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Der ewige Held 03 - Das ewige Schwert

Der ewige Held 03 - Das ewige Schwert

Titel: Der ewige Held 03 - Das ewige Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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gesetzt. »Ich frage mich, ob es eine Möglichkeit gibt, in ein anderes Reich überzuwechseln. Soweit ich unterrichtet bin, ist es in der Mittelmark nicht allzu schwierig.«
    »Am besten wäre es, hier abzuwarten und an dem Treffen teilzunehmen. Dort wird sich herausstellen, wer Prinz Flamadin immer noch für einen tollen Kerl hält, wer nicht an die Sharadim-Geschichte glaubt und wer mich zutiefst verabscheut.«
    »Ich vermute, Sie werden im Augenblick nicht viele Freunde finden. Entweder waren Sie - als Prinz Flamadin - verantwortlich für diese Verbrechen, oder Sie sind das Opfer einer wirkungsvollen Propaganda. Ich weiß, wie es ist, über Nacht zu einem Schurken gemacht zu werden. Hitler und Goebbels sind Meister darin. Aber bei dem Treffen können Sie vielleicht beweisen, daß Sie nicht all der Dinge schuldig sind, die man Ihnen zur Last legt.«
    »Wo könnte ich anfangen?«
    »Das wird sich erst morgen herausstellen. In der Zwischenzeit sollten wir bleiben, wo wir sind. Haben Sie bemerkt, daß ich gleich beim Eintreten nach dem Diener geläutet habe?«
    »Und niemand ist gekommen. Sonst waren sie immer schnell bei der Hand. Wie es scheint, gewährt Armiad uns nur das Minimum seiner Gastfreundschaft.«
    Keiner von uns hatte Hunger. Wir wuschen uns, so gut es ging, und legten uns zu Bett. Ich wußte, daß ich Ruhe brauchte, aber die Alpträume waren außerordentlich eindringlich. Immer noch riefen die Stimmen nach Sharadim. Sie peinigten mich. Und dann, als ich tiefer und tiefer in diesen Traum hineinglitt, sah ich die Frauen, die nach meiner Zwillingsschwester riefen. Sie waren hochgewachsen und überwältigend schön von Angesicht und Gestalt. Wie vertraut waren mir der zierliche, schlanke Körperbau, das spitz zulaufende Kinn, die hohen Wangenknochen und die großen, schrägen Mandelaugen, die kleinen Ohren und das weiche Haar! Ihre Kleidung war anders, aber das war auch alles. Die Frauen, die sich hinter den bleichen Flammen zu einem Kreis zusammengefunden hatten, deren Stimmen die Dunkelheit erfüllten, waren Frauen der Alten. Sie gehörten der Rasse an, die manchmal als Vadagh bezeichnet wurde, manchmal als Melniboneer. Einer Rasse, die eng verwandt war mit John Dakers Volk. Als der Ewige Held hatte ich beiden angehört. Als Erekose hatte ich eine solche Frau geliebt.
    Und dann, plötzlich, als die weißen Flammen nicht mehr so hoch emporschlugen und ich besser über sie hinwegsehen konnte, begann ich vor Freude und Angst zu zittern, stieß einen Ruf aus, streckte die Arme aus voller Verlangen, das Gesicht zu berühren, das ich erkannt hatte.
    - Ermizhad! rief ich. - Oh mein Liebling! Ich bin hier. Ich bin hier. Zieh mich durch die Flammen! Ich bin hier!
    Aber die Frau, die Arm in Arm mit ihren Schwestern in dem Kreis stand, hörte mich nicht. Ihre Augen waren geschlossen. Sie fuhr fort zu singen und sich im Gleichtakt mit ihren Gefährtinnen zu wiegen. Jetzt zweifelte ich, daß sie es war. Außer, es waren die Alten, die einen der ihren zurückriefen, die Sharadim beschworen und glaubten, mich damit zu erreichen. Das Feuer wurde heller und blendete mich. Wieder erhaschte ich einen Blick auf sie. Ich war beinahe sicher, daß ich meine verlorene Liebste vor mir sah.
    Aus diesem Traum wurde ich in einen anderen hineingezerrt. Diesmal hatte ich keine Ahnung, welchen Namen ich führte. Ich schaute zu einem roten Himmel auf, in dem Drachen ihre Kreise zogen. Riesige geflügelte Reptilien, die einer Gruppe von Menschen auf den geschwärzten Ruinen einer Stadt zu gehorchen schienen. Ich gehörte nicht zu dieser Gruppe, aber ich stand dabei. Auch sie glichen den Alten, aber ihre Gewänder waren sehr viel prächtiger, beinahe geckenhaft, obwohl ich nicht sicher war, wie ich das alles wissen konnte. Aber es waren Alte, daran gab es keinen Zweifel, aus einer anderen Zeit, von einem anderen Ort. Sie wirkten verzweifelt. Zwischen ihnen und den Reptilien am Himmel bestand eine Verbindung, die ich nur schwer begreifen konnte, obwohl in meinem Bewußtsein der Widerhall einer Erinnerung war (oder einer Vorahnung, was für solche wie mich ein und dasselbe ist). Ich versuchte einen meiner Gefährten anzusprechen, aber weder er noch die anderen waren sich meiner Anwesenheit bewußt. Bald darauf glitt ich von ihnen hinweg, und stand auf einer glasartigen Ebene ohne Horizont. Die Ebene veränderte ihre Farbe von Grün zu Purpur, Blau und wieder Grün, als wäre sie erst kürzlich erschaffen worden und müsse sich erst festigen.

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