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Der ewige Held 03 - Das ewige Schwert

Der ewige Held 03 - Das ewige Schwert

Titel: Der ewige Held 03 - Das ewige Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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Ein Geschöpf von erstaunlicher Schönheit, mit goldener Haut und den gütigsten Augen, in die ich je gesehen hatte, sprach zu mir. Aber irgendwie war ich von Bek. Die Worte hatten für mich nicht die geringste Bedeutung, denn wieder galten sie der falschen Person. Ich versuchte diesem wunderbaren Geschöpf die Wahrheit zu sagen, aber meine Lippen wollten sich nicht bewegen. Ich war eine Statue, aus der gleichen glasartigen, sich ständig verändernden Substanz wie die Ebene.
    - Wir sind die Verlorenen, wir sind die Letzten, wir sind die Lieblosen. Wir sind die Krieger am Abgrund der Zeit. Wir sind die Kalten, die Gebrechlichen, die Tauben, die Blinden. Des Schicksals erstarrte Scharen, Veteranen der geistigen Kriege...
    Wieder erblickte ich diese verzweifelten Soldaten, aufgereiht an der zerklüfteten Kante eines hohen Berghangs, über einem unermeßlich tiefen Abgrund. Meinten sie mich, oder sprachen sie jedesmal, sobald sie die Gegenwart irgendeines Zuhörers spürten?
    Ich sah einen Mann in schwarz-goldener Rüstung, der auf einem mächtigen schwarzen Streitroß einen Streifen tosenden Wassers überquerte. Ich rief ihn an, aber entweder hörte er mich nicht, oder wollte mich nicht hören.
    Dann, für einen kurzen Augenblick, sah ich ein zweites Mal Ermiz- hads Gesicht. Hörte, für wenige Sekunden, den Gesang, diesmal viel lauter. - SHARADIM! SHARADIM! SHARADIM! HILF UNS, SHARADIM! BEFREIE DEN FEUERDRACHEN! ERLÖSE DEN DRACHEN, SHARADIM, UND GIB UNS DIE FREIHEIT!
    - Ermizhad!
    Ich riß die Augen auf und gellte ihren Namen in das Gesicht eines besorgten und verwirrten Ulrich von Bek.
    »Wachen Sie auf, Mann«, sagte er. »Ich glaube, wir haben den Ort des Treffens erreicht. Kommen Sie und sehen Sie sich das an.«
    Ich schüttelte den Kopf, immer noch gefangen in der Erinnerung an jene Träume.
    »Sind Sie krank?« wollte er wissen. »Soll ich versuchen, einen Arzt ausfindig zu machen? Wenn es etwas dergleichen an Bord dieses gräß- lichen Fahrzeugs gibt.«
    Ich holte ein paarmal tief Atem. »Sie müssen entschuldigen. Ich wollte Sie nicht erschrecken. Ich hatte einen Traum.«
    »Von der Frau, die Sie suchen? Der, die Sie lieben?«
    »Ja.«
    »Sie haben Ihren Namen gerufen. Es tut mir leid, wenn ich Sie gestört habe, mein Freund. Ich werde Sie allein lassen, damit Sie sich erholen können ...«
    »Nein, von Bek. Bitte bleiben Sie. Normale menschliche Gesellschaft ist genau das, was ich jetzt am nötigsten brauche. Sie sind schon an Deck gewesen?«
    »Ich schlafe hier nicht besonders gut, wegen der Bewegung des Schiffes. Auch wegen des Gestanks. Vielleicht bin ich zu empfindlich, aber er erinnert mich ein bißchen an das Konzentrationslager, in dem ich gewesen bin.«
    Das konnte ich ihm nachfühlen, und verstand jetzt auch seine Abneigung gegen Armiads Schiff etwas besser.
    Bald war ich angekleidet und so sauber, wie es sich einrichten ließ, und folgte von Bek auf einen Balkon, der sich längs unserer Kabine hinzog, und einen guten Ausblick nach Steuerbord ermöglichte. Durch den Rauch, die verworrene Takelage, die Fahnen, Schornsteine und Türmchen, konnte ich erkennen, daß wir tatsächlich angelegt hatten.
    Der Bug des Schiffes ruhte auf dem Strand einer beinahe kreisrunden Insel, auf deren höher gelegenem Mittelpunkt ein schlichter Monolith emporragte, wie ich ähnliche als John Daker in Cornwall gesehen hatte. An die fünfzig Schiffe waren bereits eingetroffen, und neben den gewaltigen Rümpfen wirkten die am Boden herumwimmelnden Menschen wie Zwerge. Aus den Schornsteinen quoll immer noch Rauch, aber nur in größeren Abständen. Hin und wieder gab eines der Schiffe ein lautes Zischen von sich und stieß eine Rauchsäule in die Luft, so daß ich allmählich an eine Gruppe gestrandeter Wale erinnert wurde, obwohl diese sich sicherlich nicht so ordentlich nebeneinander aufgereiht hätten. Es lag eine beeindruckende Präzision in dem beinahe exakten Abstand zwischen den einzelnen Rümpfen.
    Die Schiffe bildeten einen Halbkreis um die Insel. Am jenseitigen Ende lag eine Gruppe schnittiger, eleganter Boote, ähnlich griechischen Galeeren, mit eingezogenen Rudern und verhältnismäßig wenigen Segeln an den Masten. Sie waren herrlich geschmückt und reich verziert. Meiner Meinung nach waren es Staatsschiffe einer wohlhabenden Nation. Ich zählte fünf davon. Neben ihnen befanden sich sechs kleinere Barken, die auf ihre Art ebenso eindrucksvoll waren. Sie waren weiß, vom Bug bis zum Heck. Fast alles, was nur

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