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Der ewige Krieg 02 - Am Ende des Krieges

Der ewige Krieg 02 - Am Ende des Krieges

Titel: Der ewige Krieg 02 - Am Ende des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Haldeman
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einundzwanzigsten wieder zurück sein.«
    »Ich auch«, sagte Justin. »Wann findet der nächste Flug statt?«
    »In einer Woche oder zehn Tagen«, erklärte der Mensch. »Das können wir flexibel handhaben.« Sie gab den Schnalzlaut von sich, der jeder Diskussion mit dem Schiff vorausging. »Hast du genug Nahrung für drei Leute an Bord?«
    »Allein die Notrationen reichen mehrere Jahre. Wenn ich die Kombüse aktiviere, können Sie auch Tiefkühlkost verwenden. Sie ist allerdings sehr alt.«
    Teresa schnalzte. »Tu das! Sparen wir die Notrationen lieber für Notfälle auf!«
    Ich hatte gute Lust, mich ebenfalls zu melden, obwohl ich von Landwirtschaft nicht sehr viel verstehe. Es war ein aufregendes Gefühl. Als würde man Zweige auf ein fast erloschenes Feuer legen und vorsichtig in die schwache Glut blasen, um eine neue Flamme zu entfachen.
    Aber ich musste mich um meine Studenten und meine Fische kümmern. Vielleicht konnte ich nächsten Monat, wenn die Vorlesungen zu Ende waren, noch einmal heraufkommen und beim Aufbau der Aquakulturen helfen.
    Marygay zwickte mich ins Hinterteil. »Kommt nicht infrage! Du hast Unterricht.«
    »Ich weiß, ich weiß.« Wann hatte es angefangen, dass jeder von uns die Gedanken des anderen lesen konnte?
    Wir sahen Holo-Aufnahmen des »Maschinenraums«, der genau genommen überhaupt kein Raum war. Er hatte zwar einen zylindrische Mantel aus Alugittern, um die Wartung zu erleichtern. Aber natürlich wagte sich niemand nach da draußen, solange der Antrieb aktiviert war. Die austretende Gammastrahlung würde nur Sekunden benötigen, um jegliches Leben zu verbrutzeln. Die Schiffscrew würde den Umgang mit ferngesteuerten Robotern üben müssen, falls Reparaturen anfielen und der Antrieb nicht abgeschaltet werden konnte.
    Es gab einen riesigen Wassertank mit dem Fassungsvermögen eines mittleren Sees und eine sehr viel kleinere Kugel mit Antimaterie, eine perfekte Sphäre aus grellen blauen Pünktchen.
    Ich starrte die Holos eine Zeit lang an, während das Schiff technische Daten herunterleierte, die ich später nachlesen konnte. Diese glitzernde Kugel war unser Flugticket in ein neues Leben, das plötzlich realisierbar schien. Freiheit, in diesem kleinen Gefängnis.
    Ich erkannte durchaus, dass ich nicht nur der sanften Tyrannei der Taurier und des neuen Menschen entrinnen wollte. Da war auch der Alltag – die Familie und die Gemeinschaft, die mir im Lauf der Zeit immer mehr Pflichten aufgebürdet hatte. Ich befand mich gefährlich nahe an der Position eines Stammesältesten – und obwohl ich streng genommen der älteste Bewohner des Planeten war, verspürte ich nicht die geringste Lust, diese Rolle zu spielen. Ich hatte noch reichlich Zeit und Unternehmungsgeist für das eine oder andere Abenteuer. Erst recht für ein eher passives Abenteuer wie dieses hier.
    Nennen wir es ruhig die Angst vor dem Großvater-Dasein. Vor dem Part des Beobachters und Beraters. Ich hatte meinen Bart vor Jahren abrasiert, als ich die ersten weißen Strähnen entdeckte. Jetzt konnte ich ihn richtig wachsen und über meine Brust wallen sehen, während ich im Schaukelstuhl auf der Veranda saß…
    Marygay zupfte mich am Ellbogen. »Hallo – jemand daheim?« Sie lachte. »Das Schiff möchte, dass wir uns nach unten begeben.«
    Wir schlängelten uns zurück zum Lift, und vor meinem geistigen Auge erstanden Weizenfelder, Obst- und Gemüsegärten, während es in den Tanks von Fischen und Krustentieren wimmelte.
    Als wir den Mittelteil des Schiffes erreicht hatten, folgten wir dem Menschen aus dem Aufzug und schwebten durch den Korridorschacht in die Tiefe, vorbei an Kunstwerken, die deutliche Altersspuren zeigten. Wir waren diese Art der Fortbewegung nicht mehr gewohnt und stießen immer wieder zusammen, bis wir endlich mittels der Griffleisten eine mehr oder weniger ordentliche Reihe bildeten.
    Der »untere« Zylinder hatte die gleichen Ausmaße wie der, den wir eben verlassen hatten, wirkte aber größer, da er keine Gegenstände im vertrauten menschlichen Maßstab enthielt. Den größten Teil des Laderaums nahmen fünf umgebaute Kampfschiffe ein, die in einem Notfall jeweils dreißig Passagieren die Flucht ermöglichen sollten. Sie konnten nur bis zu einem Zehntel Lichtgeschwindigkeit beschleunigen (und am anderen Ende abbremsen, versteht sich), aber zur Ausrüstung gehörten Tiefschlaf-Tanks, in denen man in einer Art Koma Jahrhunderte lang überleben konnte. Da Mizar und Alkor drei Lichtjahre voneinander

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