges, hübsches Gesicht aufrichtige Verlegenheit ausdrückte. »Man hat mich von einem Helden in einen Schurken verwandelt, wie es scheint. Würde Euch, für den Augenblick wenigstens, mein Wort genügen,

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