Der ewige Krieg 01 - Der ewige Krieg
nennen, und zwar in der Reihenfolge ihrer Entdeckung, aber als sie überall auf die verdammten Dinger stießen, hatten die Buchstaben nicht mehr gereicht. Infolgedessen hatte man Zahlen angehängt; soviel ich wußte, waren sie zur Zeit bei Yod 42.
»Das ist ja schon alte Geschichte«, meinte er. »Wie war es damals?«
»Ich weiß nicht. Weniger überfüllt, hübscher. Ich war zuletzt vor einem Jahr – nein, vor einem Jahrhundert auf der Erde. Es hängt alles davon ab, wie man es sieht. Ich fand es so schlimm, daß ich wieder zur Armee ging, wissen Sie. Übervölkerung, alles reglementiert, die Leute mit Drogen benebelt. Ich will niemanden beleidigen, aber das war mein Eindruck.«
Er zuckte die Achseln. »Ich selbst war nie dort. Aber Leute, die von der Erde kommen, scheinen sie zu vermissen. Vielleicht haben sich die Verhältnisse dort gebessert.«
»Was, Sie wurden auf einem anderen Planeten geboren? Hier?« Kein Wunder, daß ich mit seinem Akzent nichts anzufangen wußte.
»Im Himmel geboren und aufgewachsen, jawohl, Sir.« Er steckte den Schreibstift in die Brusttasche und klemmte seinen Notizblock unter den Arm. »Ein Engel der dritten Generation, sozusagen. Der beste Planet, den es gibt. Aber ich muß jetzt weiter, Leutnant. Die Pflicht ruft.« Er ging zur Tür und wandte sich noch einmal um. »Sollten Sie etwas brauchen, so drücken Sie auf den Knopf auf Ihrem Nachttisch.«
Ein Engel der dritten Generation. Seine Großeltern waren von der Erde zugewandert, wahrscheinlich als ich ein Grünschnabel von hundert Jahren gewesen war. Ich fragte mich, wie viele andere Welten sie besiedelt haben mochten, während ich draußen unterwegs gewesen war. Ein Bein verlieren und ein neues nachwachsen lassen!
Es wäre gut, sich zur Ruhe zu setzen und jedes einzelne Jahr ganz auszukosten. Es wenigstens zu leben.
Was der Mann über die Schmerzen gesagt hatte, war nicht übertrieben. Und es war nicht nur das neue Bein, obwohl es brannte wie siedendes Öl. Um die Gewebeneubildung anzuregen, wurden wachstumstimulierende Mittel injiziert, die verschiedentlich zu unerwünschten Wucherungen führten; an einem halben Dutzend Stellen brach Krebs aus und mußte separat behandelt werden, was wieder mit Schmerzen verbunden war.
Ich fühlte mich ziemlich erschöpft und aufgezehrt, aber es war dennoch faszinierend, das Bein wachsen zu sehen. Weiße Fäden wurden zu Adern und Nervensträngen, die zuerst ein wenig schlaff durcheinanderhingen, aber mehr und mehr ihren funktionsgerechten Verlauf nahmen, als die Muskulatur um den Metallknochen wuchs.
Allmählich gewöhnte ich mich daran, so daß ich den Anblick nicht mehr abstoßend fand. Aber wenn Marygay zu Besuch kam, war es ein Schock – sie durfte aufstehen und umhergehen, bevor sich Haut an ihrem neuen Arm gebildet hatte, und sah wie eine wandelnde Anatomievorführung aus. Doch auch der Schock verging, und bald verbrachte sie jeden Tag einige Stunden bei mir, um Spiele zu spielen oder Krankenhausklatsch auszutauschen oder einfach stillzusitzen und zu lesen, während der Arm langsam in seinem Plastikgehäuse wuchs. Ich hatte seit einer Woche Haut am Bein, bevor sie es aus der Umhüllung befreiten und die Maschine davonrollten. Es war häßlich wie der Klumpfuß des Teufels, haarlos und leichenhaft weiß, steif wie eine Eisenstange. Aber es ließ sich immerhin gebrauchen. Ich konnte aufstehen und steifbeinig dahinschlurfen.
Man verlegte mich in die Orthopädie zum, wie es hieß, ›Bewegungs- und Koordinationstraining‹ – ein hochgestochener Name für langsame Folter. Sie schnallen einen in eine Maschine, die das alte und das neue Bein gleichzeitig biegt. Das neue widersetzt sich.
Marygay war in einer benachbarten Abteilung, wo man ihr Arm, Handgelenk und Finger methodisch beugte, streckte und drehte. Für sie mußte es noch schlimmer gewesen sein; jeden Nachmittag, wenn wir uns trafen, um nach oben zu gehen und im sonnengesprenkelten Schatten auf Liegestühlen der Ruhe pflegten, sah sie grau und verfallen aus.
Als die Tage vergingen, verlor die Therapie allmählich den Charakter der Folter und ähnelte mehr anstrengenden Übungen. Wir begannen jeden Tag eine Stunde zu schwimmen, meistens in der Halle, bei ruhigem, sonnigem Wetter auch im geschützten Wasser vor dem Strand. Auf festem Boden humpelte ich noch immer, doch im Wasser kam ich mit dem neuen Bein bald recht gut zurecht.
Die einzige richtige Aufregung, die wir im Himmel hatten – Aufregung für unsere vom Kampf
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