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Der ewige Krieg 01 - Der ewige Krieg

Der ewige Krieg 01 - Der ewige Krieg

Titel: Der ewige Krieg 01 - Der ewige Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Haldeman
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angekleidet, aber völlig ungeniert. »Gehen Sie zu Jarvil. Er wird sich darum kümmern.«
    »Nein, das ist es nicht. Was ist geschehen, Diana?«
    »Ach so. Na schön.« Sie fuhr in ihre Uniform und sprach, während sie sich ankleidete. »Ich fürchte, es war meine Schuld. Ich ließ ihn eine Minute allein.«
    »Und er versuchte sich zu erhängen.«
    »So ist es.« Sie setzte sich auf eine Couch und bot mir den Stuhl an. »Ich holte eine kreislaufstützende Spritze, aber als ich zurückkam, war er schon tot. Jarvil war nicht da, weil er sich um Hilleboe kümmern mußte.«
    »Aber hören Sie, Diana … Sein Hals zeigt keinerlei Merkmale. Keine Blutergüsse, Quetschungen, nichts.«
    Sie zuckte die Achseln. »Das Hängen brachte ihn nicht um. Er hatte einen Herzanfall.«
    »Jemand gab ihm eine Spritze. Direkt in die Herzgegend.«
    Sie blickte verwundert auf. »Das war ich, Major. Adrenalin. Es ist das übliche Verfahren.«
    Man bekommt diesen Punkt ausgetretenen Blutes, wenn man bei Verabreichung der Injektion zurückzuckt. »Er war also tot, als Sie ihm die Spritze gaben?«
    »Das war meine Diagnose.« Unbewegten Gesichts. »Kein Herzschlag, kein Puls, keine Atmung.«
    »Ja. Verstehe.«
    »Ist etwas… Was ist los?«
    Entweder hatte ich unwahrscheinliches Glück gehabt, oder Diana Alsever war eine sehr gute Schauspielerin. »Nichts. Ja, ich werde mir was für die Hand geben lassen.« Sie öffnete die Tür und blickte über die Schulter zurück. »Ersparte mir eine Menge Ärger.« Sie schaute mir ruhig in die Augen. »Das ist wahr.«

    Ungeachtet der Tatsache, daß es mehrere desinteressierte Zeugen von Graubards Ableben gegeben hatte, hielt sich das Gerücht, daß ich Dr. Alsever beauftragt hätte, ihn kurzerhand zu beseitigen – da es mir selbst nicht gelungen wäre und ich die Mühe eines standrechtlichen Verfahrens gescheut hätte.
    Tatsache war, daß Graubard nach dem Militärrecht überhaupt kein Verfahren verdient hatte. Ich hätte bloß sagen zu brauchen: »Sie, Sie und Sie. Führen Sie diesen Mann hinaus und erschießen Sie ihn.« Und wehe dem Soldaten, der sich geweigert hätte, den Befehl auszuführen.
    Mein Verhältnis zur Kompanie verbesserte sich dennoch in einer Weise. Wenigstens nach außen hin zeigten die Leute mir gegenüber mehr Respekt. Aber ich hatte den Verdacht, daß es zumindest teilweise jene billige Art von Respekt war, die man jedem Raufbold entgegenbringt, der sich als gefährlich und unberechenbar erwiesen hat.
    Mein neuer Name war ›Killer‹. Gerade als ich mich an ›alter Vorderlader‹ gewöhnt hatte.
    Das Leben im Stützpunkt kehrte bald wieder zum gewohnten Einerlei von Übung und Abwarten zurück. Ich konnte kaum erwarten, daß die Taurier endlich kämen, nur um diesem Zustand so oder so ein Ende zu machen.
    Die Soldaten hatten sich der Situation viel besser angepaßt als ich. Sie hatten bestimmte, genau umrissene Pflichten zu erfüllen und reichlich Freizeit für die üblichen soldatischen Mittel gegen Langeweile. Meine Pflichten waren verschiedenartiger, boten aber weniger Befriedigung, weil die Probleme, die bis zu mir drangen, von der schwierigen bis unlösbaren Sorte waren; diejenigen mit leichten, eindeutigen Lösungen wurden auf den unteren Ebenen erledigt.
    Ich hatte niemals viel für Sport und Spiel übrig gehabt, doch nun wandte ich mich mehr und mehr diesen Dingen zu. Sie erfüllten die Funktion eines Sicherheitsventils, denn in dieser gespannten, klaustrophobischen Atmosphäre konnte ich mich zum erstenmal in meinem Leben nicht in Lektüre oder Studien flüchten. Also focht ich mit den anderen Offizieren mit Degen und Säbel, arbeitete bis zur Erschöpfung an den Übungsmaschinen und hatte sogar ein Sprungseil in meinem Büro. Die meisten anderen Offiziere spielten Schach, aber sie konnten mich im allgemeinen schlagen – wann immer ich gewann, hatte ich das Gefühl, daß sie mir gefällig sein wollten. Wortspiele waren schwierig, weil meine Sprache ein archaischer Dialekt war, den sie nur unvollkommen verstanden. Und mir fehlte die Zeit und das Talent, ›modernes‹ Englisch zu meistern.
    Eine Zeitlang ließ ich mir von Diana stimmungsverändernde Drogen geben, aber die kumulative Wirkung war beängstigend – ich wurde von dem Zeug in einer Weise abhängig, daß mir angst und bange wurde, also hörte ich damit auf. Dann versuchte ich es mit systematischer Psychoanalyse, angeleitet und beraten von Leutnant Wilber. Es war unmöglich. Obwohl er alle meine Probleme in

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