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Der ewige Krieg 01 - Der ewige Krieg

Der ewige Krieg 01 - Der ewige Krieg

Titel: Der ewige Krieg 01 - Der ewige Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Haldeman
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Einkommenssteuersatz von zweiundneunzig Prozent rechnen. Mit den verbleibenden dreißigtausend können Sie ungefähr drei Jahre auskommen, wenn Sie sehr sparsam leben.
    Früher oder später werden Sie in jedem Fall eine Arbeit annehmen müssen, und dies ist eine Arbeit, für die Sie hervorragend qualifiziert sind. Sie werden selbst die Erfahrung machen, daß nicht viele andere Arbeitsplätze zu haben sind; auf der Erde leben mehr als neun Milliarden Menschen, und nahezu die Hälfte von ihnen ist ohne bezahlte Beschäftigung. Und vergessen Sie nicht, daß Ihre berufliche beziehungsweise wissenschaftliche Ausbildung sechsundzwanzig Jahre alt und entsprechend überholt ist.
    Schließlich sollten Sie sich vergegenwärtigen, daß Ihre Freunde und Bekannten, die Sie vor zwei Jahren hatten, beim nächsten Wiedersehen sechsundzwanzig Jahre älter als Sie sein werden. Viele Ihrer Verwandten werden verstorben sein. Ich vermute, Sie werden sich sehr einsam fühlen.
    Doch für den Fall, daß Sie mehr über diese Welt erfahren möchten, will ich Sie nun mit Feldwebel Siri bekannt machen, der gerade von der Erde eingetroffen ist. Feldwebel?«
    »Danke, Herr General.« Es sah aus, als sei mit seiner Gesichtshaut etwas nicht in Ordnung; dann bemerkte ich, daß er Gesichtspuder und Lippenstift trug. Seine Nägel waren weiß und mandelförmig zugefeilt.
    »Ich weiß nicht, wo ich beginnen solle«, sagte er, sog die Oberlippe ein und sah uns stirnrunzelnd an. »Seit meiner Kindheit hat sich so vieles geändert.
    Ich bin dreiundzwanzig, war also noch nicht einmal geboren, als Sie die Reise nach Aleph antraten … Nun, um mit etwas anzufangen, wie viele von Ihnen sind homosexuell?« Niemand meldete sich. »Das überrascht mich nicht. Also, ich bin es, und mit mir ein gutes Drittel der Bevölkerung in Europa und Nordamerika. In Indien und im Mittleren Osten sind es noch mehr. Weniger in Südamerika und China.
    Die meisten Regierungen fördern heutzutage die Homosexualität. Die Vereinten Nationen sind offiziell neutral, doch wird die Homosexualität überall als eine nützliche Verhaltensweise anerkannt, weil das Leben als Homo die einzige sichere und effektive Methode der Geburtenkontrolle ist.«
    Der Gedanke war bestechend. In der Armee nehmen sie eine Spermprobe, die trockengekühlt und eingelagert wird, dann machen sie eine Vasektomie. Ziemlich narrensicher, aber umständlich und teuer.
    Als ich studierte, brachten viele Homosexuelle dieses Argument vor. Und vielleicht hatte die Sache etwas für sich. Ich hatte erwartet, daß die Erde viel mehr als neun Milliarden Einwohner haben würde.
    »Als man mir auf der Erde sagte, ich solle vor Frontrückkehrern Orientierungsvorträge halten, da versuchte ich mir zuerst ein Bild von der Welt zu machen, in der Sie aufwuchsen, indem ich mir alte Filmberichte ansah und alte Zeitschriften las.
    Manches von dem, was man in Ihrer Zeit befürchtete, ist nicht eingetroffen. Der Hunger, zum Beispiel. Selbst ohne alles bebaubare Land unter den Pflug zu nehmen und ohne die Ozeane in Algenfarmen zu verwandeln, gelingt es uns, alle ausreichend zu ernähren. Dazu waren verbesserte Anbaumethoden nötig, vor allem aber eine gelenkte, unparteiische Verteilung aller erzeugten Lebensmittel. Als Sie die Erde verließen, gab es Millionen von Menschen, die einen langsamen Hungertod starben, während manche Nationen im Überfluß lebten. Heute gibt es keins von beiden.
    Sie machten sich Sorgen wegen der hohen Verbrechensraten. Ich las, daß man nachts nicht durch die Straßen von New York, London oder Hongkong gehen konnte, ohne sich in Gefahr zu begeben. Heute ist das trotz verdoppelter Bevölkerungszahl anders. Alle sind besser erzogen und umsorgt, die Psychometrie ist so fortgeschritten, daß wir einen potentiellen Verbrecher schon im Alter von sechs Jahren erkennen und ihm eine wirksame Korrektivbehandlung geben können – nun, die Gewaltverbrechen sind seit zwanzig Jahren stetig zurückgegangen. Wahrscheinlich haben wir heute auf der ganzen Erde weniger Gewaltverbrechen, als man zu Ihrer Zeit in einer der großen…«
    »Das ist ja alles gut und schön«, unterbrach ihn der General barsch und machte damit klar, daß es keins von beiden war, »aber es deckt sich nicht ganz mit dem, was ich gehört habe. Was bezeichnen Sie als Gewaltverbrechen? Was ist mit den übrigen Verbrechen?«
    »Unter Gewaltverbrechen verstehe ich Mord, Raub mit Körperverletzung, Vergewaltigung. All diese schweren Verbrechen gegen das

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