Der ewige Krieg 01 - Der ewige Krieg
abgestumpften Sinne –, gab es in diesem, von einem starken Pressorfeld sorgfältig abgeschirmten Wasser entlang dem Badestrand.
Jedesmal, wenn ein Vergnügungsdampfer oder ein Sportboot landen will, muß das Pressorfeld für ein paar Sekunden ausgeschaltet werden; andernfalls würde es die einlaufenden Fahrzeuge aufhalten. Bei solchen Gelegenheiten kommt es hin und wieder vor, daß ein Meeresbewohner die Sperre durchbricht.
Der unbestrittene Herr der himmlischen Ozeane ist ein bösartiger Bursche, den die Engel in einem Anflug von Originalität ›Hai‹ getauft hatten. Aber er hätte ein paar richtige Haie mühelos zum Frühstück verspeisen können.
Derjenige, der durchkam, war ein mittelgroßer weißer Hai, der sich seit Tagen vor dem Pressorfeld herumgetrieben und nach einem Durchlaß gesucht hatte, gequält von all dem Protein, das innerhalb der unsichtbaren Barriere herumplanschte. Glücklicherweise heult zwei Minuten vor Abschaltung des Pressorfelds eine Warnsirene, so daß niemand im Wasser war, als er durchgeschossen kam. In der Wut seines fruchtlosen Angriffs jagte er so durch das seichte Wasser, daß er beinahe gestrandet wäre.
Er bestand aus zwölf Metern Muskeln mit einem rasiermesserscharfen Schwanz an einem Ende und einer Kollektion ellenlanger Zähne am anderen. Seine Augen, große gelbe Kugeln, ragten an Stielen mehr als einen Meter aus seinem Kopf. Das Maul war aufgesperrt so groß, daß ein Mann bequem darin stehen konnte.
Man konnte nicht einfach das Pressorfeld ausgeschaltet lassen und warten, bis das Ungeheuer sich von selbst entfernte, darum organisierte der Unterhaltungsausschuß ein Jagdvergnügen.
Ich hielt nicht allzuviel von der Idee, mich einem Riesenfisch als Hors d’oeuvre anzubieten, aber Marygay hatte als Halbwüchsige in Florida tauchen und Unterwasserjagd gelernt und war Feuer und Flamme. Auch ich ging schließlich mit, als ich erfahren hatte, wie die Jagd vonstatten gehen sollte; es schien sicher genug.
Es hieß, daß diese ›Haie‹ niemals Menschen in Booten angriffen. Zwei Männer, die dem Seemannsgarn der Fischer mehr vertrauten als ich, waren mit einem Ruderboot in die Nähe des Pressorfelds hinausgerudert, bewaffnet mit einer Schweinehälfte. Sie warfen das Fleisch über Bord, und im Nu war der Hai zur Stelle.
Dies war das Stichwort für die Jagdgesellschaft. Sie bestand aus dreiundzwanzig von uns Dummköpfen, die mit Schwimmflossen, Masken, Schnorcheln und einer Harpune pro Person ausgerüstet waren. Diese Harpunen waren jedoch ziemlich mörderisch, mit einem Treibsatz für größere Reichweite und Explosivladungen in den Köpfen.
Wir gingen ins Wasser und schwammen in einer Phalanx getaucht auf den Hai zu, der mit seiner Schweinehälfte beschäftigt war. Als er uns sah, griff er nicht an, sondern versuchte seine Mahlzeit zu verstecken; offenbar wollte er verhindern, daß sich einige von uns heranpirschten und daran knabberten, während er sich der anderen annahm.
Aber jedesmal, wenn er ins tiefe Wasser entkommen wollte, stieß er auf das Pressorfeld und wurde wieder abgewiesen.
Zuletzt ließ er seine Beute fahren, warf sich herum und griff an.
Es war eine eindrucksvolle Erfahrung. Einen Augenblick lang war er noch von der Größe eines Fingers, mindestens hundert Meter entfernt, dann plötzlich so groß wie der Nebenmann, ein mit unheimlicher Geschwindigkeit heranschießendes Projektil.
Von unseren Harpunen trafen vielleicht zehn – meine nicht – und rissen ihn in Fetzen. Aber selbst nach einem gekonnten (oder zufälligen) Kopfschuß, der die Kopfoberseite und ein Auge wegrasierte, selbst als die Hälfte seines Fleisches und seiner Eingeweide in einer von Blutwolken getrübten Bahn hinter ihm verstreut trieben, brach er in unsere Linie ein, schloß die mächtigen Kiefer um eine Frau und biß ihr beide Beine ab, ehe er ans Sterben dachte.
Wir trugen die Unglückliche, die kaum noch am Leben war, zurück an den Strand, wo schon ein über Funk herbeigerufener Ambulanzgleiter wartete. Man pumpte sie voll Blutplasma und schockverhütende Mittel und brachte sie zum Krankenhaus, wo sie überlebte, um die Qualen des Nachwachsens neuer Beine durchzumachen. Ich aber faßte den Entschluß, die Jagd auf Fische von nun an anderen Fischen zu überlassen.
Sobald die Therapie erträglich wurde, begannen wir unseren Aufenthalt in Soglia zu genießen. Keine militärische Disziplin, viel Zeit zum Lesen, Spazierengehen und Basteln. Doch lag ein Schatten über dem Ganzen,
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